: Ein „Schockergebnis“ jagt das nächste
Weder das Neue Museum Weserburg noch das „Übersee“ sind pleite – allen medialen Szenarien zum Trotz
Das Neue Museum Weserburg wird seine finanziellen Probleme aus eigener Kraft lösen. Das versicherte Direktor Carsten Ahrens gestern gegenüber der taz. Der Abschluss 2006 weist ein Defizit von 200.000 Euro aus, was in der Medienlandschaft für heftiges Geraschel gesorgt hatte. Der „Weser-Kurier“ stieg ein, in der gestrigen „Bild“ wurde daraus die Schlagzeile: „Zwei Bremer Museen pleite“ – wodurch das „Übersee“ gleich miterledigt wurde.
Hintergrund bei der Weserburg ist vor allem die Verschiebung zweier Großprojekte: Mit Jörg Immendorff sowie „Kunst im Fokus der Naturwissenschaften“ sollten erhebliche Drittmittel eingeworben worden werden. Laut Ahrens, seit Ende 2005 im Amt, erwies sich die Planung allerdings als nicht haltbar. Die Folge: Die Umsetzung des neuen Marketings, für das 150.000 Euro bewilligt worden waren, musste verschoben werden. Entsprechend stagnieren die Publikumszahlen bei 25.000 pro Jahr.
Den Verlustausgleich will Ahrens außerhalb des laufenden Zwei Millionen Euro-Haushalts schaffen, an dem das Kulturressort mit etwas über der Hälfte beteiligt ist. Bis Ende 2007 peilt er eine Besucherverdoppelung an – wobei die Tatsache, dass „zu viel Aufregung im Spiel ist“, wenig hilfreich sei.
Auch Wiebke Ahrndt, Direktorin des „Übersee“, sieht ihr Haus „diskreditiert“. In der Tat gebe es eine strukturelle Unterfinanzierung, „aber jetzt wird der Eindruck erweckt, wir könnten nicht mit Geld umgehen“. Gestern hatte die Kulturdeputation einen Ressortbericht erhalten, der die Verantwortung für die schon länger bekannte 300.000 Euro-Lücke dem Museum zuweist. „Bild“ wiederum erkannte ein „Schockergebnis“ inklusive eines „dramatischen Besucherrückgangs“ – dabei hatte das Haus 2006 ein Plus zum Vorjahr von 40.000 Ticketverkäufen.
Die Krönung der Nachrichtenlage wurde ein ebenfalls gestern im „Nordwestradio“ ausgebreitetes Szenario: Das „Übersee“, eine Stiftung öffentlichen Rechts, könne an das Ressort zurückfallen, dessen nachgeordnete Dienststelle es früher war. Sprecher Florian Kruse: „Das wird nie eintreten.“ Henning Bleyl