: Ein Plätzchen in Ehren
Bei der CDU gibt's die leckersten Kekse. Die SPD hat nicht mal ein Gebäckbudget ■ Von Silke Mertins
Schokoladenröllchen, Krokantstückchen und gefüllte Mürbeteichplätzchen lachen einem entgegen, wenn man den Raum A im Rathaus betritt. Kein Zweifel: Hier findet eine CDU-Pressekonferenz statt. Denn bei Hamburgs ewiger Oppositonspartei gibt man sich noch Mühe mit den JorunalistInnen – hier stehen neben Tee und Kaffee die leckersten Kekse im ganzen Rathaus, liebevoll auf Tellerchen drapiert, für die geneigten MedienvertreterInnen bereit.
„Die kaufen wir im Spar“, verrät Christine Meyer, Sekretärin und Keks-Beauftragte der christdemokratischen Fraktion. „Ich finde es einfach nett, wenn zum Kaffee eine Kleinigkeit gereicht wird.“ Und es sollen natürlich nicht immer die gleichen Plätzchen sein. „Drei verschiedene Sorten“ kauft Frau Meyer ein. Die von „Balsen“ und die „Coffee-Collection“ in der 1000-Gramm-Box und neuerdings habe sie welche von „Kambley“ entdeckt – „ganz leckere!“
Bei der GAL ist zwar hervorzuheben, daß statt der ekligen Dosenmilch echte Kuhmilch zum Kaffee angeboten wird. Doch etwas für den kleinen Journalistenhunger zwischendurch kommt nur selten auf den Tisch. „Ich habe aber ein Keksbudget!“ beschwört GAL-Geschäftsführerin Lexi von Hoffmann, daß ihre Fraktion keineswegs lustfeindlich und/ oder geizig sei. „Und wir haben auch eine Keksdose, um Journalisten zu füttern!“
Nur scheint deren Inhalt die Zeit zwischen Kauf und Pressekonferenz nicht zu überleben. Wo also sind die Kekse? „Bei mir bricht die reine Verblüffung aus“, so von Hoffmann bestürzt. Auch erinnert sie sich nun, daß „ich schon mal Kekse vor den Abgeordneten wegschließen mußte.“ Dennoch: Der Wille zählt auch.
Der läßt bei der SPD hingegen zu wünschen übrig. Die Dauer-Regierungspartei ist noch nicht auf den Gedanken gekommen, der Presse die Informationskost zu versüßen. „Einmal, nach der Haushaltsklausur, haben wir belegte Brötchen bestellt“, weist SPD-Geschäftsführer Thomas Völsch die Vorwürfe zurück. Eben: einmal. Einen Etat für derlei Ausgaben „gibt's nicht.“ Auf Kaffee-Gebäck wurde auch schon in der vorigen Legislaturperiode verzichtet, als die stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden noch Jan Ehlers und Ingo Kleist – beides Schwergewichte - hießen. Die Zurückhaltung „geht vielleicht auf eine Zeit zurück, als mehrere Fraktionsvorsitzende Diät gemacht haben“, mutmaßt Völsch. Und: „Ich wäre sowieso eher für Gummibärchen.“
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