: Echte Helden wie die
Lotte aus Weimar trifft nackten Mann auf Sportplatz: Im Kino Toni kann man jetzt weiter als bis zur Sonnenallee gucken
Die DDR war ja sooo komisch mit diesen ganzen MuFuTis, Jahresendzeitflügelfiguren und selbst gemachten Stechapfel-Drogen – aber jetzt mal Spaß beiseite und kurz die „Sonnenallee“- und „Good Bye Lenin“-Erinnerungen weggelegt. Jetzt gibt’s zur Abwechslung keine heiter-bis-albern-bis-melancholischen Rückblicke, sondern echtes Kino aus Mauerzeiten, und zwar bei der Film-Gesprächs-Woche „Das Bild des Künstlers im Defa-Film“. Der Künstler als (oftmals kritischer) Spiegel der Gesellschaft: Die Künstler in der DDR boten in ihrer Gratwanderung zwischen Anpassung und Widerstand viel filmisches Potenzial.
So haben im Laufe der Zeit etliche Filmemacher zu ihren Schriftsteller-, Maler- und Musikerkollegen rübergelinst und sie zum Gegenstand ihrer Spiel- und Dokumentarfilme gemacht. Eine Auswahl aus den Produktionen der „Filmfabrik des Ostens“ gibt’s jetzt im Kino Toni zu sehen. Die Themen der Spielfilme aus den 70er- und 80er-Jahren erstrecken sich von Hölderlins unglücklicher Liebschaft („Hälfte des Lebens“) über Goethes Weimar („Lotte in Weimar“) bis zur Kulturpolitik in der DDR („Der nackte Mann auf dem Sportplatz“) – interessant, dass vor allem durch Rückgriffe auf historisch gesichertes Kulturgut die allgegenwärtigen, aktuellen Spannungen zwischen Kunst und Gesellschaft verdeutlicht werden.
Jeden Abend gibt’s einen Spiel- und einen Dokumentarfilm zu sehen (persönlicher Lieblingstitel: „Ach Du jeh. Ein Hans Dampf und Wurst Dokument“), und im Anschluss Diskussionen und Reflexionen mit den Regisseuren, Filmjournalisten und ausgewählten Darstellern. Da kann man dann wieder ein bisschen schlauer über den Sportplatz nach Hause gehen. TIG