: Eine Selbsthilfegruppe für Computerfans
■ Schnuppertag beim Bremer Computer-Club in Hemelingen / Vorsitzender fordert Computer für die Schulen
“Ich fühle mich wie ein Fahrdienstleiter bei der Bundesbahn.“ Karl-Heinz Tröps kennt dieses Gefühl, seitdem er seine Modelleisenbahn der Mikroelektronik-Zeit angepaßt hat. Seit zwei Monaten steuert er seine Züge mit seinem Computer. „Das ist rationeller“, meint Tröps. „Früher hatte ich etliche Schaltpulte, Jetzt brauche ich nur noch meinen Computer und ein Interface und kann per Knopfdruck vier Züge gleichzeitig über mein Schienennetz lenken.“
Beim „Schnuppertag“ des Bremer Computer Club im Bürgerhaus Hemelingen am Samstag stellte Karl-Henz Törps seine High-Tech- Bahn den Club-Kollegen und den größtenteils männlichen Besuchern vor. Die Computer- Fans nutzten den Tag zum Erfahrungsaustausch.
Seit zwei Jahren arbeiten die fast 100 Mitglieder des Computer-Clubls an verschiedenen Projekten: Sie büffeln zusammen Programmiertechniken oder tüfteln an Grafikprogrammen. Ein Ergebnis: Über den Bildschirm hopsende, lanzenbewaffnete Reitersmänner. „Für ein Hintergrundbild brauch ich fast einen Monat“, erklärt ein Computer-Freak die Programmierarbeit.
Den Jugendlichen bietet der Club Basic-Kurse an. Einer aus der Gruppe bedauert: „Leider wird so etwas bei uns in der Schule nicht angeboten.“ Arbeitsergebnis der Gruppe: ein Adressenverwaltungsprogramm. „In der Schule werden die Jugendlichen nicht richtig an den Computer herangeführt“, meint Robert Weißmantel, Vorsitzender des Computer Clubs. „Wenn Geräte vorhanden sind, sind es meistens sehr teure, die die Kids sich zu Hause nicht leisten können.“ Sein Appell an die Bildungsbehörde: „Computer sollten in den Unterricht integriert werden. Den Jugendlichen müssen aber auch genügend Geräte zur Verfügung stehen, mit denen sie etwas anfangen können.“
Der Club versteht sich als Selbsthilfegruppe für Computer-Fans, erläutert Weißmantel. „Wir wollen gemeinsam lernen den Computer als Werkzeug zu gebrauchen.“ Weißmantels Kritik am Fachhandel: „Oft werden den Anfängern Geräte verkauft, von denen sie nur einen Bruchteil nutzen können.“ Das gleiche treffe auf den Software- Markt zu. Textverarbeitungssysteme seien meist zu aufwendig und teuer.
Eine Möglichkeit bietet die allgemein zugängliche, weltweite Programmbibliothek „Public Domain“. Gegen ein paar Mark Kopiergebühr kann man Programme von der Textverarbeitung bis zur Finanzbuchhaltung erhalten.“ Der Computer Club will Interessierte auf diesem Gebiet beraten. hajo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen