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Nachgefragt„Ein Riesenflop“

■ Stadtwerke-Verkauf in Hannover in der Kritik: Hat sich überhaupt nicht gelohnt

Schon auf der ersten Bürgerschaftssitzung der neuen Legislaturperiode wollen SPD und CDU dem vorbereiteten Verkauf von 49,8 Prozent der Bremer Stadtwerke an Veba, Ruhrgas und Tractebel für insgesamt 684 Millionen Mark zustimmen. In Hannover sind bereits zum 1.1.1994 insgesamt 24 Prozent der kommunalen Stadtwerke an Ruhrgas und Thüga verkauft worden. Der energiepolitische Sprecher der SPD-Fraktion im hannoverschen Stadtrat und Aufsichtsrat der Stadtwerke Hannover, Walter Meinhold, hält diese Entscheidung im Nachhinein für einen Fehler.

taz: Hat sich der Verkauf von 24 Prozent der Stadtwerke Hannover gelohnt?

Walter Meinhold: Es hat sich nicht gelohnt, weil durch den Verkauf die Zinsentlastung insgesamt nur 19,5 Millionen Mark betragen hat. Gleichzeitig müssen wir aber an Thüga und Ruhrgas ab dem nächstem Jahr 17,5 Millionen Mark ausschütten, so daß wir für einen Verkaufserlös von 260 Millionen Mark ganz zwei Millionen Mark im Jahr zusätzlich in der Stadtkasse haben. Man muß das auch langfristig sehen. Wenn wir schon kurzfristig feststellen, daß wir dabei nicht den großen Schnitt gemacht haben, dann ist das ein Riesenflop. Ein guter Kaufmann hätte das nicht durchgehen lassen, es sei denn, er ist pleite. Und das ist Hannover keineswegs.

Zwei Millionen Mark sind doch auch eine schöne Summe.

Das ist zwar für kleine Projekte ganz schön. Aber dafür hat man fast ein Viertel des besten Unternehmens der Stadt Hannover abgegeben.

Ruhrgas und Thüga beanspruchen ja nicht nur Rendite, sondern bringen auch Kompetenz in die Stadtwerke ein. Hat sich das nicht positiv ausgewirkt?

Die Vertreter von Thüga und Ruhrgas sind unbestritten kompetente Leute. Aber das, was zur Zeit zum Geschäftsergebnis der Stadtwerke beiträgt, ist durch Vorstand, Aufsichtsrat und Betriebsrat in den Jahren vor dem Verkauf auf den Weg gebracht worden. Und jetzt kommen die Früchte zum Tragen.

Den Atomstromproduzenten und Vorlieferanten PreAG haben Sie in Hannover bewußt aus den Stadtwerken herausgehalten. In Bremen soll er aber über die Veba Anteilseigner werden.

Ja, wir haben die PreAG nicht mit reingenommen, obwohl sie in Hannover ihren Hauptsitz hat. Das war stadtpolitisch schon eine heikle Geschichte. Aber egal, mit welchem der großen Energieriesen man heute Geschäfte macht, man behält dabei keine saubere Weste. Das gilt auch für Thüga und Ruhrgas.

Was würden Sie nach Ihren Erfahrungen für die Entscheidung in Bremen raten?

Ich würde den Bremern raten, eine wirklich ehrliche Gegenrechnung zu machen. Die Stadtwerke Bremen müssen ja den neuen Anteilseigner mit einer Dividende bedienen. Und diese Summe muß dem Zinsentlastungseffekt durch den Verkauf gegengerechnet werden. Ist die Spanne wirklich so groß, oder wäre es nicht besser, sich kontinuierlich von den Stadtwerken Gewinne zuweisen zu lassen. Der Vertreter der Thüga hat uns bei den Beratungen über den Anteilsverkauf offen gesagt, sie würden an der Beteiligung an den Stadtwerken Hannover viel Freude haben. Warum sollen nur Kapitalgeber viel Freude haben? Fragen: Dirk Asendorpf

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