: Effenbergs Ausgleichstor
■ Schleswig-Holsteins Toto-Gesellschaft wird heute 50 Jahre alt
Einen Fußballspieler kann Ralf überhaupt nicht leiden: Stefan Effenberg von Bayern München. Doch nicht über dessen Stinkefinger hat er sich geärgert oder seinen jüngsten Rücktritt von der Nationalmannschaft. Sein Unmut hat einen pekuniären Grund: „Der hat mir mal durch ein Ausgleichstor in der 90. Minute den Tip versaut.“
Wie Ralf sitzen sonnabends etliche Wetter vor dem Radio und verfolgen die Spiele mit Spannung. Denn für Totospieler entscheiden Sieg, Niederlage oder Unentschieden auch über den Stand im Portemonnaie. Seit 50 Jahren können die Fußballbegeisterten Schleswig-Holsteins ihr Insiderwissen versilbern. Am 6. Oktober 1948 gründete die Landesbank die Schleswig-Holsteinische Sportwetten GmbH, die dem wettfreudigen Publikum eine Toto-Wette offerierte.
Mit 11.530 Mark nahm sich der Umsatz der ersten Ausspielung noch bescheiden aus. Dennoch wuchs der Kreis der Anhänger schnell. 1949 legten die Toto-Gesellschaften Schleswig-Holsteins und Niedersachsens ihre Umsätze und Gewinnausschüttungen zusammen und stellten auf die Elferwette um. So konnten sie die Quoten für den ersten Rang erhöhen.
Als sich am 5. Juni 1955 alle deutschen Sport-Toto-Unternehmen auf eine Zusammenarbeit einigten, waren die goldenen Zeiten der Fußballwette vorläufig vorbei. Das Lotto mit seinen zunächst wesentlich höheren Gewinnquoten hatte der Sportwette den Rang abgelaufen. Innerhalb von zwei Jahren reduzierten sich die Toto-Umsätze der meisten Gesellschaften – so auch in Schleswig-Holstein – um über 70 Prozent. Inzwischen setzt die NordwestLotto GmbH wieder rund acht Millionen Mark jährlich mit Sportwetten um. Aber immer noch entscheiden Tore in der 90. Minute über Gewinn und Verlust der Wetter. lno
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