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EMtaz: Kommentar Gewalt deutscher FansIgitt-Fans, aber eben doch Fans

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Verbände sollten sich für rechte Fan-Gruppen zuständig fühlen, sonst geben sie diese Schlacht verloren. Deutscher Fußball ist mehr als Schweini + Co.

Fanmäßig gibt der deutsche Fußball ein trauriges Bild ab Foto: dpa

E s war ein gespenstischer Sonntag in Lille. Da trifft sich DFB-Präsident Reinhard Grindel mit Daniel Nivel und dessen Frau vor dem ersten Gruppenspiel der Deutschen und nimmt den französischen Gendarm, der 1998 während der WM in Frankreich von deutschen Fans auf brutalste Weise zusammengeschlagen worden war, anschließend mit auf die Ehrentribüne.

Gleichzeitig pöbeln deutsche Fans am Bahnhof in Lille ukrainische EM-Besucher an, werfen Stühle nach ihnen. „Sieg Heil!“-Rufe schallen durch die Bahnhofshalle von Lille, und in einschlägigen Foren im Internet tauchen Bilder von deutschen Fans auf, die in der nordfranzösischen Stadt mit der Reichskriegsflagge posieren. Es ist ein trauriges Bild, das der deutsche Fußball in diesem Moment abgibt.

Moment mal! Der deutsche Fußball? Der hat doch damit gar nichts zu tun, wird gern eingeworfen. Das Wort Fans steht dann in Anführungszeichen, gern wird auch von sogenannten Fans gesprochen, von Chaoten, die den Fußball, diese heterosexuelle Kernsportart, nur als Bühne für das Ausleben ihrer Starke-Männer-Fantasien nutzen. Doch auf den Bildern aus Lille ist zu sehen, woher die Randalierer, wie sie auch gern genannt werden, kommen, für welchen Verein sie im Liga-Alltag ihre Fäuste fliegen lassen. Sie sind sicher keine angenehmen Fans, aber sie sind Fans.

Als sich letztes Jahr im Oktober in Köln 1.500 Männer versammelten, um als „Hooligans gegen Salafisten“ ihre finstere Vorstellung von Deutschland in die Welt zu prügeln, da war den meisten anzusehen, für welchen Klub sie unterwegs sind. Dresdner, Kaiserslauterer, Münchner, Zwickauer – für einen Tag haben sie sich zusammengeschlossen, um gemeinsam „Deutschland den Deutschen“ zu grölen. Am folgenden Wochenende standen sie vielleicht schon wieder in der Kurve ihres Heimatvereins im Schatten der großen Aufmerksamkeit. Sie sind Teil der Fankultur, auch wenn das viele derjenigen, die mit witzigen Retro-Trikots in Fußballkneipen abhängen, nicht so sehen wollen.

Der DFB müsste sich klar positionieren

Wer sich für Fußball begeistert, sollte sich immer auch überlegen, wer neben ihm im Stadion sitzt oder in der Fanmeile steht. Dann würde es vielleicht nicht so leicht passieren, dass sich rechte Fangruppierungen mit purer Gewalt die Vorherrschaft in den Kurven sichern. Beim MSV Duisburg oder Alemannia Aachen sind antirassistische Anhänger aus dem Stadion gedrängt worden.

Wenn Vereine und Verbände sich hier für nicht zuständig erklären, haben die rechten Schläger eine Schlacht gewonnen, ohne dass sie die Fäuste haben schwingen müssen. Die fühlen sich in Zeiten von Pegida ohnehin im Aufwind und haben auch nichts dagegen, wenn ihnen – wie in Lille – russlanddeutsche Putinfanatiker dabei helfen, auf Ukrainer loszugehen. Sie politisieren den Fußball für ihre Zwecke.

Die Hand, die Reinhard Grindel dem Hooliganopfer Daniel Nivel gereicht hat, kann nur dann nachhaltig wirken, wenn mit dieser Geste die Erkenntnis einhergeht, dass der deutsche Fußball eben doch mehr ist als Schweini und Co. Der DFB ist mächtig genug, sich dieser gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen. Er muss sich immer wieder klar gegen Rassismus und Gewalt positionieren. Nur so können Stadien und Städte, in denen deutsche Mannschaften spielen, zu Orten werden, an denen sich die rechten Brutalofans nicht mehr wohl fühlen.

Der Anfang wäre schnell gemacht. Wie wäre es zum Beispiel mit dem einfachen Satz: „Was die Gewalt unserer Fans ­angeht, dann muss man ganz klar sagen: Wir haben ein Problem.“ Herr Grindel, übernehmen Sie!

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