Einbürgerungstest im Ersten: Raten für Deutschland
Die ARD bat Prominente zum neuen Einbürgerungstest. Das Ergebnis: Deutsch sein kann jeder.
Nach der Show am Donnerstagabend werden die ARD-Verantwortlichen zweimal tief durchgeatmet haben. Erstens: Alle Flaggen waren korrekt dargestellt worden - gut, es war nur die deutsche, aber auch mit der hatte man einst seine Probleme. Zweitens hatte Reinhold Beckmann den kurzfristig ausgefallenen Showmaster vom Dienst, Jörg Pilawa, adäquat ersetzt.
Beckmann führte durch die mit "Wie deutsch bist du wirklich" überschriebene Show zum Einbürgerungstest. Der ist seit Monatsanfang unumgänglich - wenn man die deutsche Staatsbürgerschaft haben will. Fernsehköchin Sarah Wiener will sie nicht. Sie bleibt Österreicherin. So viel haben die Zuschauer gelernt.
Na gut, gelernt haben die Interessierten noch ein bisschen mehr: Grünen-Parteichefin Claudia Roth kennt sich gut in der Politik aus, zeigt aber Schwächen beim Flaschen-Recycling. Blaue, rote und schwarze Flaschen gehören in den Grünglas-Container - nicht in den für braune Flaschen! Die Frage bleibt, was der Bundesbürger aus blauen, roten und schwarzen Glasbehältnissen konsumiert?
Neben Roth mussten sich "Komiker" Guido Cantz, Fechterin Britta Heidemann, Schauspieler Heiner Lauterbach, Rapper Bushido und ZDF-Moderatorin Dunja Hayali den Fragen stellen. Dazu gesellten sich Bürgermeister, Schüler, Lehrer und Passanwärter. Hayali strauchelte als erste Prominente: Sie verwechselte Erst- und Zweitstimme.
Kann passieren.
Eine Frage blieb den Abend über jedoch unbeantwortet: Brauchen wir einen Aufnahmetest für das Deutschsein? Hayali meinte "Nein", also nicht einen solchen, irgendwie schon einen, aber dann mehr einen Sprachtest. Applaus.
So blieb ein Zuschauer zurück, der miträtseln konnte und erfuhr, dass er einen frisch ertappten Verbrecher auch selbst festnehmen darf, und sich fragen konnte: Muss ich die Quellflüsse der Donau kennen? Nein, muss man nicht. Wer kennt schon den Merksatz "Brigach und Breg bringen die Donau zuweg"?
Bushido wurde Promi-Letzter, was ihm gefiel. Es war eben Unterhaltung, und so war es auch gut, dass die ARD nicht das große "Brauchen wir einen solchen Test"-Fass aufmachte.
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