: Eine Schwalbe macht Werder Kummer
Mit seinem ebenso dummen wie entscheidenden Platzverweis im Halbfinale des Uefa-Cups hat sich Miroslav Klose bei Werder Bremen ins Aus katapultiert. Kredit hatte der formschwache Nationalstürmer schon vorher reichlich verspielt
Bei Werder Bremen dreht sich derzeit alles um Miroslav Klose. Geht er? Bleibt er? Soll er überhaupt noch bleiben? Und darf er nach München wechseln? Oder nur nach Barcelona? Am Donnerstagabend ging es für Werder im Halbfinale des Uefa-Cups gegen Barcelona. Und wieder drehte sich alles um Klose. Wenn auch nur für 19 Minuten. Zwar spielten die Bremer nur gegen das „kleine“ Espanyol, aber irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, Miroslav Klose wolle ungeachtet seiner vom Club am Vortag erzwungenen Treueerklärung eine Visitenkarte abgeben. Als er nach 90 Sekunden gelb sah, wirkte das, als wolle er ein Ausrufezeichen setzen.
Und die Strategie schien aufzugehen. Bis zu jener verhängnisvollen 19. Minute, in der Klose mit einer gesprungenen Grätsche abhebt wie ein drittklassiger Schmierenschauspieler und theatralisch zu Boden geht. Der Schiedsrichter zieht die gelbe Karte und wirkt selbst etwas erschrocken, als er darauf Werders Nummer 11 schon verzeichnet sieht. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als den WM-Torschützenkönig vom Platz zu stellen. Das Spiel war gelaufen, die 1:2-Niederlage die Konsequenz.
Bei Werder fragt man sich nun, wo jener Klose geblieben ist, den man aus Kaiserslautern holte, jener unscheinbare, fast linkische Miro aus dem pfälzischen Blaubach-Diedelkopf, bei dem sich damals alle sorgten, ob er die Ansprüche eines gehobenen Bundesligaklubs in punkto Außendarstellung würde erfüllen können. Er war die Inkarnation des Typs „ehrliche Haut“, der bei keiner Gelegenheit versäumte, sich höflich dafür zu bedanken, dass er bei Werder spielen durfte. Heutzutage sind nur noch die Leistungen bescheiden. Klose trifft sich mitten im Saisonfinale mit Vertretern des FC Bayern, lässt sich erwischen und behauptet kackfrech, es habe sich nur um ein „Informationsgespräch“ gehandelt.
Für viele Werder-Fans ist er seitdem nur noch ein „Söldner“. Seit Donnerstag auch noch ein tölpelhafter und unsportlicher. Kaum vorstellbar, dass er die nächste Saison in Bremen absitzt. Eher wird Werder ihn gegen ein saftiges Schmerzensgeld aus dem Runderneuerungs-Topf der Bayern sofort ziehen lassen. Vielleicht sogar im Tausch gegen einen alten Bekannten: Claudio Pizarro, bei Bayern in Ungnade gefallen, wurde einst in Bremen zum Star. Einen Präzedenzfall gibt es auch: Als Valérien Ismaël vor zwei Jahren nach München wechselte, kam zusätzlich zu den Millionen Torsten Frings nach Bremen zurück. Der hat vergangene Woche seine mögliche neue Arbeitsstelle in Turin besichtigt. Mit dem Einverständnis der Werder-Führung. JAN KAHLCKE