Einbruchsschutz funktioniert nicht: Kunst-DNA kommt wohl nicht
Da Gen-Markierungen in Bremen keine Diebstähle verhindern, rudert auch Hamburgs Polizei zurück. Dabei hatte der Innensenator mal auf die "kDNA" geschworen.
Das Instrumentarium der künstlichen DNA wird in der Hamburger Polizei wohl nicht zur Anwendung kommen, obwohl es von Innensenator Michael Neumann (SPD) im Arbeitsprogramm der Innenbehörde verankert worden ist. Der Grund: Die Evaluation eines dreijährigen Bremer kDNA-Pilotprojektes, bei dem künstliche DNA als Diebstahlschutz eingesetzt wurde, hat zu keinen Erfolgsmeldungen geführt.
„Wir kennen die Ergebnisse noch nicht“, sagt Innenbehördensprecherin Swantje Glismann. Daher halte sich die Polizei die Option weiter offen. Wenn sich jedoch herausstelle, so Glismann, „das war nicht so toll, dann muss man das einräumen“.
Auch die Polizei nimmt zur Kenntnis, dass die Ergebnisse der Bremer „wohl nicht so durchschlagend sind“, sagt Polizeisprecher Mikro Streiber. „Wir verfolgen das kritisch und führen natürlich nichts ein, was nichts bringt“, sagt Streiber
Die Evaluation des Bremer-Pilotprojekts durch den Leiter des Instituts für Polizei- und Sicherheitsforschung, Arthur Hartmann, hatte ergeben, dass sich die Zahl der Einbrüche aufgrund der kDNA kaum verringert hat. Überhaupt konnten nur drei Einbrüche mithilfe der kDNA aufgeklärt werden. Zahlreiche mit kDNA markierte Computer, die aus einer Schule gestohlen wurden, sind weiterhin verschwunden.
Die künstliche DNA ist eine Substanz, die in einbruchsgefährdeten Häusern, Wohnungen und Schulen auf Wertgegenstände gepinselt wird. Fasst man sie an, bleibt die Substanz bis zu sechs Wochen auf der Haut. Sie kann unter UV-Licht sichtbar gemacht werden, um einen Dieb zu überführen. Sie enthält zudem Mikrochips, mit deren Hilfe die Polizei den rechtmäßigen Besitzer des Diebesguts über eine Datenbank ermitteln kann. Um das zu testen, waren Kunst-DNA-Sets an über 1.000 Bremer Haushalte und an alle dortigen Schulen verteilt worden, um Computer oder Fahrräder zu markieren. Warnschilder sollten für Abschreckung sorgen.
Eine wissenschaftlich abgesicherte Studie, die die Wirksamkeit der kDNA anhand des Rückgangs von Einbruchszahlen über den allgemeinen Trend hinaus beweise, gebe es nicht, resümierte Hartmann jetzt.
Dabei hatte sich Hamburgs Innensenator – damals noch SPD-Fraktionschef – im August 2010 weit aus dem Fenster gehängt und den damaligen Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) scharf attackiert. „Ich fordere den Noch-Innensenator und Möchtegern Bürgermeister Christoph Ahlhaus angesichts der aktuellen Fallzahlen beim Wohnungseinbruch auf, endlich das in Bremen erfolgreich angelaufene Projekt der sogenannten künstlichen DNA auch in Hamburg sofort auf den Weg zu bringen“, wetterte Neumann auf seiner Homepage. „Es wird Zeit, neue Wege zu gehen“, schrieb Neumann damals. „Das in Bremen angelaufene Projekt ist sehr vielversprechend.“ Hamburg solle nicht warten, sondern handeln. „Wenn die Innenbehörde loslegen würde, könnte man zur nächsten Einbruchssaison auch in besonders von Einbrüchen betroffenen Stadtteilen mit dem Projekt starten.“ Die Einbruchszahlen zwängen sofort zum Handeln, so Neumann damals.
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