Echo-Verleihung in Berlin: Früher war alles besser
Während ihrer Selbstinszenierung bei der Verleihung des Echos schwelgte die Musikbranche über lange Strecken in Erinnerungen. Die Preisträger waren vorhersehbar.
BERLIN dpa | Lena stammelte, Rene Mareks Maulwurf stotterte und Robbie Williams schwieg: Bei der Verleihung der Echo-Preise in Berlin fehlten am Donnerstagabend manchen Künstlern die Worte, andere Stars konnten vor so viel Freude kaum mit dem Danken aufhören.
Zu ihrer Leistungsschau in den Messehallen unter dem Funkturm bemühte sich die deutsche Musikbranche um Gala-Glamour und etwas Geschichte, blickte auf ihre Gründerjahre vor zwei Jahrzehnten zurück und feierte sich selbst mit Veteranen wie Take That, Herbert Grönemeyer, Annette Humpe, Gianna Nannini - und mit Peter Alexander aus dem Jenseits.
Lautstark, schrill, flott - in der Drei-Stunden-Show zog Moderatorin Ina Müller alle Register, sparte nicht an schlüpfrigen Anspielungen ("Ich hoffe, das ist jetzt ihr Hausschlüssel"), spielte mit Kai Pflaume einen Heiratsantrag durch und forderte einen eher zurückhaltenden Robbie Williams heraus, zu ihr aufs Podium zu springen - Zeit zum Innehalten blieb da kaum.
Show der Rückblicke
Gefühliger Höhepunkt war die Ehrung von Annette Humpe für ihr Lebenswerk - mit Ideal und ihrer Schwester Inga prägte sie wie kaum eine andere die Neue Deutsche Welle. Sie habe gezeigt, dass man der deutschen Sprache "den klebrigen Beigeschmack" nehmen könne, wie sie Laudator Max Raabe in seiner Liebeserklärung lobte. "Klug, rotzfrech und warm", sei sie, "ein Segen für die deutsche Popmusik". Humpe revanchierte sich mit einer Hymne auf die Hauptstadt, die sie nie mehr verlassen wolle. "Ich steh' auf Berlin" sang sie mit ihrem Ich+Ich-Partner Adel Tawil. Dann ging's im Programm weiter.
Es war eine Show der Rückblicke, die Branche schwelgte in Erinnerungen. Immer wieder flimmerten Videos aus den ersten Echo-Jahren auf - von den Anfängen, als Harald Schmidt den Toten Hosen eine Silbertrophäe überreichte (und die Düsseldorfer noch auf der Bühne den Preis in einer Papiertüte verstauten) bis zur tränenreichen Ehrung für den Komponisten Ralph Siegel - mehr als 450 Silberthrophäen hat die Deutsche Phono-Akademie bisher verliehen.
Vorhersehbare Preisträger
Wenig überraschend waren allerdings die beiden Echos für Lena - als Newcomerin und beste Sängerin. Die junge Frau aus Hannover wirkte ziemlich abgeklärt, von der Aufregung in Oslo war nicht mehr viel zu spüren. "Es ist so schön", sagte sie. "Ich hab' so Herzklopfen und meine Hände zittern." Der Echo sei etwas "tierisch Großes". Dann zählte sie Freunde und Förderer auf und besann sich dann: "Ich hör' jetzt auf, sonst langweile ich Euch alle noch". Laudator Kai Pflaume fotografierte die Szene derweil mit seinem Smartphone.
Auch die Auszeichnung für die Aachner Band Unheilig war eine klare Sache - als beste deutsche Rockgruppe und für das Album des Jahres. "Ich stehe mit meinen Gefühlen und Gedanken wohl nicht allein", erklärte sich Frontmann "Der Graf" seinen Erfolg.
Preise gingen auch an das Duo Ich + Ich als beste Gruppe national Rock/Pop. Amy MacDonald bedankte sich auf Deutsch für den Preis als beste internationale Künstlerin und der Geiger David Garrett erinnerte sich, dass er auch einmal einen Klassik-Preis bekommen hat.
Nicht wie so oft die Kastelruther Spatzen, sondern das Brüder-Duo Die Amigos wurden in der Sparte Volkstümliche Musik geehrt, Andrea Berg bekam ihren sechsten Echo als beste Schlagersängerin.
Kurz wurde es dann doch etwas stiller. Gitte, Götz Alsmann und Till Brönner erinnerten sich an den im Februar gestorbenen Peter Alexander. Und kurz erschien der Österreicher auf der Leinwand.
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