: Ede gibt den Löffel ab
■ Ohne Silberbesteck kein Ruhestand: Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus sagt adieu Von Heike Haarhoff
„Einen schönen Karton, bitte“, wünschte sich Erhard („Ede Schack-bär“) Rittershaus', in den hinein der scheidende parteilose Wirtschaftssenator gestern im Rathaus sein dreiteiliges Silberbesteck (Messer, Gabel, Suppenlöffel, Neupreis 1600 Mark) bettete und „nach alter Tradition“Ratsdiener Günter Edler überreichte. Nach vier Jahren im Rathaus und im besten Alter von 66 Jahren beginnt damit Ritterhaus' außerparlamentarisches Leben. Bei den „vielen Angeboten aus Wirtschaft und Hochschule“werde Erhard kaum träge auf ihrer Wohnzimmercouch herumlungern, hofft Gattin Ingrid. „Erstmal fahren wir in Urlaub nach Portugal.“
Derweil werden die Chefs der rathäuslichen Silberkammer den Schatz hüten, wie sie es seit 1538 mit allen Gaben Ex-Regierender tun. Sollte der Hunger Rittershaus mal ins Rathaus treiben, wird sein Besteck wieder aufgetischt: „Da ist mein Name eingraviert.“Finanziert habe er's aus eigener Tasche, bei einem Hungerlohn von 22.623 Mark monatlich, der ihn nun an 11.000 Mark Rente knapsen läßt.
Irgendwann wundert sich Ingrid. Wo denn die anderen Senatoren seien? Henning Voscherau zum Beispiel? Oh, der habe das Besteck schon abgegeben, versichert der Senatssprecher. „Eine ganz dezente Veranstaltung“sei das gewesen.
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