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Editorial Sonderausgabe Frauentag 2012Nimm mich, Tarzan!

Ines Pohl
Ines Pohl
Kommentar von Ines Pohl und Ines Pohl

Am Internationalen Frauentag scheint es, als wäre nichts geblieben von all den langen Kämpfen. Befinden wir uns im Zeitalter der Unterwerfung?

E s scheint, als wären Jahrhunderte vergangen. Und nichts wäre geblieben von all den langen Kämpfen. Vom Verbrennen der BHs, den Latzhosen, von der Verweigerung, mitzuspielen im System der universalen Bespaßung des Mannes.

Ob in der Berufsschule, in den Hörsälen, in der Disse oder auf’m Boulevard: Die Lippen der Mädels glänzen rot, die Brüste, drall, bepudert und gepusht, drängen sich dem Betrachter entgegen, die Augenbrauen sind in die rechten Bahnen gezupft, die Haare stundenlang gestylt. Nimm mich, Tarzan!

Sind das die selbstbewussten Postfeministinnen von heute? Oder doch eher feige Frauen? „Schoßgebete“, die eine scheinbar unendliche Abhängigkeit des Weibes vom Mann beschreiben, verkaufen sich millionenfach, in Kursen wird karrierebewussten Frauen beigebracht, wie man strategisch schweigt, um nicht in die wenig erfolgversprechende Schublade des Wutbürger- oder Gutmenschentums gestopft zu werden.

Bild: taz
Ines Pohl

ist Chefredakteurin der taz.

Müssen wir heute, an diesem 101. Geburtstag des Internationalen Frauenkampftags, feststellen, dass wir uns zumindest in Deutschland wieder im Zeitalter der Unterwerfung befinden?

Das ist die Leitfrage dieser Sonderausgabe, der wir nachgehen. In einem hochkarätig besetzten Streitgespräch debattieren die Beteiligten über Sinn und Gefahren einer Quotierung. Wir beschäftigen uns mit dem Phänomen, dass so viele Frauen bei ihren Männern bleiben, obwohl sie nichts Gutes mehr von ihnen erwarten.

Wir lassen auch Frauen zu Wort kommen, die nicht länger von Unterwerfung sprechen wollen, sondern bitte schön davon, dass es in einer freien Welt Frauen auch möglich sein muss, eine freiwillige Unterordnung zu leben. So viel Selbstbestimmung, bitte schön, muss erlaubt sein. Und wenn eine ihren Verstand verlieren will beim Hineinfallen in die Liebesfalle: Voilà, bitte schön, wenn’s Spaß macht.

Und woran haben Sie als Erstes gedacht, als Sie das Wort „Unterwerfung“ gelesen haben? Natürlich. An Sex, an Rollenspiele, SM vielleicht. Auch damit beschäftigen wir uns. Und hier gibt es, hier muss es freilich einen Appell der Macherinnen geben. Spielen ist erlaubt, aber wenn schon Unterwerfung, dann bitte in der richtigen Grundhaltung. Und die muss, egal in welcher Stellung oder Position, in jedem Falle lauten: oben bleiben. In diesem Sinne: Einen schönen 8. März!

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Ines Pohl
Ines Pohl (Jahrgang 1967) war von Juli 2009 bis Juni 2015 Chefredakteurin der taz. Bevor sie als politische Korrespondentin für die Mediengruppe Ippen in Berlin arbeitete, leitete sie das politische Ressort der Hessischen /Niedersächsischen Allgemeinen. 2004/2005 war sie als Stipendiatin der Nieman Foundation for Journalism für ein Jahr an der Harvard University. Im Dezember 2009 wurde ihr der Medienpreis „Newcomerin des Jahres“ vom Medium-Magazin verliehen. Seit 2010 ist Ines Pohl Mitglied im Kuratorium der NGO „Reporter ohne Grenzen“. Außerdem ist sie Herausgeberin der Bücher: " 50 einfache Dinge, die Sie tun können, um die Gesellschaft zu verändern" und "Schluss mit Lobbyismus! 50 einfache Fragen, auf die es nur eine Antwort gibt" (Westend-Verlag)
Ines Pohl
Ines Pohl (Jahrgang 1967) war von Juli 2009 bis Juni 2015 Chefredakteurin der taz. Bevor sie als politische Korrespondentin für die Mediengruppe Ippen in Berlin arbeitete, leitete sie das politische Ressort der Hessischen /Niedersächsischen Allgemeinen. 2004/2005 war sie als Stipendiatin der Nieman Foundation for Journalism für ein Jahr an der Harvard University. Im Dezember 2009 wurde ihr der Medienpreis „Newcomerin des Jahres“ vom Medium-Magazin verliehen. Seit 2010 ist Ines Pohl Mitglied im Kuratorium der NGO „Reporter ohne Grenzen“. Außerdem ist sie Herausgeberin der Bücher: " 50 einfache Dinge, die Sie tun können, um die Gesellschaft zu verändern" und "Schluss mit Lobbyismus! 50 einfache Fragen, auf die es nur eine Antwort gibt" (Westend-Verlag)
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16 Kommentare

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  • T
    Towanda

    Also, einige Kommentare muten schon komisch an. Auch ich sehe in Männern keine Feinde und fühle mich selten direkt diskriminiert. Das heißt aber nicht, dass ich deswegen weg schaue was sich tut in unserer Gesellschaft. Volle Frauenhäuser, Zwangsprostitution, Vergewaltigung. Das ist Alltag in Deutschland. Aber auch Männer werden auf Grund ihres Geschlechtes diskriminiert, deswegen wäre es an der Zeit sich mit Sexismus auseinander zu setzen, um ihn zu beenden. Frauen und Männer gemeinsam. Aber statt dessen stecken viele lieber den Kopf in den Sand, ala, ist doch toll, wenn Männer groß und stark sind und Frauen mit dem Hintern wackeln dürfen. Und wen kümmert es, dass Männer auch darunter leiden, wenn sie immer den Überlegenen und Starken spielen sollen und fast immer noch überwiegend für den Verdienst des Lebensunterhaltes verantwortlich sind. Ich finde auch manchen Kerl anziehend, aber bestimmt nicht, weil er sooo männlich ist (was soll das sein?) Als emanzipierte Frau brauche ich keinen "echten" Kerl. Das ist auch für meinen Freund entlastend.

  • H
    HamburgerX

    "Die Geschlechter unterscheiden sich ganz erheblich. Das wird sich auch nie ändern. Und trotzdem passen sie verdammt gut zusammen. Weil sie sich prima ergänzen. Und darüber bin ich auch sehr froh."

     

    Das sehen aber nicht alle so. Der Feminismus hat nämlich einen inneren Widerspruch, der ihn auch teilweise erfolglos gemacht hat: Er war sich nie einig, ob er ein Gleichheitsfeminismus (Frauen und Männer sollen dasselbe sein, bis auf den berühmten "kleinen Unterschied") oder ein Differenzfeminismus (Männer vom Mars, Frauen von der Venus) sein wollte.

     

    Gleichheitsfeminismus war in den 70ern, 80ern zwar sehr prägend, aber der Differenzfeminismus war nie tot und erlebt jetzt neue Blüten. Vielleicht auch, weil einige Experimente (Jungen spielen mit Puppen, Mädchen bauen mit Märklin) nicht so ausgingen, wie man erwartet hatte. Oder einfach, weil die Gesellschaft und auch die berühmten Rollenverständnisse sich viel hartnäckiger hielten als erwartet. Das Verständnis von Mann und Frau hat eben doch auch kulturelle Wurzeln und die Menschen wollen ihre Kultur nicht so einfach über Bord werfen. Warum auch, wenn damit alle im Großen und Ganzen zufrieden sind?

     

    Die Gesellschaft hat sich dennoch sehr geändert, wie ich finde. Das Allerwichtigste aber war die Gleichberechtigung im Grundgesetz als späte Frucht der Aufklärung. Der Staat als Übervater/Übermutter muss gerecht sein. Was jetzt teilweise nachkommt, handelt aber nicht mehr von Chancengerechtigkeit, sondern von Ergebnisgleichheit. Doch in einer freien Gesellschaft sollten nicht die Ergebnisse definiert werden, sondern die Rahmenbedingungen für ein menschenwürdiges, freies Leben. Und die sind in Deutschland ziemlich gut gesetzt, wie ich finde. Ich glaube daher, dass Frauen und Männer ein gutes Leben führen können.

  • KA
    keine ahnung

    ebenso eigentümlich wie befremdlich ist doch: wenn nichts mehr geht, geschlechterkampf-thematik geht immer und ist ja so leicht entflammbar. dabei ist nichts einfältiger als sich auf diesen penetranten cor esprit (wir frauen ! wir männer !)zu berufen.

     

    das unglück gehört zur liebe ebenso wie das pech bei der partnerwahl. punkt.

  • KA
    keine ahnung

    wichtig aber bleibt, dass jeder hans seine grete findet und vice versa. alles andere ist kalter kaffee.

  • G
    gras

    Vielleicht wäre es mal an der Zeit, sich zu überlegen, ob die Männer-Frauen Debatte einen Sinn hat?

    Sobald man trennt, hat man Unterschiede.

    (Teile und herrsche)

    Wir können aber auch darauf scheißen, ob wir jetzt eine Möse oder einen Schwanz haben (entschuldige die Ausdrucksweise, aber die Debatte geht mir auf den Sack)

    das tun, was wir mögen und können und niemand muss sich unterdrückt fühlen.

    Wir sind alle benachteiligt.

    Frauen beim Gehalt.

    Väter beim Unterhalt.

    Kurzsichtige beim Sport.

    Arme Menschen, weil die keine gebildeten Vorbilder haben. Reiche Menschen, weil die Eltern keine Zeit hatten. Die Kinder in Afrika sind uns gegenüber benachteiligt, weil die kein Essen haben, wir sind denen gegenüber benachteiligt, weil wir fürs Solarium zahlen müssen.(Gut vielleicht zu hart).

    Na ja. Jedenfalls geht es doch darum, aus seinem Leben das Beste zu machen, egal welche Umstände man vorfindet. Und wenn es Gesetze gibt, die diskriminieren, sollte man dagegen kämpfen, den Rest muss man für sich alleine regeln.

  • L
    lilli

    Ich bin eine selbstbewußte, finanziell unabhängige, gut gebildete, berufstätige Mutter. Ich brauche keinen Mann, um mich wirtschaftlich abzusichern. Aber natürlich brauche ich einen Mann (so wie er eine Frau braucht), um eine glückliche Partnerschaft zu führen. Ich brauche Männer als Freunde, als Kollegen, als Gesprächspartner, etc.

     

    Ich habe Männer noch nie in meinem gesamten Leben als Gegner empfunden, wie das aber eigentlich in jedem Wort einer Feministin mitschwingt. Ich wurde oft anders behandelt, aber nie schlechter. Ich habe mich noch nie Männern gegenüber im Nachteil gefühlt. Ich habe als Frau Stärken und Schwächen. Sie haben als Männer Stärken und Schwächen. Und die sind jeweils auch sehr individuell unterschiedlich.

     

    Dieses Abgrenzen, diese Fronten - das habe ich noch nie verstanden. Und ich fühle mich auch nicht degradiert, wenn mir ein Typ auf den Hintern guckt. Und ich erniedrige mich auch nicht selbst, wenn ich meine Lippen rot schminke und einen tiefen Ausschnitt trage. Ganz und gar nicht. Ich gucke Männern auch gerne auf ihr Hinterteil, wenn es das denn hergibt. Ich finde trainierte Oberkörper sexy. Was ist daran verwerflich, wenn sich Menschen zurecht machen und mit ihren Reizen spielen?

     

    Und nicht zuletzt: Ich mag Männer, die Eier in der Hose haben. Auch ich will keinen weichgespülten Softie. Ich will einen großen, starken, männlichen Mann. Und ich habe auch einen. Das schließt aber überhaupt nicht aus, dass wir uns voll und ganz auf einer Augenhöhe bewegen, dass keiner von uns hier die Hosen ganz alleine an hat. Nein, wir führen eine Beziehung, in der ein großer Respekt voreinander herrscht. Wie kann man so oberflächlich und vor allem auch arrogant sein, den Frauen vorschreiben zu wollen, wie sie aussehe müssen, was sie sich für Männer aussuchen dürfen und wie sie sich zu verhalten haben?

     

    Die Geschlechter unterscheiden sich ganz erheblich. Das wird sich auch nie ändern. Und trotzdem passen sie verdammt gut zusammen. Weil sie sich prima ergänzen. Und darüber bin ich auch sehr froh.

  • T
    Towanda

    @ Carsten: Was, um Himmels Willen, meinen Sie mit Natur? Aus den offensichtlichen körperlichen Unterschieden von Frauen und Männern läßt sich sicher nicht ableiten, dass Frauen sich immer noch zu sehr nach dem Äußeren bewerten lassen, immer (angeblich) Schuhe kaufen wollen und passiv (mit Unterstützung aufgehübschter Körper) auf ihren Prinzen warten. Zum Glück sind viele Frauen aber nicht so drauf, auch wenn das optische Bild, welches im TAZ-Bericht beschrieben wird, zum großen Teil stimmt. Mit Natur hat das nichts zu tun, aber mit dem Zeitgeist. Dass Ihnen als Mann das recht ist, wenn Frauen nach Ihren Bedürfnissen funktinonieren, kann ja sein. Aber dass sich das nie ändern kann oder wird ist falsch.

  • J
    Justin

    @ernstgemeint:

    Das ist mit Abstand das beste, was ich heute gelesen habe und übertrifft alle Artikel der heutigen taz gewaltig. Genau das ist das Problem des Feminismus. Nicht die reaktionären Männerseilschaften oder Kristina Schröder sind schuld an der Sackgasse, sondern die eigene Inkonsequenz und Uneinigkeit. Wenn ihr Simone de Beauvoir oder August Bebel gelesen hättet und nicht nur die Kindergarten-Polemiken von Alice Schwarzer hättet ihr auch erkannt, woran euere Bewegung krankt: Die Bourgeois-Frau fühlt sich ihrem Unterdrücker näher als der Proletarier-Frau und befürchtet, bei ihrer "Befreiung" ihre Priviliegien zu verlieren. Amen.

  • GS
    Georg Schober

    Der Muttertag ist der Kampftag der BlumehändlerInnen und der Krampftag aller Mütter. Der Internationale Frauentag ist ein Kampftag für die Gleichberechtigung aller Frauen und ein Krampftag für die geistigen Ausdünstungen des Stammtisches. Georg Schober

    http://literaturblog-duftender-doppelpunkt.at/

  • A
    anke

    Falsch, Frau Pohl. Sie haben keine Ahnung, woran ich gedacht habe beim Wort "Unterwerfung". Ich habe allerdings viel zu viele taz-"Kurse" besucht, als dass ich meine Gedanken an dieser Stelle nicht "strategisch" verschweigen würde.

     

    Eines allerdings mag ich mir dann doch nicht verkneifen. Die Feststellung nämlich, dass ich es gut verstehen kann, wenn eine taz-Chefredakteurin, eine "Macherin" in einem Metier der großspurigen Kerle, auf jeden Fall "oben bleiben" will. Auch, wenn ich nicht der Meinung bin, ihre männlichen und weiblichen "Mit"-Arbeiter hätten sich das permanente Untensein wirklich verdient mit ihren Texten. In diesem Sinne nehme ich diesen 8. März jetzt einfach mal zum Anlass, den Jungs und Mädels in ihrem Team dazu zu gratulieren, dass sie ihre Chefin nicht schon längst vor die Tür gesetzt haben. Tarzane und Janen beiderlei Geschlechts sind schließlich was für Minderjährige. Oder für Debile.

  • E
    ernstgemeint

    Nennt mich naiv, aber "die" Frauen hätten es doch ganz leicht in der Hand: Unterdrückende, dumpfe Machotypen einfach bei der Partnerwahl links liegen lassen, und nur moderne, sich den Rollenklischees ebenso entziehende Männer als Partner nehmen. Und schon würde bald ein riesiger Evolutionsdruck entstehen. Was man aber stattdessen sieht: Machos und Alpha-Macker, oft von ihrer Mutter schon verhätschelt und als "Der Beste" hochgepäppelt, haben öfter eine Beziehung oder Verehrerinnen als die belächelten "Softies", denen die Rollenklischees ehrlich wurst sind. Ihr Verhalten wird noch belohnt.

     

    Die sog. "Softies" hingegen gelten in Feuilleton und Privatgesprächen zunehmend als nicht "männlich" genug (was auch immer das sein soll), denken angeblich zuviel nach, sind gar manchmal unentschlossen, oh the horror! Am Ende wollen sie sich auch noch viele schöne Schuhe kaufen! Man macht sich nun über sie lustig, vergleichbar mit der dumpfen Ablehnung von "Emanzen" wie A. Schwarzer durch reaktionäre Männer. Es sind da scheinbar nicht nur die Männer, die bei der Partnersuche oft mehr mit dem Geschlechtsorgan denken als mit ihrem Hirn.

     

    Bei sowas wie einem Weltfrauentag frage ich mich daher immer, an wen richtet sich der eigentlich. Meiner Meinung sollte er sich nämlich zunächst mal an die "anderen" Frauen richten: Die Barbiepuppen, die Machomütter, die Eva Herrmanns und Busenwunder und Maschmeyergattinnen und die unterwürfigen Mäuschen mit den ganz tollen Haaren und Schmolllippen/Duckfacefotos auf facebook, die Feminismus doof finden und auch so klar kommen, derzeit.

     

    Werdet euch erstmal einig! Denn sonst sprechen da ja nicht "die" Frauen und fordern gemeinsam etwas ein, sondern nur ein bestimmtes, linksliberal-akademisches Frauenmilieu spricht, eben nur eins neben vielen anderen, das sich nur besonders viel Aufmerksamkeit verschafft und besonders gut artikulieren kann. Und ich als Mann anworte dann eben auf den Frauentag oder Feminismus inzwischen, "geht mich persönlich nix an, wendet euch damit doch bitte an die reaktionären Machos, die es betrifft, nicht an mich".

     

    Ich kann es, ehrlich gesagt, nämlich auch langsam nicht mehr hören, und bedaure inzwischen ein wenig, jemals (meist vergeblich) nach "gleichberechtigten" "auf-Augenhöhe"-Beziehungen jenseits von Rollenmustern gesucht zu haben, und dann doch nur als "zu soft" oder "kompliziert" aussortiert zu werden. Ich ärgere mich tatsächlich schon, das alles jemals (zu) ernst genommen zu haben. Weder ich noch Frauen hatten was davon. Zumal ich in meinem persönlichen Umfeld auch wenig Unterdrückung oder Unterwerfung bei Frauen sehe, jenseits von Statistiken wie hier in der taz. Ich sehe da vor allem viel pauschale verordnete Förderung und Anerkennung für Frauen, die da gerne mitgenommen wird, wo es nutzt, aber an anderer Stelle zieht man sich dann ohne Not wieder auf alte weiblich-passive Rollenmodelle zurück ("Er muss mich ansprechen, ich muss locken", "die Schulter zum Anlehnen", "Frauen dürfen kompliziert und emotional und schwach sein, Männer sollten das aber nicht, denn das turnt mich ab", usw.). Da wird dann abwehrend reagiert, wenn Männer sich (auch mal) die Rosinen rauspicken bei den vormalig weiblichen Geschlechterstereotypen - wie es umgekehrt aber ganz ausdrücklich erwünscht ist.

     

    Ich finde also, viele Probleme und Diskussionen entstehen derzeit dadurch, dass auf beiden Seiten viel Unehrlichkeit und Diskrepanzen zwischen öffentlichem Reden und eigenem privaten Handeln/Leben/Fühlen im Spiel sind, zwischen offizieller Ideologie (von Grünen bis in die CDU) und real erlebtem Alltag. Spricht man diese Wahrnehmung aber nur an, wird man sofort mit reaktionären Männerbewegungen und irgendwelchen Aggro-Scheidungsvätern in einen Topf geworfen, also als "Gegner" identifiziert, der "falsch" denkt und auf den Pfad der Tugend gebracht werden muss. Argumente zählen da längst nicht mehr, nur noch die "richtige" oder "falsche" Haltung. Als schlauer Mann weiß ich inzwischen auch genau, was ich in Bezug auf Frauen an den richtigen Stellen sagen muss, um als "modern" zu gelten und in Job und Karriere davon auch selbst zu profitieren. Bei der Partnersuche aber gehts dann plötzlich doch um andere Dinge, den Hausmann ohne Beruf will dann zb. nicht mal die eigentlich bestens dazu passende Karrierefrau. Ihre Freundinnen haben nämlich Karrieremänner und belächeln ihn insgeheim, statt sie für ihn zu bewundern. Da hat die Emanzipation dann auch schnell ihre engen Grenzen.

     

    Da spar ich mir doch einfach den ganzen Krampf und mache es wie die Dumpf-Machos, und gehe lieber auf die Suche nach einer, die es ganz anders sieht, rede wenig über meine Gedanken/Gefühle, und täusche den coolen Desinteressierten vor, die starke Schulter, den zielstrebigen Gewinner. Seltsamerweise war ich damit auch immer erfolgreicher, leider war das Desinteresse dann nur oft auch ganz real, und keine Masche.

     

    Aber warum darüber noch den Kopf zerbrechen? Schade, aber egal. Es ist Frühling, es gibt bald wieder viele neue hübsche junge Frauen mit knappen sexy Klamotten auf den Straßen, die "tolle Männer" suchen und anhimmeln wollen - warum soll ich mich da noch mit Ideen herumschlagen oder identifizieren, an denen ich sowieso insgeheim zunehmend zweifle.

  • H
    hto

    "Befinden wir uns im Zeitalter der Unterwerfung?"

     

    - wenn ich die gewöhnliche Überproduktion an Kommunikationsmüll aufgrund der Bildung zu Suppenkaspermentalität nicht genau kennen würde: "Was für'ne blöde Frage?", wo die leichtfertigen Kapitulationen vor'm System seit langem allgegenwärtig den geistigen Stillstand prägen, pflegen und ...!

     

    Wirklich, es bleibt NICHTS / illusionär und ist auch kein Wunder, was in dieser blöd-, schwach-, stumpf- und wahnsinnigen Welt- und "Werteordnung" für wahrhaftige Bewußtseinsentwicklung erklärt wird - leg dich wieder hin, Ines.

  • M
    Max

    Ich seh's ein. Irgendwie blöd, wenn man sich über Geschlechterfragen nicht mehr profilieren kann. Wenn's tatsächlich Geschlechtsgenossinen gibt, die sich dem unbedingten Gegeneinander als Grundprinzip weiblichen Verhaltens entziehen. Wenn Feminismus zur Genderfrage degeneriert, die zu nichts mehr außer linguistischen Spielchen taugt, weil die Probleme vergangener Generationen eben nur das sind: Probleme vergangener Generationen.

    Les jeux sont faits, hätte Jean Paul wohl zu Simone gesagt. Wird langsam Zeit für die Restfeministinnen, sich über die Sinnlosigkeit, sogar Schädlichkeit ihres Treibens klar zu werden. Wer die Probleme der Geschlechterrollen weiter so feige im Privaten verortet (wenn schon maso dann bitte wenigstens oben, was haben wir gelacht), statt die Konservierung überkommener Strukturen in Wirtschaft und Politik anzugreifen, sollte seine redaktionellen Tätigkeiten vielleicht wirklich aufs Kaffeekochen beschränken.

    Ach so, ein Tipp: diese Strukturen haben nun wirklich überhaupt nichts mit Geschlechtszugehörigkeit zu tun, sondern mit der Zeit, aus der sie stammen. Man betrachte die Familienstammbäume der DAX-Vorstände.

  • SM
    Stefan M. Weber

    Was ist denn eine "Disse" und wie kommt man bzw. in diesem Falle frau da rein??

  • C
    Carsten

    Auch wenn Ihr's gerne hättet: Ihr KÖNNT die Natur nicht ändern! Nie, nie, nie wird Gender Mainstreaming funktionieren! Und das ist auch gut so!

  • H
    harry

    vielleicht täte die bundeswehr gut daran, anlässlich des heutigen datums den zapfenstreich für wulff ausschliesslich von soldatinnen ausführen zu lassen. wäre es mittlerweile überhaupt schon möglich, alle notwendigen dienstränge durch frauen zu besetzen?

     

    mit der wahl des 8. märz als tag des zapfenstreichs das büro beweist wulff einmal mehr, wie ungeschickt hier agiert wurde.