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Eine letzte Chance für den BerlKönigAm Ende geht es wie so oft ums Geld

Kommentar von Claudius Prößer

Der BerlKönig stand auf der Kippe. Doch nun bekommt das umstrittene Experiment noch einmal eine letzte Gnadenfrist. Ein Wochenkommentar.

Genug Fahrzeuge gibt's jedenfalls: BerlKönig-Flotte auf BVG-Betriebsgelände in Hohenschönhausen Foto: picture alliance/Wolfgang Kumm/dpa

E ine neue Idee oder eine innovative Technologie ist manchmal genau die richtige Antwort auf vorhandene Probleme – trotzdem scheitern sie, weil die Zeit für sie noch nicht reif ist. Beim BerlKönig, dem Ridepooling-Angebot der BVG, könnte es genau so kommen. Wenn denn nicht in den kommenden drei Monaten in den Gesprächen zwischen allen Beteiligten der Knoten platzt. Bis Ende Oktober wurden die Verträge verlängert, sehr wahrscheinlich ist die Rettung aber nicht.

Die Sache ist kompliziert. Das fängt schon damit an, dass viele potenzielle KundInnen, nämlich die älteren Jahrgänge, das Konzept des Ridepooling – man könnte sagen: „Algorithmus-optimiertes Sammeltaxi“ – noch gar nicht so recht verstanden haben und mit den Zugangsmodalitäten (App? Kreditkarte?! PayPal?!?) fremdeln. Oder dass unsere Mobilitätsgewohnheiten immer noch andere sind. Mit Ridepooling kommt man deutlich komfortabler, weil ohne umzusteigen und direkt, ans Ziel, aber nicht notwendigerweise schneller. Das kann zu Produktenttäuschungen führen.

Schon deshalb dürfte klar sein, dass bei der Nachfrage nach dem Service noch viel Luft nach oben ist und das Geschäft auf Zuschüsse angewiesen ist. Öffentliche Zahlen gibt es nicht, aber dem Vernehmen nach buttert der private BVG-Kooperationspartner ViaVan den Großteil zum laufenden Verkehrsversuch zu, den Rest trägt die BVG, und vom Senat direkt kommt praktisch – niente.

Dass es ohne Subventionen vorläufig nicht geht, zeigt das Schicksal des Konkurrenten CleverShuttle. Die Bahn AG machte ihr defizitäres Projekt Ende Juni praktisch von heute auf morgen dicht.

Von Anfang an mit dem Experiment gefremdelt

Die Senatsverkehrsverwaltung fremdelte von Anfang an mit dem Experiment. Und in dem druckfrischen Verkehrsvertrag mit der BVG, mit dem das Land bei seinem Unternehmen die gewünschten Leistungen für die Jahre 2020–35 bestellt, kommt kein BerlKönig vor. Eine „unternehmerische Entscheidung“ sei es, ob die BVG mit dem Angebot weitermache, sagte Senatorin Regine Günther (Grüne). Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt das Todesurteil für die schwarz-bunten Vans.

Sehr wahrscheinlich ist die Rettung aber nicht. Die Sache ist kompliziert

Wie könnte nun doch noch ein Schuh daraus werden? Am ehesten, indem das Land Berlin einen dringend benötigten Rufbus-Service für die Außenbezirke ausschreibt – wovon auch im Verkehrsvertrag die Rede ist –, diesen aber mit der Lizenz zum Innenstadt-Ridepooling verknüpft. In dieser Kombination könnte sich das Modell möglicherweise tragen.

So richtig billig würde es für das Land sicher nicht. Aber dass die Verkehrswende billig zu haben ist, hat ja nie jemand behauptet.

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Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1969, lebt seit 1991 in Berlin. Seit 2001 arbeitet er mit Unterbrechungen bei der taz Berlin, mittlerweile als Redakteur für die Themen Umwelt, Mobilität, Natur- und Klimaschutz.
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