piwik no script img

Echter Lockdown in HannoverStraßenbahn auf Eis gelegt

Durch Frost verschobene Betonplatten legten Stadtbahnen für fünf Tage lahm. Ersatzverkehr gab es nicht, Autos und Fahrräder steckten im Schnee fest.

Für mehrere Tage blieben die Straßenbahnen im Depot Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Hannover taz | Man kennt das natürlich von der Deutschen Bahn und aus anderen Städten im Land: Fest gefrorene Weichen, Schneemassen im Gleis – wenn der Winter kommt, geht erst mal nichts mehr. Doch während man anderswo bloß warten muss, bis die Streu- und Räumkommandos endlich hinterhergekommen sind, ging in Hannover auch nach dem Ende der Schneefälle im öffentlichen Nahverkehr weiterhin gar nichts.

Eine rätselhafte Plattenverschiebung hat dafür gesorgt, dass sämtliche Stadtbahnen tagelang im Depot bleiben mussten. Offenbar hat der Frost an vielen Fußgängerüberwegen die Betonplatten angehoben und sie dermaßen verschoben, dass die Gleise blockiert waren.

In den lokalen Medien schossen prompt die Spekulationen ins Kraut: Ist es ein Zufall, das vor allem die barrierefreien Fußgängerüberwege hinter den niegelnagelneuen Hochbahnsteigen betroffen waren? Was ist das jetzt? Pfusch am Bau? Korruption? Nein, nein, wehrt die Üstra ab. Es seien auch ältere Überwege betroffen, kein Muster erkennbar. Für eine genauere Untersuchung müsse man aber warten, bis alles getaut sei.

Diese Plattenverschiebungen gibt es nirgendwo sonst

Fest steht: Auf unklaren Wegen haben sich Wasser und Eis im „Gleisnebenkörper“ gesammelt. Das Phänomen sei in noch keiner anderen Stadt aufgetaucht, berichtet die Hannoversche Allgemeine unter Berufung auf den Dachverband der Verkehrsunternehmen. Weil die Reparaturtrupps nicht hinterherkamen, entschied die Üstra, den Betrieb im gesamten Netz einzustellen – sorry, hieß es am Mittwoch. Ersatzverkehr gab es auch nicht, dafür reichten die Busse und Fahrer nicht.

Der Aufschrei war groß, zumal es kaum Alternativen zur Bahn gab: Autos kamen nicht vom Fleck, weil sie erst freigeschaufelt werden mussten und sich dann auf ungeräumten Nebenstrecken oder Parkplätzen festfuhren, Radwege wurden ebenfalls nicht konsequent geräumt. „Sieht so die Verkehrswende aus, Herr Onay?“, empörten sich die Oppositionsparteien gegenüber dem grünen Stadtoberhaupt. Am Freitag nahm die Üstra immerhin drei Tunnelstrecken wieder in Betrieb.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Ich glaube die Menschen in Russland und schneegewohnten Ländern lachen sich über uns tot. Bei 5-10 cm bricht alles zusammen. Ach ja und die „arktische“ Kälte.

  • Mal sehen, ob sich die Lahmlegung des Rückgrats des Hannoverschen ÖV für eine Woche Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen hat. Sozusagen ein unfreiwilliger praktischer Versuch.