Eine Insel ward geboren: Hanf und Himbeeren
In Pakistan ist nach einem Erdbeben ein Eiland aus dem Meer aufgetaucht. Was macht man eigentlich damit? Unser Autor hätte da ein paar Ideen.
Eine Lösung des Kaschmirkonflikts zwischen Indien und Pakistan scheint endlich in Sicht. Denn Pakistan wird auch ohne das Geballer größer: Durch das jüngste Erdbeben entstand zweihundert Meter vor der Südwestküste eine neue Insel.
Sie hat bislang noch keinen Namen. Ich werde sie „Insel der Liebe“ taufen und mir die Namensrechte sichern. Damit gehört das Eiland praktisch mir. Nach meinem Tod mag Pakistan darüber gern frei verfügen.
Aber jetzt noch nicht. Zuerst schmeiße ich die ganzen Geologen runter, die sich da jetzt tummeln, und stelle ein Schild auf. „Private Property.“ Die Wissenschaftler trampeln mit ihren schweren Schuhen bloß alles kaputt und gehen einem mit ihrem neunmalklugen Gesülze auf die Nerven. Ich aber möchte dort ein wenig Ruhe haben. Ich werde Tomaten und Wein anbauen, was auf vulkanischem Schlamm bekanntlich gut gedeiht. Vor allem Wein. Ein paar Hanfpflanzen vielleicht noch und Himbeeren.
„Welche drei Gegenstände oder Menschen würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“, lautet eine oft gestellte Frage. Viele antworten „ein Buch“ oder „meine Freundin“, weil sie Angst haben, dass die sonst sauer ist. Ist sie aber nicht, weil es auf meiner Insel kein Kino gibt – das baue ich erst ganz zuletzt. Dann kann sie meinetwegen nachkommen und mir die Post der letzten Jahre mitbringen. Ein Buch brauche ich auch nicht, ich weiß schließlich schon alles. Ohnehin hätte ich keine Zeit zum Lesen, da ich mit Twittern, Ackerbau und dem Konsum der Ernte ausgelastet bin.
Aber natürlich nehme ich mehr als drei Gegenstände mit. Die Sachenbegrenzung ist sowieso Schwachsinn. Die haben irgendwelche Esoteriker, Protestanten oder Faschisten aus reiner Schikane erfunden. Mit dem Ruderboot bringe ich einen Spaten, eine Heckenschere und die Pflanzen aus der Gartenabteilung des Globus-Baumarkts herüber.
Mit Wolf, Schaf und Kohlkopf
Dazu ein Bett, ein Sofa, einen Laptop, DVDs, Leberwurstdosen und Aufbackbrötchen. Einen Herd brauche ich nicht wegen der hohen Konzentration leicht entflammbaren Methangases. Zuletzt schiffe ich noch einen Wolf, ein Schaf und einen Kohlkopf über. Mit der richtigen Reihenfolge muss ich allerdings aufpassen.
Mit 37 mal 90 Metern ist die Insel der Liebe leider zu schmal für einen Fußballplatz. Doch so bleibt einem wenigstens die schwierige Entscheidung „Kicken oder Kiffen?“ erspart.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?