Ein instinktiver, nicht intellektueller Künstler

■ Am Mittwoch verstarb im Alter von 52 Jahren Max Midinet, langjähriger Erster Solist des Hamburg Balletts

Der Hamburger Ballett-Tänzer Max Midinet ist am Mittwoch im Alter von 52 Jahren in der Hansestadt gestorben. Er war viele Jahre Erster Solist in der Compagnie John Neumeiers in Hamburg und gehörte wie Marianne Kruuse zur ersten Tänzergeneration, die mit Neumeier von Stuttgart über Frankfurt/Main nach Hamburg gekommen war. Neumeier würdigte Midinet als „einen Tänzer mit absoluter Hingabe. „Max Midinet war ein instinktiver, überhaupt nicht intellektueller Künstler, der immer eine Ganzheit darstellte.“

Der gebürtige Mainzer Midinet tanzte nach seiner Ausbildung in Stuttgart von 1967 bis 1970 im dortigen Ensemble. Anschließend ging er mit Neumeier nach Frankfurt. Gemeinsam wechselten beide 1973 nach Hamburg. 1987 schied er aus dem Ensemble aus.

Auf der Bühne überzeugte der schmal gewachsene Tänzer stets mit enormer Ausdruckskraft. Kraftvoll und rhythmisch brillant verlieh er jeder seiner Rollen mit großer Bühnenpräsenz ein unverwechselbares Gesicht. Dabei gestaltete Midinet mit viel Bewegungswitz komische Rollen, überzeugte aber genauso als glänzender Charakterdarsteller.

„Midinet war einer der größten dramatischen Tänzer, mit denen ich gearbeitet habe. Von der ersten Probe an konnte man sehen, wie bei ihm eine Rolle in ihrer Ganzheit entstand“, meinte der Hamburger Ballett-Chef. Midinet sei sehr komödiantisch gewesen: „Die Rolle des Mercutio habe ich auf ihn zugeschnitten. Mercutio hat sogar aus seinem eigenen Tod noch einen Spaß gemacht, indem er noch im Sterben vorgab, nur so zu tun, als ob er stürbe“, sagte Neumeier. „Aber Leute, die so lustig erscheinen, sind oft eigentlich sehr tief.“

Unvergessen ist Midinet vielen vor allem als Christus in Neumeiers Choreografie „Matthäus-Passion“. Hervorzuheben sind ebenfalls seine Rollen als Jago in „Othello“, als Zettel im „Sommernachtstraum“ und als König Ludwig II. in „Illusionen – wie Schwanensee“ (1976). lno