EU-China-Gipfel: China ist EU-Währungshütern zu billig

Die Europäer drängen China zu einer Aufwertung seiner Währung. Doch das Land sträubt sich.

Die Europäer fürchten, China könnte den Überschuss aus der Stahl- und Aluminiumproduktion zu Dumpingpreisen auf ihre Märkte bringen. Bild: dpa

PEKING taz | China wird immer mehr zur Drehscheibe internationaler Politik. Im Oktober kam der japanische Premierminister zum Staatsbesuch, im November der US-Präsident. Und nun sind auch noch die Europäer im Land: Beim EU-China-Gipfel, der am Montag in der ostchinesischen Metropole Nanjing beginnt, wollen hochrangige Europa-Politiker und Geschäftsleute mit ihren chinesischen Kollegen darüber sprechen, wie sie auf die weltweite Finanzkrise reagieren wollen.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, Schwedens Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt und die Euro-Finanzministergruppe mit ihrem Chef Jean-Claude Juncker trafen gestern bereits mit Chinas Regierungschef Wen Jiabao zusammen. Dabei forderten die Europäer Peking auf, die chinesische Währung "geordnet und schrittweise" aufzuwerten. Denn der billige Yuan (auch Renminbi genannt) macht EU-Exporte nach China teurer und hält den Preis für chinesische Waren auf den europäischen Märkten künstlich niedrig.

Mehr als eine allgemeine Zusage, die 2005 eingeleiteten Währungsreformen fortzusetzen, erhielten die Besucher von Premier Wen aber nicht. Der Yuan ist seit Sommer 2008 wieder an den Dollar gekoppelt, nachdem sein Wert gegenüber der amerikanischen Währung in den drei Jahren zuvor um rund 20 Prozent gestiegen war.

Auf dem Gipfel wird die Wirtschaft im Vordergrund stehen: Für die EU-Staaten ist China nach den USA mittlerweile größter Handelspartner. Die Wirtschaft beider Regionen ist so stark verknüpft wie nie zuvor: So gelangen aus chinesischen Fabriken mehr Waren in die Kaufhäuser Europas als aus jedem anderen Teil der Welt.

Der Handel ist allerdings sehr ungleich verteilt: So verschifften europäische Unternehmen 2008 nur ein Drittel so viele Güter nach China. Zugleich werden europäische Firmen im Reich der Mitte immer aktiver: Sie investierten im vorigen Jahr 4,5 Milliarden Euro, Chinesen in der EU hingegen nur 100 Millionen Euro.

Inzwischen beobachten europäische Geschäftsleute sorgenvoll, dass Chinas Unternehmen mit Geldern aus dem gewaltigen Konjunkturprogramm riesige Überschüsse produzieren. Wer im eigenen Land nicht genug Kunden findet, könnte die Produkte billig auf die internationalen Märkte werfen - wenn nötig auch unter dem Herstellungspreis. Anti-Dumping-Klagen dürften sich daher im kommenden Jahr häufen. Besonders gilt das für Stahl und Aluminium.

Die chinesischen Gastgeber werden von den Europäern auch wissen wollen, was sich in der Europäischen Union ändert, wenn der Lissabon-Vertrag am 1. Dezember in Kraft tritt. JUTTA LIETSCH

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