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Eiertanz

■ betr.: "Die Gefahr heißt 'Europäische Synthese'", taz vom 15.4.92

betr.: „Die Gefahr heißt ,Europäische Synthese‘“ von Walter Oswalt, EUROTAZ vom 15.4.92

Der Ansatz, den Walter Oswalt macht, um den Wurzeln ansteigenden Rechtsradikalismus und dem damit verbundenen aggressiven Rassismus auf die Spur zu kommen, ist sicherlich ein Anfang. Dennoch bleibt ein Aspekt unterbelichtet, der sich auch, aber nicht allein mit den „Grundlagen der Wohlstandsgesellschaft“ erklären läßt: der allenthalben spürbare, aber peinlichst unterschlagene Rassismus sogenannter fortschrittlicher Menschen, gemeinhin unter dem Begriff „Linke“ zusammengefaßt.

Das Abwürgen zum Beispiel politischer Diskussionen zwischen engagierten ImmigrantInnen, Flüchtlingen und Deutschen von deutscher Seite mit dem Totschlagargument: „Das versteht ihr nicht, weil ihr aus einer anderen Kultur kommt“ oder ähnliches, läßt sich nicht allein mit der Angst vor Machtverlust erklären. Auch Gespräche in diesem politischen Bereich (oftmals, aber nicht immer) unter Ausschluß der Öffentlichkeit künden von einer Überheblichkeit und unterschwelligem Rassismus, der Menschen ausgrenzt und sie allenfalls zum Instrumentarium, zum Gegenstand karitativer Selbstbefriedigung einer deutschen linken Szene degradiert. Das von jenen, von denen zumindest die Forderung nach „gerechter“ Wohlstandsverteilung hinlänglich bekannt war.

Was ist also mit dem Rassismus, bei dem die Rechtsradikalen nur die Spitze des Eisberges bilden, der sich bis in den hintersten Winkel linker Initiativen zieht? Alles Opfer der Industriegesellschaft? Rassismusforschung ist in diesem Land insgesamt dringend notwendig und ginge an die Substanz. Vielleicht ist das der Eiertanz — auch der „Linken“. Felicitas Reichel, Kassel

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