piwik no script img

ETA stellt bewaffneten Kampf einAus! Aus! Der Krieg ist aus!

Nach Druck aus den eigenen Reihen: Die baskische ETA erklärt zusätzlich zum "dauerhaften Waffenstillstand" die "endgültige Einstellung" des bewaffneten Kampfs.

Der vermummte ETA-Mitglieder verkünden den Frieden. Bild: reuters

MADRID taz | Die Zeit des Terrors im Baskenland ist vorbei. Ohne dafür eine Gegenleistung erhalten zu haben, hat die militante baskische Separatistenorganisation ETA am Donnerstagabend die "endgültige Einstellung ihrer bewaffneten Aktivitäten" bekannt gegeben.

"ETA geht mit dieser historischen Erklärung eine klare, entschlossene und definitive Verpflichtung ein," heißt es weiter. Zwar gab es schon in der Vergangenheit immer wieder ETA-Waffenstillstände; im Januar hatte die ETA einen "dauerhaften und allgemeinen Waffenstillstand" ausgerufen. Als "endgültig" hat sie jedoch noch keinen tituliert.

In Spanien wurde dieser erneute Waffenstillstand zunächst mit Skepsis aufgenommen. Die spanische Polizei minderte den Fahndungsdruck nicht. Noch im Juli war der ehemalige ETA-Chef "Txeroki", Garikoitz Aspiazu, zu 377 Jahren Haft verurteilt worden, im September auch der frühere Sprecher Batasunas, dem verbotenen politischen Arm der ETA, Arnaldo Otegi, zu weiteren zehn Jahren Haft.

Dass die Zeit der ETA endgültig vorbei ist, erkennt man an der Entwicklung der linksnationalistischen Szene. Dort war das Kopfschütteln groß, als die ETA Ende 2006 mit einer Bombe einen Teil des Parkhauses des Madrider Flughafen zum Einsturz brachte und damit zwei Menschen tötete. Seither war der Druck auf die ETA im eigenen Lager stark gestiegen.

Im Februar gründete sich Sortu als Nachfolgeorganisation von Batasuna. Dabei erklärte deren Sprecher Rufi Etxebarria, die baskische Linke lehne es ab, mittels Gewalt oder auch nur der Androhung von Gewalt politische Ziele zu erreichen. Er schloss dabei ausdrücklich auch die Gewalt der ETA mit ein.

Noch im September schlossen sich auch die mehr als 700 Gefangenen der ETA in den Gefängnissen einer "Erklärung von Guernica" an, die ein Ende der Gewalt fordert. Am Montag rief zudem eine Friedenskonferenz, an der auch Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan teilnahm, die ETA zum endgültigen Ende des Kampfs auf.

"Es wird eine Demokratie ohne Terrorismus, aber nicht ohne Gedächtnis", sagte Spaniens Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero mit Blick auf die Angehörigen der Opfer. Oppositionsführer Rajoy erklärte: "Das ist eine große Nachricht. Es gab keine Gegenleistungen." Tatsächlich hatte die ETA bisher alle Waffenstillstände immer wieder abgebrochen, weil ihr die Zugeständnisse nicht weit genug gingen. Nun hat sie das Ende einfach so verkündet.

Verhandlungen müssen folgen

Verhandlungen werden allerdings dennoch notwendig, wenn dem Ende der Gewalt auch das Ende der ETA folgen soll. Denn die Friedenskonferenz forderte am Montag von Spanien und Frankreich, nach einem Ende der Gewalt mit der ETA "über die Konsequenzen des Konflikts" zu verhandeln. Damit ist wohl die Zukunft der ETA-Häftlinge in den Gefängnissen gemeint, aber auch die Wiederzulassung der Partei Batasunas und ein neues politisches Statut für das Baskenland. Verhandlungen lehnt Madrid allerdings ab.

Das Ende der ETA dürfte paradoxerweise den Separatismus im Baskenland stärken. Parallel zur Entwicklung, die auf ein Ende der Gewalt hingeführt hat, verzeichnete das separatistische Lager im Baskenland bei den Kommunalwahlen im Mai herausragende Wahlergebnisse.

Die Linksnationalisten standen in Koalition mit anderen legalen Parteien wie Eusko Alkartasuna zur Wahl und wurden aus dem Stand zweistärkste Kraft, in der Provinz Gipúzkoa gewannen sie die Wahlen sogar mit großem Vorsprung. Sie haben erkannt, dass sie den politischen Einfluss, den sie mit Gewalt nicht erreichen konnten, mit demokratischen Mitteln gewinnen können. Für viele Angehörige der Opfer ist das eine bittere Entwicklung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Z
    zyniker

    Und das hat natürlich nichts mit dem Untergang des Ghaddafi-Remiges als größten Geldgeber und Waffenlieferant zu tun ?

  • W
    Webmarxist

    Die Mitglieder von Aralar bezeichnen sich als linke baskische Nationalisten. Sie setzen sich einerseits für Demokratie und Sozialismus ein und stehen Antiglobalisierungs- und Umweltschutzbewegungen nahe, andererseits vertreten sie die Unabhängigkeit des historischen Baskenlandes als Republik durch die Anerkennung als Volk und das Recht auf Selbstbestimmung. Aralar lehnt die Gewalt des Staates (Polizei und Militär) ebenso wie die der ETA ab; anders als Batasuna und deren Nachfolgeparteien kritisiert Aralar dabei immer wieder auch einzelne Attentate. Als Kampfmittel für die Unabhängigkeit propagiert Aralar den zivilen Ungehorsam sowie den Weg durch die demokratischen Institutionen

     

    Quelle: Wikipedia

     

    Die Linksnationalisten wollen zwar einen eigenen Statt aber sie lehnen die Gewalt wie sie die ETA propagiert ab. Die Basken können jetzt mit den anderen iberischen Völkern hoffnetlich in Frieden zusammenleben

  • MA
    Monsieur Achie

    Ich denke an ETA und ich denke deutsche westliche Medien. Ich denke an PKK und ich denke an westliche Medien. Es ist gut, dass ETA mit Morden aufhört. Es ist gut, dass westliche Medien jubelt. Gleiche westliche Medien jubelt auch, wenn PKK Teroristen Frauen, Kinder und unschuldige Menschen morden. Sogar wenn die Toten selbe Kurde sind. Was steckt dahinter! Weil die Türken sind. Weil die keine Christen sind. Es ist doch perves. Westliche Medien gehen sogar so weit, dass die PKK als Arbeiter Partei oder als Freiheitskämpfer verharmlosen. Es ist traurig für die Westen, dass Sie immer von den westlichen Werten reden, die Sie nicht haben. Die Medien verdienen mein respekt, die unparteisch berichten. Das ist für mich Jornalismus nicht anderes.