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Editorial

Es fängt ja schon mit diesem Knoten an. Ein Kreuzknoten! Das offizielle Symbol des G20-Gipfels ist doch tatsächlich der Kreuzknoten. Mal davon abgesehen, dass das mit den maritimen Assoziationen so eine Hamburger Marketing-Marotte ist – unter Seglern weiß man: Der Kreuzknoten ist zum „Verbinden zweier gleich starker Enden“ da.

Und davon kann bei den G20 ja wohl überhaupt keine Rede sein, weniger noch als bei den G12, G8, G7 oder G6. Südafrika und die USA, Argentinien und China, Brasilien und die EU – gleich starke Enden? Nee. Dafür muss man noch nicht mal jene in den Blick nehmen, über die auf dem Gipfel geredet wird, statt mit ihnen.

Wollte man unbedingt zusammenbinden, was vielleicht gar nicht so sehr zusammengehört, würden Segler den Schotstek empfehlen, der zum „Verbinden zweier ungleich starker Enden“ erfunden wurde, also von einem dicken und einem dünnen. Wie der Kreuzknoten hat er den Vorteil, dass er sich unter Zug immer fester zuzieht. Er ist aber ein wenig schwieriger zu binden.

Was lässt sich daraus nun schließen? Entweder ist es mit dem Maritimen in Hamburg nicht so weit her, wie oft behauptet wird, und es hat schlicht keiner gemerkt, dass der Kreuzknoten ein schiefes Symbol ist. Oder die für den G20-Auftritt zuständigen Werber sind Freizeitsegler und wussten ganz genau, was sie tun: mit dem hanseatisch-maritim daherkommenden Knoten-Logo Symmetrie vorgaukeln, wo keine sein kann.

Die offiziöse Gipfel-Propaganda finge schon beim Logo an. Der wollen wir mit dieser taz-Sonderausgabe ebenso entgegentreten wie mit acht täglichen Sonderseiten in der Gipfelwoche. Wir fragen offen, ob der G20-Prozess überhaupt Sinn hat und warum der Gipfel in einer Großstadt wie Hamburg stattfinden muss. Ob Protest legitim oder gar geboten ist. Was die Bürgerrechte an den Gipfeltagen noch zählen werden oder ob der Sicherheitsstaat seine hässliche Fratze zeigt.

Und der Kreuzknoten? Den haben wir kurzerhand gekapert. Wir dürfen das. Weil wir uns den weltweiten Initiativen verpflichtet fühlen, die den G20-Prozess eben wegen der in ihm angelegten strukturellen Asymmetrien, wegen der nach außen zugekleisterten Machtverhältnisse kritisieren – und dabei alles dafür tun, einander auf Augenhöhe zu begegnen. Jan Kahlcke

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