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EMtaz: Wie man Elferschießen gewinntGroßreinmacherei

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Das Elfmeterschießen ist ein eigenständiges Spiel nach dem Spiel. Nicht selten gewinnt jene Mannschaft, die das wirklich verstanden hat.

Schon Mario Basler wusste: Immer mit dem Ventil nach oben Foto: dpa

E in Drama. Da findet ein großes Fußballspiel statt und am Ende wird es durch das Glücksspiel Eflmeterschießen entschieden. Ungerecht finden das viele. Vielleicht auch, weil es immer die Deutschen sind, die gewinnen, wenn ein Spiel vom Punkt entschieden wird. So wie im Viertelfinale gegen Italien, gegen das die Deutschen sonst nie gewinnen.

Die deutschen Fußballer seien die Söhne des Glücks in diesem Spiel, die in der Lotterie Elfmeterschießen nie eine Niete ziehen, heißt es dann. Und dann sind da noch diejenigen, die es ungerecht finden, dass im Elfmeterschießen auch eine Mannschaft gewinnen kann, die zuvor beim Spiel elf gegen elf die eindeutig schlechtere war.

Einer derer, denen es das Elfmeterschießen nicht gepasst hat, war der große, alte, böse Mann des Fußballs. Sepp Blatter jammerte während der WM 2014 in Brasilien: „Das Elfmeterschießen ist eine Lotterie und das ist eine Tragödie für die Spieler“, und meinte, es gehöre abgeschafft. Ein andere Idee, wie man unentschiedene K.-o.-Spiele entscheiden kann, hatte er nicht. Gut so!

Das Elfmeterschießen ist alles andere als eine Lotterie. Es gewinnt die Mannschaft, die besser schießt, die den besseren Torhüter hat – oder beides. Sie hat dann das Shootout zu Recht gewonnen. Ob sie in den 120 Minuten zuvor auch die bessere Mannschaft war, spielt keine Rolle. Das Elfmeterschießen ist das Spiel nach dem Spiel. Es ist ein eigener Wettbewerb. Und wie faszinierend er sein kann, konnte man am Samstagabend einmal mehr erleben.

Mehr davon, bitte!

Wie wenig das Elfmeterschießen mit Glück zu tun hat, ist gut erforscht. So weiß man, dass Spieler nicht häufiger vom Punkt scheitern, wenn der Torwart ein rotes Leibchen trägt. Gianluigi Buffon hätte sich also etwas anders anziehen können am Samstag. Auch die Farbe der Trikots des Schützen hat keinen signifikanten Einfluss auf die Leistung des Keepers. Wer mit rechts schießt, zielt nicht häufiger in die linke Ecke, als einer der mit links schießt.

Widersprüchliche Studien, gibt es zu den Folgen der einzigen Situation im Elfmeterschießen, in der man wirklich von einer Lotterie sprechen kann: dem Münzwurf vor dem ersten Elfer. Da geht es darum, wer zuerst schießen darf. Eine Studie von Ignacio Palacios-Huerta von der London School od Economics, der 1.343 Strafstöße von 129 Elfmeterschießen analysiert hat kommt, wird gerne zitiert.

Sie kommt zu dem Ergebnis, dass in über 60 Prozent der Fälle das Team gewonnen hat, das den ersten Elfer schießen darf. Eine Untersuchung, von Martin Kocher, Marc Lenz und Matthias Sutter, die 540 Elfmeterschießen analysiert hat, kommt dagegen zu dem Ergebnis, dass es egal ist, wer zuerst schießt. Nicht einmal die Lotterie vor dem Elfmeterschießen, hat demnach Einfluss auf das Ergebnis. Elfmeterschießen ist keine Glückssache.

Auch ohne wissenschaftliche Unterfütterung konnte man das am Samstag ganz gut sehen. Ist es wirklich mit Pech zu begründen, wenn Bastian Schweinsteiger oder Simone Zaza das Tor weit verfehlen, wie sie es in Bordeaux getan haben? Und ist es wirklich nur Unglück, wenn Buffon zwei Elfmeter, die er hätte halten können, weil er in die richtige Ecke hechtete, passieren lässt?

Manuel Neuer war einfach besser. So wie die Deutschen insgesamt in diesem Elfmeterschießen besser waren. Das Shootout hatte einen verdienten Sieger. Das Elfmeterschießen ist ein fairer Wettbewerb, der zum großen Spektakel werden kann. Die 18 Elfer von Bordeaux waren eine große Show. Mehr davon, bitte!

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Warum dann eigentlich noch Fussballspielen? Freu mich schon auf die erste Elfmeterweltmeisterschaft.

  • Auch 'ne gute Zeitvertreibung, hierüber zu schreiben. For what it's worth: mir fiel nicht zum ersten Mal auf, dass diejenigen Schützen, welche nicht mehr als ein Mal das Tor und damit auch den Torhütern vor ihrem Schuss anschauten, Erfolg hatten. Will heissen: Konzentration ist das Mass aller Dinge -- und Vertrauen auf das Vermögen des (trainierten) Körpers, Automatismen abzurufen.

  • Hallo Herr Rüttenauer,

     

    Bei 18 Elfern (also 9 pro Team) zu behaupten, Neuer sei einfach besser gewesen als Buffon. Im Ernst? War es nicht sogar so, dass von den Italiener einfach einer mehr drüber oder vorbei geschossen hat? Außerdem widersprechen Sie sich selbst, wenn, wie Sie behaupten, die Deutschen besser geschossen haben als die Italiener, wäre es ja wohl unfair, die Leistung von Neuer mit der von Buffon zu vergleichen. Ehrlich gesagt, hat der Artikel einen recht nationalistischen Touch.

    Oder ist das hier eine Satirerubrik? In dem Fall können Sie meinen Kommentar ignorieren.

     

    Einverstanden bin ich aber mit der Aussage Elfmeterschießen sei kein Glücksspiel und es sei ein anderes Spiel nach dem Spiel. Nur mag ich Elfmeterschießen trotzdem nicht. Ich will mir ja kein anderes Spiel anschauen, sondern Fussball. Vielleicht könnte man ja aus dem Elfmeterschießen eine eigene Sportart machen. Mit einem eigenen Verband, dann könnte man neue korruptionsanfällige Stellen schaffen. Außerdem würde es sich deutlich besser zur Volkssportart eignen, da kann man nämlich locker Bier bei trinken. Wie wir vom Darts wissen, trifft man dann besser (nein, das habe ich noch nicht wissenschaftlich erforscht). Ja stimmt, ich weiche ein bisschen von meinem anfänglichen Anliegen ab. Ich glaube ich belasse es dann wohl besser mal dabei.

     

    Einen schönen Abend wünsch ich.

    • 8G
      86548 (Profil gelöscht)
      @Benjamin Toussaint:

      Natürlich war Neuer besser. Er hat den letzten Elfer gehalten, der andere Torwart hat den Schuss von Hector reingelassen.

      • @86548 (Profil gelöscht):

        Also wenn Neuer eindeutig besser gewessen wäre, hätte sich das doch wohl nicht erst nach 18 Elfern gezeigt, oder? Dann hätte doch wohl nach 10 Elfern schon Schluss sein müssen. Vor allem wenn, wie Herr Rüttenauer schreibt, die Deutschen auch noch klar besser geschossen haben sollen. Auch wenn ich einverstanden bin, dass Elfmeterschießen keine reine Glückssache ist, kann man doch nicht leugnen, dass Glück doch auch ein sehr relevanter Faktor ist. Also, eindeutig, war ein Elfmeterschießen mit 18 Schüssen ganz sicher nicht.

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Der Artikel trifft die Sache auf den (Elfmeter)Punkt. Genau so ist es.