: Eine Kampagne, die nicht verbreitet wird
Polizei kreiert Plakat über Verkehrstote, hat jedoch kein Geld, um es zu drucken
Im vergangenen Jahr gab es 103 Verkehrstote auf den Straßen. Das sind 18 Opfer mehr als 1998. Die Polizei hat auf diese Entwicklung mit einem Plakat reagiert. Dieses wurde gestern vor dem Präsidium am Platz der Luftbrücke an einer Litfaßsäule enthüllt. Darauf zu lesen: Namen und Alter der Verkehrsopfer. Über jeden Namen ist ein schwarzer Sarg gezeichnet. Die 103 Einträge sind in Form eines Kreuzes angeordnet. „Das Plakat soll deutlich machen, dass es sich um menschliche Schicksale handelt, über die die Gesellschaft einfach hinweggeht“, sagte Wolfgang Klang, Leiter für Verkehrspolizeiliche Grundsatzangelegenheiten. Doch die Gesellschaft wird von den schwarz-weißen Plakaten nur wenige sehen: Aus Kostengründen wird das Poster nur in einigen Polizeidienststellen der Hauptstadt aufgehängt.
Die meisten Verkehrstoten waren 1999 Fußgänger: 48 Opfer, 14 mehr als im Vorjahr. Auffällig ist, so Klang, dass jeder fünfte tödliche Unfall von einem Fußgänger selbst verursacht wurde, zumeist durch falsches Überqueren der Fahrbahn. Die Polizei bemüht sich hier um direkte Arbeit mit den Hauptrisikogruppen: 74 Beamte erteilen Verkehrsunterricht in Schulen und Jugendeinrichtungen. Unter Senioren, deren Zahl der Verkehrstoten um neun auf 29 Personen stieg, werden Verkehrssicherheitsfahrten angeboten. Dort erkennt die Polizei aber auch die Grenzen der Aufklärung. „Die teilnehmenden Senioren beachten leider eher das gesellschaftliche Ereignis des Zusammenseins als die Schulungsmaßnahme selbst“, bedauerte Klang.
Während die Zahl der getöteten Radfahrer von 18 im Jahr 1998 auf 13 im letzten Jahr zurückging, waren unter Motorradfahrern mit 20 Todesopfern elf mehr als 1998 zu beklagen.
Ein großes Problem für den Straßenverkehr sieht die Polizei in gehetzten, rücksichtslosen Autofahrern. Hier hofft sie darauf, dass der Gesetzgeber Nachschulungsmaßnahmen für Unfallverursacher durchsetzt. fni
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen