Ebola-Tagebuch – Folge 23: Die Totengräber haben keine Lust

In Sierra Leones Hauptstadt Freetown treten die Ebola-Bestatterteams in den Ausstand – wegen ungezahlter Prämien. Ihr Job ist schwierig.

Bergung eines Ebola-Toten in den Straßen von Freetown Bild: ap

BERLIN taz | Sie haben den undankbarsten Job bei der Ebola-Bekämpfung in Liberia, Sierra Leone und Guinea: die Totengräber, die Leichen aus den Häusern und von den Straßen holen und sie in Massengräber legen oder gleich verbrennen, damit sie das Virus nicht weitertragen. In Sierra Leones Hauptstadt Freetown sind die Ebola-Totengräber jetzt in den Streik getreten.

„Wir haben beschlossen, die Arbeit niederzulegen, bis wir unsere Gefahrenzulagen erhalten“, sagte Teamleiter Tamba Nyamdemoh einem Reporter von Reuters. Ein anderer wird mit den Worten zitiert: „Es ist uns egal, wenn Tote über die ganze Stadt verstreut herumliegen. Wir wollen unser Geld. In unseren Gemeinschaften werden wir stigmatisiert, also soll die Regierung uns unser Geld geben.“

Die Totengräber in Freetown verdienen rund 100 Dollar in der Woche und werden wöchentlich bezahlt. Wie auch bei Angehörigen des Gesundheitspersonals sorgt der Umstand, dass sie jeden Tag Ebola-Opfer anfassen müssen, nicht nur für gesundheitliche Risiken: Auch ihre Familien, Freunde und Nachbarn halten sich von ihnen fern. Man kann ja nie wissen.

Seit Ende September haben sie kein Geld mehr gesehen, das gibt auch die Regierung zu. Aber das Geld sei inzwischen vorhanden und werde noch diese Woche gezahlt. Eine BBC-Reporterin begleitete vor wenigen Tagen eines der Bestatterteams von Freetown. Sie ging mit dem Trupp auf einen Friedhof, auf dem iinnerhalb von wenigen Wochen 400 Tote beigesetzt wurden. Die meisten seien unmarkiert; auf einigen wenigen stünden Kreuze oder es sei ein wenig Kinderspielzeug hinterlassen worden.

Der Ebola-Patient in Texas ist gestorben. Das Krankenhaus bestätigte am Mittwoch den Tod des 42-Jährigen. Der Patient hatte sich in Liberia mit Ebola infiziert, war aber erst in den USA daran erkrankt. Bei dem Fall handelte es sich um die erste Ebola-Diagnose außerhalb Afrikas seit Beginn der aktuellen Epidemie. Andere Ebola-Patienten aus Westafrika waren eigens zur Behandlung in westliche Staaten geflogen worden. (dpa)

Wenn das Team mit seinem Tageswerk fertig ist, wirft es seine Schutzkleidung ins letzte Grab mit hinein, sprüht sich mit Desinfektionsmitteln ein und geht nach Hause.

In Sierra Leone sind bislang nach Regierungsangaben 703 Menschen an Ebola gestorben; insgesamt wurden 2.504 Krankheitsfälle gezählt, von denen immerhin 533 wieder genesen sind, heißt es im letzten amtlichen Lagebericht vom Dienstag. Der bisher schlechteste Tag war der vergangene Samstag, als den offiziellen Statistiken zufolge 121 neue Ebola-Tote gemeldet wurden.

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