: Eine Entwicklung, die Zeit braucht
betr.: „Fußballerinnen zahlen drauf“, taz vom 1. 10. 07
Ja, es ist wahr: Die Damen bekommen für den Weltmeistertitel weniger Geld als die Herren für den 3. Platz. Dennoch bekommen sie mehr als die Herren für ihren Weltmeistertitel 1954. Zugegeben: Damals war der Sport noch Ehrensache – heute hat der Markt Einzug gehalten. Und der Marktwert einer Sportart richtet sich nach der Popularität. Mit der Leistung – im Damen-Finale wurde durchaus besserer Fußball gezeigt als in vielen Spielen bei der Herren-WM letztes Jahr – hat das nichts zu tun. Es gibt genug Sportler in sogenannten Randsportarten, die große Leistungen vollbringen, aber noch weniger verdienen als die Profi-Fußballerinnen. Dabei ist „Randsportart“ eine Frage der Perspektive: In den USA kann ein Baseballspieler Millionen verdienen, in Deutschland kann wohl niemand davon leben. Aber Baseballspieler kennt in den USA eben jedes Kind. Und in Deutschland? Da kennt jedes Kind Fußballspieler – die Herren wohlgemerkt. Durch die WM hat Frauenfußball ein paar Gesichter mehr bekommen: Der Erfolg bringt Bekanntheit mit sich. Das ist aber eine Entwicklung, die ihre Zeit braucht. Erst wenn die Stadien bei Spielen der Frauen-Bundesliga genauso voll sind wie bei bei den Herren kann man Einkommensgleichheit voraussetzen bzw. verlangen.
INGO GANZ, Berlin