piwik no script img

EU stellt Wettbewerb vor NachhaltigkeitNeue Regeln für Biosprit auf Eis gelegt

Weil die EU-Kommission die deutschen Umweltschutzvorgaben moniert, muss das neue Biokraftstoffgesetz warten.

Palmölplantage geplant: In Indonesien werden 300 Fußballfelder pro Stunde gerodet. Bild: dpa

BERLIN taz Das Hickhack um die Biokraftstoffe geht weiter: Die EU hat ein von der Bundesregierung geplantes Gesetze gestoppt. Eigentlich sollte es in dieser Woche im Umweltausschuss beraten werden und abschließend am Freitag ins Plenum des Bundestages kommen. Daraus wird jetzt wohl nichts.

Denn die EU-Kommission moniert gerade die Stelle im Gesetz, die Aushängeschild der Bundesregierung war: den Ausschluss unzertifizierter Palm- und Sojaölimporte aus Drittländern. Diese sollten künftig nicht mehr auf die Biokraftstoffquote angerechnet werden können, was einem Importstopp gleichkommt.

Damit verstößt Deutschland laut EU-Kommission gegen geltendes europäisches Recht und behindere den Wettbewerb. Nun muss die Regierung warten, bis die EU-Kommission eine Richtlinie zur Nachhaltigkeit von Agrospritimporten beschlossen hat, was voraussichtlich nicht vor Mitte März passieren wird.

Der Biokraftstoffbranche kommt dieser Aufschub gerade recht. Denn das Gesetz sieht neben dem Importstopp auch noch eine Absenkung der Biokraftstoffquote von 6,25 auf 5,25 Prozent vor. Dies würde die von steigenden Steuern gebeutelte Branche noch mehr schädigen, meint der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). "Durch den Rückgang der Quote wird sich der Marktanteil der Biokraftstoffe weiter verringern und bis auf 5,6 Prozent einbrechen", prognostiziert VDB-Präsident Johannes Lackmann.

Noch 2007 lag der Anteil von Biokraftstoff auf dem Markt bei über 7 Prozent. "Gerade Biodiesel ist schon jetzt durch die hohen Steuern nicht mehr wettbewerbsfähig", so Lackmann. Da nütze auch der in der Novelle vorgesehene Anstieg von 6 auf 18 Cent nichts, der immerhin um 3 Cent unter den ursprünglichen Plänen liegt. Angesichts der EU-Bedenken glaubt aber Lackmann nicht mehr daran, dass das Gesetz noch in dieser Legislaturperiode beschlossen wird.

Pflanzenkraftstoffe gerieten unter anderem durch die Importe von Palm- und Sojaöl in Verruf. Diese werden in Entwicklungsländern oft unter sozial und ökologisch fragwürdigen Bedingungen hergestellt. Bei einer Anhörung im Bundestag sprachen sich Vertreter der Ölindustrie, der Autobranche sowie Umweltverbände in seltenem Einklang gemeinsam für geringere Beimischungsquoten und gegen weitere Förderung aus. Während Greenpeace auf die sozialen und ökologischen Folgen der Biospritproduktion hinwies, sahen der Mineralölverband und der ADAC noch zu viele offene Fragen, technische Ungereimtheiten und eine unsichere Versorgung mit Raps und Getreide.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • A
    archimedes

    Online Aktionen zu Waldzerstörung und Vertreibung indigener Bevölkerungen etc. gibt es übrigens immer wieder bei http://www.regenwald.org - auch aktuell z.B. gegen Plantagen, deren Pflanzenöl unter anderem für Gewächshäuser in Europa verfeuert wird - passend nebenbei auch zum kommenden sogenannten Valentinstag, weil viele Blumen ja auch in solchen Gewächshäusern gezüchtet werden. Davon abgesehen sollte jede/r ja am besten auch auf das Fair Trade Siegel für Blumen - FLP - achten. Wie Nicht-FLP Blumen oft produziert werden, dazu vgl. aktuell auch:

    http://www.fian.de/fian/index.php?option=content&task=view&id=619