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Archiv-Artikel

Eine frische Unterhose!

Unser Mann in Nairobi wartet 80 Stunden auf sein Gepäck. Die Kollegen wittern eine Verschwörung

Es gibt Dutzende Gründe, nicht mit dem Flugzeug zu fliegen. Einer heißt „Mitteilung zur Gepäckkontrolle“.

Nairobi vor einer Woche: Der Korrespondent der taz, gebucht auf KLM , landet in Kenias Hauptstadt. Nicht aber sein Gepäck. Die kenianischen Behörden beruhigen: Kommt sicher mit dem nächsten Flug. Blöd nur, dass wegen der neuen Flugbestimmungen (im Handgepäck nur noch 100 ml Flüssigkeit) das Kontaktlinsenmittel fehlt. Dumm auch, dass es in Strömen regnet – natürlich kein Hemd zum Wechseln. Noch dümmer, dass der Laptop nebst Unterlagen fehlt – neue Sicherheitsbestimmungen: nur noch ein Stück Handgepäck.

Am Sonntag kommt das Gepäck nicht. „Weekend“ heißt es auf dem Flughafen. Am Montag fängt der Korrespondent an, ein bisschen zu müffeln. Die Kollegen bieten Hilfe an. Auf dem Flughafen heißt es: „Sorry!“, aber die Nachforschungen blieben ergebnislos. Am Dienstag stürmt der Korrespondent ziemlich wütend das KLM-Büro im 13. Stock eines funkelnden Wolkenkratzers in Nairobi. Nein, er wolle sich nicht setzten, er wolle sein Gepäck! Am Abend ist es endlich da. Also wirklich, denkt der Korrespondent, immer muss man erst auf den Tisch hauen, bevor sich was bewegt.

Er stürzt sich sehnsuchtsvoll auf eine frische Unterhose. Obenauf allerdings liegt eine „Mitteilung der Berliner Flughäfen zur Gepäckkontrolle.“ Dort heißt es unter anderem für die Umsetzung der geltenden Sicherheitsmaßnahmen durch die zuständigen Luftsicherheitsbehörden: „Dabei ist bereits aufgegebenes Gepäck, welches bereits im Röntgengerät kontrolliert wurde, einer weiteren Sicherheitsüberprüfung zu unterziehen, wenn die Ungefährlichkeit nicht zweifelsfrei bewertet werden konnte.“ Zu gut Deutsch: Der Korrespondent wurde entweder der Waffenschieberei, des Terrorismus oder gar noch schlimmerer Dinge verdächtigt. Wie sonst ist zu erklären, dass die Zweitkontrolle 80 Stunden dauerte. Die Kollegen feixen: „Sicher wussten die, dass du von der taz bist.“ NICK REIMER