: Einblick (256)
Rebecca Michaelis, zurzeit Teilnehmerin am Goldrausch Künstlerinnenprojekt
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Inspirierend fand ich in der Sebastiano-Ausstellung der Gemäldegalerie, wie der Maler Bildflächen von teilweise gänzlich konträrer Eigengesetzlichkeit in der Organisation seiner Bilder zusammenbringt. Erinnerte mich an Tintoretto in Venedig – das Beste, was ich im letzten Jahr gesehen habe. Verblüfft haben mich die Arbeiten von Michael Venezia bei Heike Curtze – Positionen aus den 60er-Jahren, die unglaublich aktuell wirken.
Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Am 5. 12. wird im Schokoladen Der Dritte Mann spielen. Hingehen! Unbedingt empfehlen kann ich auch die legendären Aufführungen vom Helmi-Puppentheater im Ballhaus Ost.
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag? Im Moment bin ich bei Kazuo Ishiguros „Als wir Waisen waren“. Es ist das dritte Buch, das ich von ihm lese; Gott sei dank gibt es noch ein paar weitere, die auf mich warten. Wie Ishiguro scheinbar banale Beobachtungen zusammenfügt, kleinste Details zu einer unverwechselbaren Atmosphäre verdichtet und Psychogramme von Figuren entwickelt, die mir merkwürdig vertraut sind, entwickelt eine immense Sogkraft. An Zeitschriften lese ich Parkett, Kunstforum, Texte zur Kunst. Fachliteratur halt. Und nichts ist so gut wie die Gala beim Zahnarzt.
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Einen gesamten Tag nur im Atelier zu verbringen, ohne davor oder danach etwas anderes tun zu müssen. Wenn ich dann noch ein tolles Buch für die S-Bahn-Fahrt habe, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen.