ETA-Mord in Frankreich: Tödlicher Anschlag auf Polizisten
Die ETA hat in Südfrankreich einen spanischen Polizeibeamten ermordet. Für Dienstag ist eine Kundgebung gegen die Separatistenorganisation in Madrid geplant.
MADRID taz ETA mordet wieder. Am Samstag erschossen zwei Pistoleros im südfranzösischen Capbreton (30 Kilometer nördlich von Bayonne) einen 24-jährigen spanischen Polizeibeamten. Sein 23-jähriger Kollege liegt im Koma. "Nicht operierbar" heißt die Diagnose. Es war der erste tödliche Anschlag, seit die baskische Separatistenorganisation im Juni einen 15-monatigen Waffenstillstand aufgekündigt hatte.
Die zwei spanischen Guardia Civiles, die in Frankreich zur Unterstützung der dortigen Polizei eingesetzt waren, frühstückten gegen 9 Uhr in der Cafeteria eines Einkaufszentrums. An einem anderen Tisch saßen die zwei Attentäter und eine Frau. Sie wurden auf die beiden Beamten in Zivil aufmerksam, da sie spanisch sprachen. Vermutlich schöpften die Polizisten ebenfalls Verdacht. Sie verließen das Lokal umgehend, um zu ihrem Fahrzeug zu gelangen. Die Etarras folgten ihnen. Während die Frau ein Fluchtfahrzeug startete, stellten die beiden Männer die Beamten und schossen nach einem kurzen Streit die beiden von hinten nieder. Die spanischen Polizisten waren eine leichte Beute, denn Beamten im Einsatz im EU-Ausland ist es nicht erlaubt, eine Waffe mitzuführen. Die drei Etarras flohen.
Spaniens Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba wurde von der Nachricht des Mordes im deutschen Werder überrascht, wo er auf einem Antiterrorgipfel mit seinen europäischen Kollegen weilte. Er reiste sofort in Begleitung der französischen Ministerin Michelle Alliot- Marie nach Capbreton. "Das Gefängnis ist das einzige Ziel der Etarras, für lange, lange Zeit", erklärte Rubalcaba, dessen Ministerium während des Waffenstillstands mit der ETA verhandelt hatte.
Es war der erste Mord an spanischen Polizisten, seit ETA 1976 zwei Polizisten im Grenzort Hendaya entführte und per Genickschuss hinrichtete. Nicht nur der französische Teil des Baskenlandes, sondern auch das Nachbardepartement, wo Capbreton liegt, ist ein Rückzugsgebiet von ETA. Hier tauchen die Kommandos nach verrichteter Arbeit in Spanien unter.
"Die Terroristen müssen wissen, dass wir heute mehr denn je gegen sie zusammenstehen", erklärte Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero. Seine Worte scheinen auf fruchtbaren Boden zu fallen. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen der sozialistischen Regierung und der konservativen Opposition wegen der Verhandlungspolitik Zapateros rufen erstmals wieder alle Parteien, die großen Gewerkschaften sowie der spanische Arbeitnehmerverband für Dienstag zu einer Schweigekundgebung in Madrid auf. "Wir unterstützen die Regierung, um ETA zu zerschlagen", wird das Motto lauten.
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