Ein „Aktivist der ersten Stunde“

■ Das frühere Politbüromitglied der SED, Hermann Axen, ist im Alter von 75 Jahren gestorben

Berlin (ap/dpa) — Im Alter von 75 Jahren ist Hermann Axen, für Außenpolitik zuständiger SED-Politiker und „Aktivist der ersten Stunde“ der DDR, gestorben.

Er war am 6. März 1916 in Leipzig als Sohn eines KPD-Funktionärs zur Welt gekommen. 1932 schloß er sich dem kommunistischen Jugendverband an, nach der Machtübernahme der Nazis 1933 ging er in den Untergrund. 1935 wurde er in Dresden zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Vater von Hermann Axen starb in einem Konzentrationslager.

Nach der Entlassung aus dem Zuchthaus Zwickau setzte sich Axen 1938 nach Paris ab, wurde dort aber 1940 verhaftet. Wenig später lieferte ihn die Regierung des besetzten Teils Frankreichs an die Gestapo aus, die ihn ins KZ verschleppte. Von Sowjettruppen wurde er 1945 befreit.

In der sowjetischen Besatzungszone gehörte Axen als „Aktivist der ersten Stunde“ zu den Mitgründern der Freien Deutschen Jugend. 1950 rief ihn Parteichef Walter Ulbricht in das Zentralkomitee der SED. 1956 wurde er Chefredakteur der SED-Parteizeitung 'Neues Deutschland‘.

1966 wurde Axen ZK- Sekretär für internationale Verbindungen. Diese Abteilung bestimmte wesentlich die Außenpolitik der SED und damit der DDR mit. Axen war einer der wichtigsten Entscheidungshelfer von Erich Honecker und oft Ansprechpartner ausländischer Delegationen in Ost-Berlin. 1985 traf Axen den damaligen Kanzleramtsminister Wolfgang Schäuble und Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Er hatte als zuständiges Politbüromitglied auch seine Hand im Spiel bei den Gesprächen zwischen SED und SPD zur Erarbeitung eines gemeinsamen Papiers, das der SPD später als politischer Fehlgriff vorgehalten wurde.

Während der „Wende“ im Spätherbst 1989 befand sich Axen wegen einer Augenoperation in der Sowjetunion. Im November 1989 verlor Axen sämtliche Funktionen in Partei und Staat und wurde nach Rückkehr aus der UdSSR unter dem Verdacht von Korruption und Amtsmißbrauch in Haft genommen. Aus gesundheitlichen Gründen wurde der 73jährige Anfang Februar 1990 wieder auf freien Fuß gesetzt.