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Ein Song, endlich

■ Kopfmusik Hookline: Das New Yorker TripHop-Duo Bowery Electric versammelt auf „Lushlife“ gleich zehn richtige Stücke

Wer hätte das gedacht? Die beiden New Yorker haben es geschafft. Lawrence Chandler und Martha Schwendener aka Bowery Electric können also doch Songs schreiben. So richtig schön mit Refrain, oder auf Musikmarketingdeutsch: mit einer Hookline.

Eine Überraschung nicht nur für die Leute, die das 16-minütige „Postcript“ von Bowery ElectricsBeat-Album immer dann anmachen, wenn die letzten Partygäste partout nicht nach Hause gehen wollen: eine monotone Soundlandschaft, die ganz genau aus einem Keyboardton besteht. Eine sehr lange Viertelstunde.

Nun also Songs. Gleich zehn Stück sind auf Lushlife (Beggars Banquet/ Connected) versammelt, dem aktuellen Album von Bowery Electric. Hookline hin oder her – natürlich handelt es sich um Kopfmusik. Die Titel sind Überschriften kleiner oder großer Stories, je nach Lust beim Hörer: „Deep Blue“, „After Landing“ oder „Soul City“. „Psalms of Survival“ könnte thematisch gut von den düsteren WordSound-Kollegen aus dem benachbarten Brooklyn stammen. Alles weit entfernt von Britney Spears.

Sängerin Martha Schwendener erzählt mehr, als dass sie singt. Ihre Stimme gleitet immer wieder fort, schwebt umher, bis irgendeine Laune ihre Rückkehr einfordert. Umspielt wird ihr geheimnisvoll-morbider Gesang von MoWax-verwandten Hip Hop-Beats, atmosphärischen Soundstrukturen und zurückgehaltenen Bassgerüs-ten. Lawrence Chandler verantwortet die Samples, die Programmierung und Scratches. Das erinnert zuweilen an Portishead. Aber keine Angst: Bowery Electric sind nicht die tausendste Kopie der Melancholie-Maniacs aus Bristol.

Letzten Endes sind Martha und Lawrence zu sehr New Yorker, als dass sie sich festlegen oder kategorisieren lassen. Denn TripHop, Electronica und Ambient verpacken sie auf eklektische Weise mit Vorbildern wie Can oder Kraftwerk. Manchmal geheimnisvoll, manchmal sexy. Bowery Electric können das mit einem Ton auf 16 Minuten umsetzen. Oder eben mit einer feschen Hook-line.

Peter Franzen

Fr, 26. Mai, 21 Uhr, Molotow

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