: Ein Brief, der nicht sein darf
■ Furore um angeblichen Barschel-Brief an Stoltenberg
Berlin (taz) - Seit Wochen laufen in Schleswig-Holstein die Drähte heiß. Es geht um einen angeblichen Brief des Uwe Barschel an den CDU-Landesvorsitzenden Gerhard Stoltenberg: Der Finanzminister wird darin beschuldigt, von den Aktivitäten aus der Kieler Staatskanzlei gegen politische Gegner im Wahlkampf 1987 gewußt zu haben. Genau das aber hat Stoltenberg immer bestritten.
CDU-Opposition und SPD-Regierung halten das Schreiben übereinstimmend für eine Fälschung. Stoltenberg hat schon im Mai Strafanzeige gegen den Verfasser und Verbreiter erstattet. Ob es eine Fälschung ist oder nicht, läßt sich derzeit nicht feststellen. In jedem Fall hat es hinter den Kulissen für erheblichen Wirbel gesorgt und ist insofern von hohem öffentlichen Interesse. Denn wenn Uwe Barschel den Brief nicht geschrieben hat, stammt er von einem ausgezeichnet informierten Fälscher. Er enthält, unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen gegen Stoltenberg, Angaben, die auf eine genaue Kenntnis der Interna der Barschel-Affäre schließen lassen.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Kiel, von Raab-Straube, hat gegenüber der taz den Eingang der Strafanzeige der CDU bestätigt. Als Hypothese für die Ermittlungen, so Raab -Straube, gehe man davon aus, daß es sich bei dem Schreiben um eine Fälschung handele. Diese sei allerdings „nicht dilletantisch“, der Ton sei „gut getroffen“ und der Fälscher sehr gut informiert. Die Qualität lasse sogar die Schlußfolgerung möglich erscheinen, „daß es echt ist“.
Der Weg des Papiers durch die Kieler Parteien- und Regierungszentralen: Tagesthema Seite 3
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