EMtaz: Acht Resümees zum Ende der EM:
Schön war die Zeit
13277495320682
EMtaz: Acht Resümees zum Ende der EM: Schön war die Zeit
Wir werden die EM 2016 noch vermissen: über die Taktik der Kleinen, das Ende von Schwarz-Rot-Geil und die Kunst des Verlierens.
Ob dieser Frankreich-Fan wohl gerne Freddy Quinn hört?
Foto:
imago/insidefotos
Warum wir der EM 2016 noch nachtrauern werden
Ja, es war zäh. Manchmal. Die Spiele, die Stimmung, die Sicherheit, die Hooligans, die Übertragungen. Aber: Besser wird’s nicht. Versprochen.
2018 lädt Russland zur Weltmeisterschaft in Putins Reich. Visafrei kommt dort nur rein, wer ein Ticket besitzt. Die große Zusammenkunft der Fußballfans, das gemeinsame Feiern, Trinken, Singen – schwer vorstellbar.
Ähnliches gilt für 2020, wenn die Europameisterschaft auf dem ganzen Kontinent stattfindet: von Baku bis Dublin, von Bilbao bis Sankt Petersburg, ein Monat, 13 Spielorte. Nette Idee des europäischen Verbands Uefa, aber keine allzu fanfreundliche.
Und 2022? Da findet die WM in Katar statt. Und damit ist alles gesagt.
Für viele Jahre wird diese gerade zu Ende gegangene EM in Frankreich also das letzte Turnier gewesen sein, das alles beinhaltete, was man sich von einer Europameisterschaft erhofft: kurze Wege, man trifft sich mal mit den einen Fans hier, mal mit den anderen Fans dort, mal im Zug, mal im Pub, mal auf der Place de Wasweißich, free shots for the boys in green!
Genau daran werden all jene wehmütig zurückdenken, die in den vergangenen Wochen geschimpft haben. Aber: Was emotionsarme, fanbefreite Spiele sind, das werden wir erst noch zu spüren bekommen. Was es bedeutet, wenn ein Event nur noch ein Fernsehevent ist. Die Welt zu Gast bei Freunden? In Katar und Russland nicht vorgesehen. Und in Brüssel, Rom und Bukarest schlicht unmöglich. Da können die Fans schön gemeinsam am Check-in singen.
EMtaz: Bilder, die bleiben
Buffon feierte den 2:0-Sieg gegen Spanien im Achtelfinale, indem er aufs Tor kletterte. Zum Glück musste niemand die Feuerwehr rufen, um den 38-Jährigen wieder von der Latte zu holen.
Foto:
reuters
Circa zehn Prozent der isländischen Bevölkerung (330.000 Einwohner) sollen zur EM 2016 in Frankreich gereist sein. Gut möglich, dass sich einige von ihnen in diesem Bart verbergen.
Foto:
reuters
Islands Kapitän Aron Gunnarsson bereitete mit weiten Einwürfen auf den Innenverteidiger-Hünen Kari Arnason gleiche mehrere Tore vor. England wird sich erinnern. Auch sein Bart ist ein Prachtexemplar.
Foto:
reuters
Original-Zitat der Wales-Fans: "Don't take me home, please don't take me home. I just don't wanna go to work, I wanna stay here and drink all ya beer! Please don't, please don't take me home!" Bis ins Halbfinale trugen die Fans ihr Team. Hier trifft Gareth Bale gegen England.
Foto:
reuters
Vereinzelt gab es auch nette englische Fans in der Kurve. Daneben ein kleines Mädchen.
Foto:
reuters
Menschgewordener Fan-Freundschaftsschal, gewidmet der deutsch-slowakischen Fanfreundschaft. Die herzlosen Deutschen gewannen trotzdem im Achtelfinale mit 3:1. Ob diese beiden Fans auch nach dem Spiel noch Facebook-Freunde sind, ist nicht überliefert.
Foto:
reuters
Ab diesem Zeitpunkt lief es für die Franzosen. Griezman erzielte beide Tore zum 2:1 nach einem Rückstand gegen die Iren. Im Viertelfinale schlug Frankreich Island mit 5:2, im Halbfinale die Deutschen mit 2:0.
Foto:
reuters
Zlatan Ibrahimovic machte gegen Belgien sein letztes Spiel für Schweden. Leider qualifizierte sich der Rekordnationalspieler (116 Spiele, 62 Tore) nach der 1:0-Niederlagede nicht für die Achtelfinale. Obwohl: Wenn man sich es recht überlegt, hat sich eigentlich das Achtelfinale nicht für Ibra qualifiziert. So oder so: Schnüff.
Foto:
reuters
Super-Idee von Teilen des kroatischen Anhangs: Einfach mal ganz viel Pyro und Böller auf den Rasen schmeißen. Anschließend prügelten sich kroatische Fans untereinander. Besonders clever: Nach der Spielunterbrechung verspielte Kroatien noch eine 2:1-Führung gegen Tschechien. Endstand: 2:2.
Foto:
reuters
Let the games begin: Dimitri Payet eröffnete die EM offiziell gegen mit einem Fernschuss-Traumtor gegen Rumäninen. Auch im zweiten Gruppenspiel gegen Albanien gelang dem 29-Jährigen ein schönes Tor zum 2:0. Er war der erste Star der EM, ließ zum Ende allerdings etwas nach.
Foto:
reuters
Ekelhafter Defensivfußball, aber eine Mannschaft aus einem Guss: Hüpfende Portugiesen freuen sich nach ihrer Qualifikation für die nächste Runde, ...
Foto:
reuters
...nach Ricardo Quaresmas 1:0 gegen Kroatien im Achtelfinale. Erst in der 117. Minute schickte der Stürmer die Kroaten nach Hause. Die 116 Minuten davor waren die reinste Quälerei.
Foto:
reuters
Didier Deschamps beschwerte sich, dass nach einem AC/DC-Konzert der Rasen in Marseille in miserablem Zustand gewesen sei. Ach, der Rasen war schuld, dass Frankreich ins Finale gekommen ist.
Foto:
reuters
Schon jetzt eine Legende: der Volunteer, der das Mannschaftsfoto von Portugal photobombte. Neben ihm steht ein berühmter Fußballer und Selfie-Experte, der die Aktion gut findet.
Foto:
ap
Schön geflogen, unschön rausgeflogen: Schweden verliert gegen Belgien mit 0:1.
Foto:
reuters
Xherdan Shaqiri schießt mit einem Fallrückzieher gegen Polen das schönste Tor des Turniers. Mit dem Traumtor machte er das 1:1, in der anschließenden Verlängerung war die Schweiz zwar überlegen, verlor jedoch im Elfmeterschießen.
Foto:
reuters
Wales-Fans, mussten leider doch nach Hause irgendwann.
Foto:
reuters
Russische Hooligans machen mit Native Advertising im britischen Block Werbung für die WM 2018.
Foto:
Imago / Sportimage
Schweizer Trikots: Beschissen, weil gerissen.
Foto:
ap
Boateng I., Fußarbeit gegen die Ukraine.
Foto:
dpa
Boateng II., Handarbeit gegen Italien.
Foto:
dpa
Trainer Ronaldo, Co-Trainer Santos. Der galaktische Supersuperstar von Real Madrid wechselte nach seiner Verletzung in der achten Minute des Finales auf die Bank und sicherte sich den ersten Trainertitel seiner Karriere.
Foto:
reuters
Anschließend durften die Portugiesen Galão und Portwein aus dem EM-Pokal schlürfen. Lecker. Und ein Bild für die Ewigigkeit – zumindest für alle Portugiesen. Es ist der erste große internationale Titel für das Land mit zehn Millionen Einwohnern.
Foto:
ap
Früh erkannt haben das übrigens: die Hooligans. Sie wussten, dass dieses Turnier ihre letzte Chance ist, sich die Fresse zu polieren. Russland wird seine eigenen Hools nicht mehr patriotisch anfeuern, wenn daheim die Gewalt eskaliert. Nach Katar werden sie nicht reinkommen und am Check-in-Schalter schlägt es sich so schlecht.
Freuen wir uns also auf die EM 2024. Konzentriert in Skandinavien oder Deutschland oder der Türkei. Und hoffentlich ohne Hools. (JÜRN KRUSE)
Taktisch bleibt nichts von dieser EM
Portugals Defensivfußball war so ledern, wie Trockenfleisch niemals sein kann. Mit nur einem Sieg in regulärer Spielzeit haben sie den Titel geholt. Otto Rehhagel hätte das nicht besser hinbekommen. Gegen dessen griechische Abwehrkanten hatten Ronaldo und Portugal das EM-Finale 2004 verloren. 2016 kopierten sie die Strategie: Sie zerstörten mit einer Mannverteidigung im Mittelfeld das Spiel der Gegner.
Von diesem Turnier wird taktisch nichts in den Vereinsfußball vordringen. Mit der Erweiterung auf 24 Teams, von denen nur 8 in der Vorrunde ausschieden, steht die EM für sich. Der Leistungsunterschied zwischen den Teilnehmern ist viel größer als in den europäischen Ligen oder in der Champions League.
Der Preis des großen Teilnehmerfeldes sind viele trostlose Spiele, die durch Konter und nach Standards entschieden wurden. Oder wie man in der Kreisliga sagt: „Hinten reinstellen und vorne hilft der liebe Gott.“ Die größten Neuerungen waren deshalb einzelne Standardvarianten der Underdogs: etwa Islands weite Einwürfe oder die walisische Ecken-Taktik gegen Belgien. Das war es dann auch.
Die Elf der EMtaz
Manuel Neuer ist der beste Torwart der Welt. Die Italiener haben das spätestens im Elfmeterschießen gelernt. Gegen Frankreich patzte er dann und sein Gegenüber Hugo Lloris wuchs über sich hinaus. Er bleibt trotzdem die Nummer Eins – noch.
Foto:
dpa
Pepe nimmt keine Gefangenen. Alles was ihm in den Weg kommt, wird – meist mit fairen Mitteln – niedergemetzelt. Ohne ihn wäre Portugal nicht so abwehrstark.
Foto:
ap
Auch Giorgio Chiellini gehört zu den besten Innenverteidigern des Turniers. Zweikampfstark, hart aber fair, auch vorne gefährlich, unermüdlich. Wenn er doch mal müde wird, bringt er vorher noch Chuck Norris ins Bett.
Foto:
ap
Seine Rettungsaktion war eine der spektakulärsten Szenen der EM. Aber nicht nur deshalb gehört Boateng in die Elf des Turniers. Unser Abwehrchef, den wirklich Jeder als Nachbar haben möchte, war über die Spiele hinweg eine starke Stütze für das deutsche Team und bewies seine Zweikampfstärke.
Foto:
REUTERS/Gonzalo Fuentes
Beste Noten erhielt auch Polens Außenverteidiger Lukasz Piszczek. Macht hinten dicht, nach vorne stark mit guten Flanken, laufstark.
Foto:
reuters
Aron Gunnarsson. Seine Einwürfe könnten auch Ecken sein, außerdem ist er der Kapitän der „Huh!“-Isländer.
Foto:
dpa
Neben Bale ist Ramsey der Starspieler von Wales. Auch dank ihm sind die Waliser bis ins Halbfinale gekommen.
Foto:
REUTERS/Pascal Rossignol
Dimitri Payet hat bereits drei Tore während der EM geschossen, er ist kreativ und dribbelstark. Außerdem bekennender Fetischist, er küsst gerne die Schuhe von Griezmann.
Foto:
dpa
Gareth Bale, Waliser, schnell, unfassbar schnell. Außerdem ein guter Freistoßschütze, ein Mann des unermüdlichen Einsatzes und ein offensiver Mittelfeldspieler, der stets mehrere Abwehrspieler bindet.
Foto:
reuters
Cristiano Ronaldo war ohne Frage einer der Spieler des Turniers. Man hat ihn nicht nur zum ersten Mal als Mensch wahrgenommen, er war auch spielerisch stark und zeigte seine Leistung vor allem gegen Ungarn. Nach seiner Spielerkarriere könnte er auch ein guter Trainer werden, was er im Finale bewies.
Foto:
ap/Martin Meissner
Antoine Griezmann, Frankreich. Sechs Einsätze, sechs Tore, davon zwei im Halbfinale gegen Deutschland. Der bisher mit Abstand stärkste Spieler des Turniers.
Foto:
ap
Bei der EM 2016 hat sich kein neues fußballerisches Stilmittel oder Konzept etabliert. Weder hat ein Trainer eine neue Position erfunden noch hat ein Team ein neues Spielsystem geprägt.
Einst galten die großen Turniere als Taktik-Brutstätten. Was Teams bei einer EM oder WM spielten, sah man zwei Jahre später in den Ligen. Zum Glück funktioniert Hinten-reinstellen-und-das-Spiel-des-Gegners-Zerstören nicht über 34 Spieltage in der Bundesliga.
Bei dieser EM konnte man sich durchwurschteln. Selbst Frankreich und Italien spielten stellenweise so. Auch wenn niemand Ronaldos Gockelhaftigkeit oder die defensive Spielweise der Portugiesen leiden kann: Der Gewinner hat recht. Immer. Und es ist völlig egal, was die Verlierer davon halten. (GARETH JOSWIG)
Spannung pur dank der Kleinen
Klar, die Fußballexperten hatten es vorher gewusst: Island habe in den vergangenen Jahren erheblich in Ausbildung und Infrastruktur investiert, mit dem Team von der kalten Insel im Nordatlantik werde zu rechnen sein. Dass es die Mannschaft, deren Fans die Fußballwelt um eine Innovation des Stadiongesangs bereichert haben („Uh!“), bis ins Viertelfinale schaffen würde, hatte niemand vorhergesagt – aber das macht nix. Island bestätigte den Trend: Es war eine EM der Kleinen.
Gleich sechs von ihnen schafften es bis ins Achtelfinale: Wales, Nordirland, Ungarn, Slowakei, Irland, Island. Das war vor allem dem Modus geschuldet: Wenn von 24 Teams 16 weiterkommen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es auch ein paar Underdogs schaffen. Zumal ein paar der höher eingeschätzten Teams immer versagen, diesmal: Russland, Türkei, Österreich, Schweden. Mit Wales und Island kamen diesmal sogar zwei Underdogs ins Viertelfinale – großartig.
Bei der WM in Russland übrigens wird es diese Form europäischer Vielfalt, bei der die Kleinen überraschen können, nicht geben. Auch das ist pure Mathematik: Neben Russland dürfen sich nur 13 europäische Mannschaften qualifizieren.
Dass die Kleinen bei dieser EM einen langweiligen Defensivfußball zelebrierten, ist eine oft gehörte Klage. Erstens stimmt das so nicht. Immerhin haben Albanien, Ungarn und Irland ansehnliche Spiele abgeliefert. Zweitens ist das schlicht Fußball: Wer sich schwächer wähnt, verteidigt konsequent und lauert auf Konter oder Standards. Das ist in allen Ligen der Fall. Warum sollte es bei einem großen internationalen Turnier anders sein?
EMtaz: Und raus bist du!
Die Ästhetik des Scheiterns: Antoine Griezmann nach dem Finale. Was für ein grandioses Turnier für Frankreich.
Foto:
dpa
Raus im Halbfinale. Der Weltmeister auf dem Niveau von Wales. Aber: Vorher gegen Italien gewonnen, starkes Achtelfinale gegen die Slowakei. Gruppenphase ganz okay. Gutes Turnier, trotz alledem.
Foto:
dpa
Wir zitieren an dieser Stelle aus Gründen einfach mal den Fan-Chant der Waliser: "Don't take me home, please don't take me home. I just don't wanna go to work, I wanna stay here and drink all ya beer! Please don't, please don't take me home!" Schön, dass ihr da wart und so lange geblieben seid. Danke.
Foto:
dpa
Raus mit ganz viel Applaus und einem letzten UH! Kolbeinn Sigthorsson und Island sind nach Wales das größte Überraschungsteam dieser Euro. Nach dem 2:5 im Viertelfinale gegen Gastgeber Frankreich geht's zurück auf die Insel.
Foto:
dpa
Flogen nach endlosem Elfmeterschießen gegen Deutschland im Viertelfinale raus: die Italiener. Als Gianluigi Buffons Tränen nach dem verwandelten Elfer von Jonas Hector auf der Videowand im Stadion gezeigt wurden, gab es Szenenapplaus. Schnüff.
Foto:
ap
Im Viertelfinale gegen Wales traf Belgiens Radja Nainggolan zum 0:1. Reicht sicher, dachten sich die Belgier daraufhin und hauten die Handbremse rein. Das ging gehörig schief, Wales' Kicker Williams, Robson-Kanu und Vokes drehten den Spieß um, 3:1 für die Dragons! Nainggolan und Co. packten die Koffer.
Foto:
dpa
Endstation im Elfmeterschießen: Was bei den Polen im Achtelfinale noch gut klappte, wurde ihnen im Viertelfinale zum Verhängnis. Mit 3:5 unterlag die Mannschaft von Trainer Adam Nawalka Portugal. Die Tore in der regulären Spielzeit hatten Lewandowski und Sanches erzielt. Vom Punkt verfehlte nur Jakub Blaszczykowski (2. v.r.).
Foto:
ap
Hat Spaniens Trainer Vicente del Bosque den Achtelfinalgegner Italien unterschätzt? Mit 0:2 schied Spanien aus, wenig souverän wirkte der Titelverteidiger dabei. Sechs Punkte in Gruppe D, die Schwächen des Teams waren schon bei der Gruppenniederlage gegen Kroatien sichtbar.
Foto:
dpa
Wieder nur das Achtelfinale erreicht: Mit 1:2 nach 1:0-Führung schied England aus – gegen Island. Vor dem Turnier hochgelobt, erwies sich England in der Vorrunde in Gruppe B als spielstarkes Team, das aber aus vielen Torchancen zu wenig zu machen wusste.
Foto:
reuters
Applaus trotz Aus: Ungarn hatte beim 0:4 im Achtelfinale gegen Belgien keine Chance. Trotzdem war das Turnier für die Mannschaft ein großer Erfolg. In ihrer Gruppe ließen sie Portugal, Österreich und Island hinter sich. Besonders beim 3:3 gegen Portugal hat das Team um Coach Bernd Storck alle Fans mitgerissen.
Foto:
ap
Mit Kind und Kegel heim fuhr die Slowakei nach dem 0:3 im Achtelfinale gegen Deutschland. Die Löw-Elf hatte das Team um Marek Hamsik im Griff, da half auch der furchteinflößende Blick von Kapitän Martin Skrtel nix. Zuvor ein starker Auftritt in Gruppe B, Sieg gegen Russland, vier Punkte, Platz 3.
Foto:
reuters
Bittere Tränen weinte Irlands Torwartkoloss Darren Randolph nach dem verlorenen Achtelfinale gegen Frankreich. Dabei hat sich sein Team nix vorzuwerfen: Kämpferisch in allen Spielen top, fehlte dem Tabellendritten der Gruppe E letztlich einfach die spielerische Qualität. Die lautstarken und fairen irischen Fans werden dem Turnier fehlen.
Foto:
dpa
Unsanft gelandet ist Kroatien im Achtelfinale gegen Portugal. Gegen Spanien überzeugten die Kroaten noch spielerisch, galten als Erster der Gruppe D als Titel-Mitfavorit und dann das: Gegen die Defensivtaktik von Fernando Santos fanden sie kein Mittel, der Trainer stellte sein Team falsch auf, ein und um. Kroatien blieb ein Versprechen.
Foto:
ap
Schluss im Achtelfinale war auch für Nordirland. Dabei zeigte der Underdog im Inselduell gegen Wales, dass er auch offensiv spielen kann – nur ein Eigentor verhinderte ein noch größeres Wunder. Größtes Verdienst: die inoffizielle EM-Hymne "Will Grigg's on fire". In Gruppe C mit 2:2 Toren und drei Punkten als Tabellendritter weitergekommen.
Foto:
reuters
Upsi – das Achtelfinal-Aus der Schweiz war ein Unglückliches. Granit Xhaka verschoss seinen Elfmeter gegen Polen. Dabei war das Spiel gegen Polen das ansehnlichste Schweiz-Spiel. Shakiris Fallrückzieher aus 16 Metern ist das bislang schönste Tor des Turniers. Zuvor 2:1 Tore, fünf Punkte, Zweiter in Gruppe A.
Foto:
reuters
Aus dem Fernsehen erfahren, dass man raus ist: Albanien. Gruppe A, 1:3 Tore, drei Punkte. Der Eindruck täuscht ein wenig. Für Albanien war bereits die Qualifikation ein Erfolg, der Sieg gegen Rumänien die Kirsche auf der Torte. Ganz fürs Achtelfinale gereicht hat es nicht. Dafür hätte etwas mehr kommen müssen als ein Tor.
Foto:
ap
Türkei, Gruppe D: 2:4 Tore, drei Punkte. Wie Albanien schaffte es auch die Türkei nicht unter die vier besten Gruppendritten. Trainer Fatih Terim war frustriert. Dabei hat er seine Spieler häufig auf den falschen Positionen aufgestellt. Nur gegen Tschechien konnte die Türkei durchgehend überzeugen. Zu wenig.
Foto:
dpa
Österreich, Gruppe F: 1:4 Tore, ein Punkt. Die erweiterte Bundesligaauswahl versteckte sich besonders im Angriff zu oft. Torwart Robert Almer war der Held gegen Portugal, Tore schießen konnte er allerdings auch nicht. Österreich blieb eine einzige Enttäuschung.
Foto:
dpa
Schweden, Gruppe E: 1:3 Tore, ein Punkt. Die Nationalmannschaftskarriere des großen Zlatan Ibrahimovic hat kein Happy End. Zu häufig war er in der Offensive auf sich allein gestellt. Sinnbildlich: Das einzige schwedische Tor war ein Eigentor der Iren. Vorlagengeber: Ibrahimovic, natürlich. Mach's gut, Zlatan.
Foto:
ap
Tschechien, Gruppe D: 2:5 Tore, ein Punkt. Definitiv zu wenig. Große Comeback-Qualitäten nach einem 0.2-Rückstand gegen Kroatien. Das war's dann aber auch.
Foto:
ap
Gruppe C, Ukraine: 0:5 Tore, null Punkte. Spielerisch besser, aber vom Ergebnis her schlechter als Russland. Au weia.
Foto:
dpa
Schnell raus waren die Russen in Gruppe B: Zwei Tore geschossen, aber sechs kassiert, nur ein Punkt in der Vorrunde. Fünf gute Minuten gegen England, darauf lässt sich für die WM 2018 in Russland aufbauen.
Foto:
ap
Waren als Erste weg, die Rumänen. Kein schlechtes Eröffnungsspiel gegen Frankreich, aber dann: Nur ein Tor geschossen, einen Punkt geholt (gegen die Schweiz) und im entscheidenden Spiel um Platz 3 in der Gruppe A gegen Albanien verloren.
Foto:
reuters
Wenn dann der Außenseiter lange mithält wie bei Frankreich – Irland oder Slowakei – England, ergeben sich hochspannende Spiele, in denen der Favorit erst einmal beweisen muss, dass er das entscheidende Tor schießen kann. Wenn der Außenseiter sogar gewinnt wie bei England – Island, wird es auch für neutrale Fans hochemotional. Den Kleinen sei Dank. (RICHARD ROTHER)
Drinnen oder irgendwo draußen
Eine Fußball-EM ist ein Gesellschaftsspiel. Man verabredet sich mit ein paar Freunden in einer Kneipe, vor einem Kiosk, in einem Biergarten und guckt auf eine Leinwand.
Meistens sitzt vor einem irgendein viel zu großer Mensch, der seinen Kopf immer genau in die Richtung dreht, in die gerade der Ball fliegt. Oft scheint die Sonne auf die Leinwand und man sieht gar nichts mehr oder irgendjemand stolpert über ein Kabel und das Bild ist weg und bis es wieder da ist, hat es angefangen zu regnen.
Bei dieser EM aber war was komisch. Weniger als sonst gab es verzweifelte Anrufe kurz vor Anpfiff, wo man denn gucke. Weniger als sonst gab es Planungen mit den verschiedenen Freundeskreisen, wer wo wann vor Ort ist, um Plätze freizuhalten. Weniger als sonst gab es kombinierte Paketangebote von Grill-, Picknick-, Seeausflug mit garantierter EM-Spiel-Übertragung.
Zum einen war draußen sowieso überall Platz, weil wesentlich weniger Leute irgendwo draußen guckten und weil der Trend schon bei der WM vom zentralen Public Viewing auf Fanmeilen und in Riesenbiergärten zum dezentralen Gucken beim Kiosk um die Ecke mit Flatscreen auf dem Bierkasten ging.
Und so kam es, dass ich zum ersten Mal bei einem großen Fußballturnier auch einige Spiele zu Hause guckte. Alleine. Vor dem Laptop. Ein Spaß war es nicht. Es war okay. Aber nur deswegen, weil auch die Spiele selten ein Spaß waren, sondern höchstens okay. Hätte es Huhs und Hooligans nicht gegeben, hätte man kaum was zu reden gehabt und nicht vor die Tür gehen müssen. Beinahe wäre es sogar dazu gekommen, dass ich auch das Finale zu Hause geguckt hätte. Aber ein letztes Aufbäumen gegen die eigenartige Trägheit dieses Turniers gelang.
EM-Kicker mit Supernamen
Kolbeinn Sigthórsson (Island) – was für ein Name für einen Stürmer! Und der ist durchaus programmatisch zu verstehen. Wenn er für Island getroffen hat, verlor das Team nur dreimal.
Foto:
imago/Ulmer
James McClean (Irland) – zum Glück ist der irische Linksaußen nicht so häufig auf deutschen Bahnhöfen unterwegs. Es könnte sonst passieren, dass er von der Toilette nicht wiederkehrt.
Foto:
ap
Ádám Lang (Ungarn) – er ist mit 1,88 m der Turm in der ungarischen Abwehr. Obwohl, sein Kollege Roland Juhász ist mit 1,94 m noch größer. Aber der hat keinen so schönen Namen.
Foto:
ap
Gabriel Torje (Rumänien) – noch so ein super Name für einen Stürmer. Der half ihm zuletzt allerdings wenig. Für Osmanlispor traf Torje in der abgelaufenen Saison nur dreimal. Bei der Nationalmannschaft läuft es besser. Immerhin elf Treffer stehen für den Rechtsaußen in 50 Partien zu Buche.
Foto:
imago/aflosport
Kornel Salata (Slowakei, oben) – nein, wir kommentieren jetzt nicht die Ernährung von Fußballprofis. Aber wahrscheinlich freuen sich seine Teamkollegen schon, dass Salata Verteidiger und nicht Küchenchef geworden ist.
Foto:
imago/action plus
Mikael Lustig (Schweden) – „Du bist ein Clownfisch, erzähl uns einen Witz“, musste sich Marlin im Film „Findet Nemo“ immer anhören. Ähnlich scheint es dem Schweden Mikael Lustig gehen. Gegen Irland musste er kurz vor der Pause verletzt raus. Nicht so komisch.
Foto:
imago/bildbyran
Harry Kane (England) – war es englischer Humor oder weise Voraussicht seiner Eltern, dass Kanes Name an einen tropischen Wirbelsturm erinnert? In der vergangenen Saison hat der Torschützenkönig der Premier League (25 Treffer) jedenfalls einiges durcheinandergewirbelt.
Foto:
imago/itar-tass
Samuel Umtiti (Frankreich) – wir können schon die Teenager vor den Fernsehbildschirmen kichern hören, wenn der Kommentator seinen Namen nennt: „Hihi, er hat Titti gesagt“. Würden wir jedenfalls so machen.
Foto:
imago/panoramic
Stuart Dallas (Nordirland, links) – sorgte ab den späten siebziger Jahren als Fernsehserie für Furore. Mittlerweile pflügt er die linke Seite der Nordiren um. Wahnsinnstyp.
Foto:
imago/Eibner Europa
Ciro Immobile (Italien) – Dortmundfans können über den Namen des Stürmers vermutlich nicht mehr lachen. Im Nationaldress gegen Belgien hingegen wirkte das teure Missverständnis zuletzt recht mobil.
Foto:
ap
Was’n Glück. Es war nicht das erwartet unspektakuläre Finale eines unspektakulären Turniers. Es war ein richtiges Finale. Eines, das es so noch nie gab. Und eines, über das alle reden wollten. Und das geht immer noch am besten draußen, vor einem Kiosk. (DORIS AKRAP)
Politisch fragwürdige Deutungen
Wer bei dieser EM vor allem ein Auge für einige osteuropäische Mannschaften hatte, erblickte sowohl Altbekanntes als auch Überraschendes. In letztere Kategorie fällt das Abschneiden der ungarischen Nationalmannschaft, von der selbst die größten Optimisten nicht erwartet hätten, dass sie überhaupt ein Tor erzielen würde. Am Ende waren es derer sogar vier, man schied erst im Achtelfinale aus.
Diesen Achtungserfolg – und das war dann wieder weniger überraschend – versuchte Ungarns Regierungschef, der rechtslastige Viktor Orbán, eilig für sich und seine Politik zu nutzen. Nach dem Motto: Wir sind auf dem richtigen Weg. Dass der Mann, der sich für mehr Sportförderung einsetzt, autoritär durchregiert und EU-Belange, trotz EU-Mitgliedschaft, ignoriert – Schwamm drüber. Folglich konnten sich die Linken, die noch nicht ausgewandert sind, nicht wirklich über ihre Mannschaft freuen. Was allerdings nichts daran ändert, dass sie wirklich nicht so übel gespielt hat.
Das kann man von der russischen wahrlich nun nicht behaupten. Die vormoderne Spielweise dieses Geronto-Clubs – unterirdisch. Doch darum geht es nicht allein, weil es in Russland nämlich immer um das große Ganze geht. Das Aus nach der Vorrunde – flankiert von einigen Amokläufen russischer Hooligans – war eine nationale Schmach und Demütigung, wieder einmal. Und die brauchen die Russen jetzt überhaupt nicht, weil die Okkupation der Halbinsel Krim als Balsam für die gebeutelte russische Volksseele allmählich ausgedient hat. Wahrscheinlich, so wird sich nicht nur Präsident Wladimir Putin gedacht haben, mangelte es dem Team an einer gesunden patriotischen Einstellung und dem Willen, im Feld mal wieder alles zu geben für das Vaterland.
Im Viertelfinale (nach 120 Minuten: 1:1) gewann Deutschland gegen Italien mit 6:5 i. E., obwohl Müller, Özil und Schweinsteiger verschossen. Insgesamt mussten neun Schützen auf jeder Seite antreten. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Jonas Hector.
Foto:
imago/colorsport
Nur Neuer und Höwedes mussten nicht schießen. Letzterer ist sichtlich erleichtert. Bei den Italienern verschossen Zaza, Pellè, Bonucci und Darmian.
Foto:
imago/action pictures
Jakub Blaszczykowski ist der einzige Fehlschütze im Viertelfinalduell der EM 2016 zwischen Portugal und Polen (1:1, 3:5 i. E.).
Foto:
reuters
Im EM-Halbfinale 2012 zwischen Portugal und Spanien (0:0, 2:4 i. E.) scheitert der Portugiese Bruno Alves an Iker Casillas. Cesc Fabregas schießt Spanien anschließend ins Finale. Alves' Teamkollege Joao Moutinho trifft ebenfalls nicht. Für Spanien verschießt nur Xabi Alonso.
Foto:
dpa
Gianluigi Buffon taucht ab und hält den Schuss von Ashley Cole. Anschließend verwandelt Diamanti. Italien gewinnt das EM-Viertelfinale 2012 gegen England mit 4:2 im Elfmeterschießen. Zuvor waren keine Tore gefallen. Neben Cole verschießen auch Ashley Young und Italiens Montolivo.
Foto:
dpa
Mladen Petric' Fehlschuss besiegelt Kroatiens Viertelfinal-Aus 2008 gegen die Türkei (1:3 i. E.). Keeper Rüstü Recber wurde zum Helden. Vor Petric hatten bereits Rakitic und Modric neben das Tor geschossen. Ivan Klasnic (119. Minute) und Semih Şentürk (120.+2) hatten in der turbulenten Schlussphase der Verlängerung genetzt.
Foto:
dpa
Antonio di Natale schaut zu, wie sich die Spanier im EM-Viertelfinale 2008 über den verwandelten Elfer von Cesc Fabregas freuen. Di Natale war zuvor an Casillas gescheitert, auch de Rossi traf nicht. Für Spanien verfehlte nur Daniel Guiza. Endstand: 4:2 i. E. für „La Furia Roja“.
Foto:
dpa
Versager und Held dicht beisammen: Englands David Beckham drischt den ersten Elfmeter im EM-Viertelfinale 2004 gegen Portugal in den Nachthimmel von Lissabon. Torwart Ricardo hielt ohne Handschuhe gegen Vassell und verwandelte letztlich selbst souverän zum 6:5! Nach 120 Minuten hatte es 2:2 gestanden. Im Elfmeterschießen vergab für Portugal nur Rui Costa.
Foto:
dpa
Kaum zu glauben: Holland gewann das EM-Viertelfinale 2004 im Elfmeterschießen! Gegen Schweden ging's 5:4 aus, Arjen Robben traf entscheidend. Auf schwedischer Seite verschossen Zlatan Ibrahimovic (r., der von Larsson getröstet wird) und Olof Mellberg, für Holland lediglich Phillip Cocu.
Foto:
dpa
Francesco Toldo heißt der italienische Held bei der Euro 2000. Im Halbfinale gegen Holland pariert er den letzten holländischen Versuch von Paul Bosvelt. Die Nerven verloren hatten auch Jaap Stam und Frank de Boer. Auf italienischer Seite versemmelte Paolo Maldini. Endstand nach 120 torlosen Minuten: 3:1 i. E. für Italien.
Foto:
dpa
Englands Gareth Southgate nach seinem verschossenen Elfer im EM-Halbfinale 1996. Im Hintergrund DFB-Kapitän Andreas Möller, der den 6:5-Siegtreffer erzielen wird. Außer Southgate, dessen Schuss Andreas Köpke parierte, verfehlte kein weiterer Schütze. Nach 120 Minuten stand es 1:1.
Foto:
dpa
Nach Möllers verwandeltem Elfer feiern Marco Bode, Thomas Hässler und Sepp Maier den Elfer-Killer Andreas Köpke. 1996 wurde er zum besten Torwart des Turniers gewählt, heute trainiert Köpke selbst die Torhüter bei der Nationalelf.
Foto:
dpa
Auch das zweite EM-Halbfinale 1996 zwischen Tschechien und Frankreich (0:0 n. V.) ging ins Elfmeterschießen. Den 6:5-Siegtreffer setzt Tschechiens Miroslav Kadlec. Petr Kouba hält zuvor gegen Reynald Pedros, der damit als Einziger scheitert.
Foto:
imago/CTK Photo
England gewann im EM-Viertelfinale 1996 nach Elfmeterschießen mit 4:2. Für Spanien verfehlten Fernando Hierro (im Bild) und Miguel Angel Nadal. Für England trafen alle Spieler – auch sehr zur Freude von Keeper David Seaman.
Foto:
imago/Sven Simon
Im EM-Halbfinale 1992 hält Dänemarks Peter Schmeichel gegen den Holländer Marco van Basten. Die Dänen, bei denen alle Schützen treffen, gewinnen 5:4. In den 120 Minuten zuvor waren vier Tore gefallen.
Foto:
imago/Sven Simon
Preben Elkjær Larsen (Dänemark) ist nach seinem verschossenen Elfmeter im EM-Halbfinale 1984 gegen Spanien bitter enttäuscht. Nach ihm markiert Manuel Sarabia den 5:4-Endstand im Elfmeterschießen. Ergebnis nach 120 Minuten: 1:1.
Foto:
imago/Sven Simon
Jaroslav Netolicka hält den von Fulvio Collovati (Italien) getretenen Ball vor der Linie fest. Die CSSR gewinnt das Spiel um Platz 3 bei der EM 1980 mit 9:8. Endstand in der regulären Spielzeit: 1:1.
Foto:
imago/WEREK
Uli Hoeneß geht als erster tragischer Elfmeterschütze in die Geschichtsbücher ein. 1976 beim Finale zwischen BRD und CSSR bugsiert er das Spielgerät in den Nachthimmel von Belgrad. Panenka lupft anschließend zum 5:3. In der regulären Spielzeit trafen beide Teams zweimal.
Foto:
dpa
Jetzt betreiben die Verantwortlichen Ursachenforschung und sinnen auf Abhilfe. Das Dumme ist nur, dass Russland in zwei Jahren die Fußballweltmeisterschaft ausrichtet. Aber bis dahin werden sich schon noch ein paar gute Patrioten finden lassen. (BARBARA OERTEL)
Das Ende des deutschen Fanwahns
Schwarz-Rot-Gold ist nicht mehr witzig. Wo waren in den vergangenen vier Wochen all die drolligen Typen, die grinsend mit überdimensionalen schwarz-rot-goldenen Flipflops durch die Innenstädte flanierten? Wo waren die Fanfeuerzeuge, die Schattenspender für das Biergartenbier, die aufblasbaren Klopfschläuche, die Hundehalsbänder in den Deutschlandfarben? Nur noch ein paar Autos waren beflaggt und beinahe jeder Balkon, aus dem ein schwarz-rot-goldener Lappen hing, schaffte es in die Lokalpresse. Sogar auf die Fanmeilen konnte man gehen, ohne kritisch beäugt zu werden, weil Fan-Accessoires fehlten. Ein EM-Spiel zu schauen, ist ein gutes Stück normaler geworden.
Den einen Grund dafür gibt es nicht. Einer mag die Sattheit der Fans der Weltmeistermannschaft sein. Wer alles gewonnen hat, muss es niemandem mehr zeigen. Und dann ist da die Behauptung von der Unverkrampftheit, mir der viele Deutsche seit der Heim-WM 2006 ihre Zugehörigkeit zu Deutschland ausgedrückt haben. In Zeiten von Pegida und AfD mag sich der eine oder die andere schwertun mit jeglicher Art von unverkrampfter Beflaggung. Auch darüber ist schon viel nachgedacht worden. Auch dafür, dass die Eventisierung des Fußballs an seine Grenzen gestoßen sein könnte, gibt es Indizien.
Die Spurensuche wird weitergehen. Und so mancher mag tatsächlich traurig sein, dass es vielleicht nie wieder so wird wie in jenem irren Sommer anno 2006.
Der ist mittlerweile gut erforscht und alle, die es wissen wollen, können nachlesen, dass es in Wahrheit gar nicht so unverkrampft war, wie da gefeiert wurde. Ein Trotzstolz schwang damals bei nicht wenigen Fahnenschwenkern mit. Man wollte zeigen dürfen, dass man wieder wer war. Das Sommermärchen hatte einen gehörigen Albtraumanteil.
EMtaz: La bessere Mannschaft
Smart. Erfolgreich. Voll normal. Das deutsche Nationalteam macht alles richtig. Aber wer mag schon Leute, die nichts falsch machen (außer Antonio Rüdiger, l.o.)? Wir wollen Spieler mit Ecken und Kanten – echte Typen halt. Hier sind sie:
Foto:
dpa
Im Tor: Nadine Angerer. Pfostenluder mit Mütze. Ecken- und Kantenfaktor: 6 von 10 Punkten.
Foto:
dpa
In der Abwehr: Kevin Großkreutz. Dönerwurf-Kevin, Pinkeln-in-Hotellobby-Kevin, Hat-Heimweh-Kevin. Ecken- und Kantenfaktor: 6 (mit scharf!) von 10.
Foto:
Imago/Eibner
Kevin-Prince Boateng. Wade-der-Nation-kaputttret-Kevin, Kabinenrauch-Kevin, Großer-Bruder-Kevin. Ecken- und Kantenfaktor: 9 von 10.
Foto:
Imago/Uwe Kraft
Kevin Kuranyi. Kritiker-Kevin, Aus-dem-Stadion-abhau-Kevin, Russlandversteher-Kevin. Ecken- und Kantenfaktor: 5 von 10.
Foto:
imago/foto2press
Patrick Ebert. Bro von Großer-Bruder-Kevin, Autospiegel-abtret-Patrick. Ecken- und Kantenfaktor: 8 von 10.
Foto:
imago/itar-tass
Das Mittelfeld: Hakan Calhanoglu. Blaumacher und Revolverheld, der sich auch von Knarren nicht stoppen lässt. Ecken- und Kantenfaktor: 5,5 von 10.
Foto:
Imago/Bearing
Jermaine Jones. Hier zählen die Tattoos, nicht die Leistung. Kann gut treten. Tarnt sich auf Instagram mit süßen Fotos seiner Süßen. Ecken- und Kantenfaktor: 5 von 10.
Foto:
Imago/Christoph Reichwein
Max Kruse. Zockt, säuft, dreht Pornos. Hat krass Sex und Nutella, parkt auf Behindertenparkplätzen, ist gegen die Abschaffung von 500-Euro-Scheinen. Ecken- und Kantenfaktor: 11 von 10.
Foto:
Imago/Regios24
Im Angriff: Pierre-Michel Lasogga. Letzter Träger des Schiesser-Feinripp-Wifebeaters. Und eine Spielermama, die Brigitte-Nielsen-Double ist. Ecken- und Kantenfaktor: 8 (4 von ihm, 4 von Mama) von 10.
Foto:
Imago/Rust
Sandro Wagner. Liebt den Mittelfinger und fordert höhere Gehälter für Bayerns Fußballer. Ecken- und Kantenfaktor: 7 von 10.
Foto:
Imago/Bernd König
Zlatan Ibrahimovic. Gehört in jede Elf. Ecken- und Kantenfaktor: 10 von 10.
Foto:
Imago/Jan Huebner
Trainer: Stefan Effenberg. Real love never dies. Riecht nicht an seinen Fingern, sondern zeigt sie. Außerdem: Noch nie abgestiegen. Ecken- und Kantenfaktor: 10 von 10.
Foto:
dpa
Co-Trainer: Mario Basler. Kettenraucher, Meinungsmacher (gern auch beim Italiener um die Ecke). Wettet, wo nicht erlaubt war. Ecken- und Kantenfaktor: 10 von 10.
Foto:
dpa
Auf der Ersatzbank: Tim Wiese. 131 Kilo Muskel- und Samenstränge. Ecken- und Kantenfaktor: 9,31 von 10.
Foto:
Imago/Revierfoto
Christian Lell. Whistleblower im Rosenkrieg, schlägt Frau und Polizisten. Ecken- und Kantenfaktor: 7 von 10.
Foto:
dpa
Aaron Hunt. Wirtshausschläger alter Schule. Ecken- und Kantenfaktor: 8 von 10.
Foto:
dpa
Änis Ben-Hatira. Ihm rutscht schon mal die Hand aus. Der Bud Spencer im Mannschaftsbus. Ecken- und Kantenfaktor: 6 von 10.
Foto:
dpa
Sascha Mölders. Wie kommt der eigentlich hier rein? Ecken- und Kantenfaktor: 4 von 10.
Foto:
dpa
Dass in diesem Turniersommer weniger Fahnen gezeigt wurden, heißt gewiss nicht, dass der Trotzstolz verflogen ist. Aber für das Auge war es durchaus eine Wohltat. (ANDREAS RÜTTENAUER)
Respektlose Deutsche in Marseille
Nichts ehrt eine*n Sportler* so sehr wie der Vorsatz seines Gegenübers, gewinnen zu wollen. Kein Spiel macht Spaß, wenn ein*em Beteiligte*n das Ergebnis einerlei ist. Zum Sport gehört die grundsätzliche Idee – bei den Aktiven wie beim Publikum –, dass niemand am Anfang mit Garantie weiß, wie ein Wettkampf endet. Zum Sport gehört insofern der Sieg – jedoch auch die Niederlage. Ein Unterlegener gratuliert dem Siegenden erst recht dann, wenn dieser es aus einer Außenseiterposition heraus geschafft hat. Man dankt dem Gewinner dafür, einen besiegt zu haben.
Joachim Löw – und mit ihm Medien und Konsumenten – hat sich unehrenhaft verhalten. Kein Wort der Gratulation nach dem Aus gegen Frankreich. Nichts dazu, dass die Équipe verdient gewonnen hat. Verdient meint nur dies: dass eine Mannschaft ein Tor mehr geschossen hat. Der Bundestrainer greinte nach der Partie – und mit ihm so gut wie alle anderen – über vergebene Chancen und die Tragödie des Elfers unmittelbar vor dem Pausenpfiff. Im Moment der Niederlage weisen einen solche Sätze als Spielverderber aus, als beleidigte Leberwurst.
Der deutsche TÜV- und DIN-Fußball nach Reißbrettart scheiterte an der beherzteren Mannschaft: nicht mehr, nicht weniger. Die Anerkennung des siegreichen Gegners, der Respekt vor dem eigenen Versagen: Voraussetzungen für besseren Fußball, für den analytischen Gewinn aus dem schlechten Geschehen, für Zukunft schlechthin.
EMtaz: Deutschland gegen Frankreich
Wieder einmal treffen Deutschland und Frankreich im Halbfinale der Fußball-EM aufeinander. Zum ersten Mal nach dem 2. Weltkrieg spielten Deutschland und Frankreich bei der Weltmeisterschaft 1958 gegeneinander. Zuvor verloren beide Mannschaften im Halbfinale, nun ging es um den 3.Platz.
Foto:
imago/Otto Krschak
Die deutsche Mannschaft hatte dabei mehrere Spieler aus dem Kader von 1954 in ihren Reihen – jenem Jahr, als Deutschland zum ersten Mal Weltmeister wurde.
Foto:
imago/Otto Krschak
1958 aber wird es sehr bitter für die deutsche Nationalmannschaft: 6:3 verliert sie gegen starke Franzosen. Frankreichs Stürmer Just Fontaine trifft viermal und Frankreich erreicht den 3. Platz.
Foto:
imago/Horst Müller
24 Jahre später, 1982, kommt es zum nächsten großen Aufeinandertreffen. Im Halbfinale der WM ereignet sicgh in der 57. Minute der Aufreger des Spiels: Der deutsche Torwart Toni Schumacher kommt aus dem Tor und prallt an der Strafraumgrenze auf den Franzosen Patrick Battiston. Dieser bleibt bewusstlos liegen.
Foto:
imago/WEREK
Nach 90 Minuten steht es 1:1. In der Verlängerung schießt Frankreich zwei Tore. Dann jedoch gleichen die Deutschen aus und es kommt zum Elfmeterschießen. Für Deutschland geht es nicht gut los, denn Stielike scheitert am Torwart. Doch dann hält Schumacher zwei von den nächsten drei Elfern.
Foto:
imago/Frinke
Weil Deutschland die nächsten Elfmeter verwandelt, ist das Spiel vorbei. Deutschland gewinnt das erste Elfmeterschießen einer WM mit 8:7 und steht im Finale. 30 Jahre später spricht man immer noch von „Der Nacht von Sevilla“.
Foto:
imago/Frinke
Vier Jahre später spielt Deutschland wieder im Halbfinale gegen Frankreich.
Foto:
imago/WEREK
Diesmal ist es weniger spannend als 1982. Deutschland kann sich nach 90 Minuten mit 2:0 durchsetzen. Andreas Brehme bringt Deutschland früh in Führung und Rudi Völler schießt in der 90. Minute das entscheidende 2:0.
Foto:
imago/Ferdi Hartung
Bei der WM 2014 kam es zum letzten Pflichtspiel Deutschland gegen Frankreich. Im WM-Viertelfinale gewann die DFB-Elf dank eines frühen Kopfballtors von Mats Hummels.
Foto:
imago/ActionPictures
Frankreich hatte einige gute Chancen, konnte aber keine nutzen.
Foto:
imago/kicker/Liedel
Das lag vor allem am starken Manuel Neuer und Deutschland zog ins Halbfinale ein. Es folgten Siege gegen Brasilien und Argentinien und Deutschland war zum vierten Mal Weltmeister.(Bildauswahl und Texte: David Merz)
Foto:
imago/Fotoarena
Für die Zukunft des DFB-Teams heißt das nichts Gutes: Wer jetzt schon keine Lust auf Finnland im September hat, signalisiert, in allen nur noch Untere zu sehen, nicht mehr Kontrahenten, denen Respekt zu zollen ist. Herrenmenschenattitüden allesamt: Löw hat offenbar seinen Hunger verloren, er will nur noch der Fußballwelt beweisen, dass sie nichts ist im Vergleich mit ihm und seinen Spielern.
Er und seine Spieler haben ihren Zenit hinter sich, der Weg zur WM 2018 in Russland wird es weisen. (JAN FEDDERSEN)
Adieu les Bleus, merci, Frankreich
Natürlich kamen uns am Sonntagabend die Tränen, als Ronaldo die Tränen kamen. Natürlich beömmelten wir uns über die Pariser Stadion-Motten, umso mehr als ihre Berliner Kollegen nach dem Eder-Tor Angriffe auf den heimischen Bildschirm flogen. Nicht natürlich war, dass wir Mitleid bekamen mit dem tristen Duo Valls/Hollande, das am Ende arg verloren herumstand. Wenigstens der portugiesische Trainer hätte diesen Losern stilvoll begegnen können, aber nein, ein fahriger Händedruck.
Natürlich waren wir froh, als gleich zu Beginn die teigige Closing Ceremony auch schon wieder zum Ende kam und mit ihr auch David DJ Guetta, der für seinen EM-Grölsong von uns nicht den Orden Pour le Mérite kriegt. Auch Reinhard Grindel steht nicht auf unserer Liste der zu Preisenden, der neue DFB-Präsident hat uns mit seiner alten Bräsigkeit im Turnierverlauf erwartbar nicht überzeugt. Den diesjährigen Fußballverdienstorden schieben wir Frankreich zu, nicht für seine teils nervös und dilettantisch agierende Polizei, nicht für die Wucherbierpreise, nicht für desinteressierte Rugby- und Tour- de-France-Fans, und es gibt auch keinen Fußballverdienstorden für jene Pseudo-EM-Fans, die erst kurz vor Torschluss auf den blau-weiß-roten Autokorso aufgesprungen sind.
Die Stadien der EM
Stade de France, Saint-Denis. Fassungsvermögen: 81.338 Zuschauer. Hier steigt am 10. Juni das Eröffnungsspiel und exakt einen Monat später das Endspiel. Dazwischen werden drei Gruppenspiele, ein Achtelfinale und ein Viertelfinale gespielt. Das Stade de France hat keinen Verein, der hier regelmäßig spielt – dafür trägt Frankreichs Rugby-Nationalmannschaft in der Pariser Vorstadt Saint-Denis ihre Heimspiele aus.
Foto:
reuters
Stade Pierre-Mauroy, Lille. Fassungsvermögen: 50.000 Zuschauer. Vier Gruppenspiele, ein Achtelfinale und ein Viertelfinale. Heimatverein: OSC Lille. Das vogelnestartige Stadion ist nach Lilles früherem Bürgermeister benannt und wurde 2012 eröffnet. Das Dach lässt sich in 30 Minuten schließen.
Foto:
dpa
Grande Stade de Lyon. Fassungsvermögen: 58.000 Zuschauer. Vier Gruppenspiele, ein Achtelfinale und ein Halbfinale. Heimatverein: Olympique Lyon. Siebenmal hintereinander holte Lyon von 2002 bis 2008 die französische Meisterschaft. Davor stand der Klub nie auf Platz eins, danach auch nicht mehr. Vielleicht klappt es ja im teuersten EM-Neubau: 405 Millionen Euro wurden investiert.
Foto:
reuters
Stade Bollaert-Delelis, Lens. Fassungsvermögen: 35.000 Zuschauer. Drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Heimatverein: RC Lens. Ins Stadion passen mehr Menschen als Lens Einwohner hat, trotzdem ist die Kleinstadt eine feste Größe im französischen Fußball – und ein tragischer Ort: Bei der WM 1998 wurde der französische Polizist Daniel Nivel hier von deutschen Hooligans schwer misshandelt.
Foto:
dpa
Stade Vélodrome, Marseille. Fassungsvermögen: 67.000 Zuschauer. Drei Gruppenspiele, ein Viertelfinale und ein Halbfinale. Heimatverein: Olympique Marseille. Im zweitgrößten und architektonisch wohl spannendsten Stadion der EM spielte in den neunziger Jahren unter anderem Rudi Völler. 1993 gewann er mit Olympique die Champions League, was bislang keinem anderen französischen Verein gelang.
Foto:
dpa
Grand Stade de Bordeaux. Fassungsvermögen: 43.000 Zuschauer. Vier Gruppenspiele und ein Viertelfinale. Heimatverein: Girondins Bordeaux. Der 184 Millionen Euro teure Neubau ist von innen und außen schneeweiß gestaltet – mal schauen, wie das nach dem Turnier ausschaut.
Foto:
dpa
Stade Geoffroy-Guichard, Saint-Étienne. Fassungsvermögen: 41.500 Zuschauer. Drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Heimatverein: AS Saint-Étienne. Der Klub ist mit zehn Titeln französischer Rekordmeister. Hervorgegangen ist er aus Mitarbeitern der Supermarktkette Casino – nach dessen Gründer das Stadion benannt ist.
Foto:
dpa
Stade de Nice, Nizza. Fassungsvermögen: 35.000 Zuschauer. Drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Heimatverein: OGC Nizza. Im Ligabetrieb heißt das Stadion „Allianz Riviera“ und ja, die 245 Millionen teure Arena sieht tatsächlich ein bisschen wie das Münchner Modell aus. Zur neuen Saison wird Lucien Favre hier als Trainer zu Hause sein, er übernimmt den OGC.
Foto:
dpa
Paris, Parc des Princes. Fassungsvermögen: 45.000 Zuschauer. Vier Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Heimatverein: Paris Saint-Germain. 1984 führte hier ein gewisser Michel Platini Frankreich zum ersten großen Fußball-Titel. Im EM-Finale besiegten die Gastgeber nach Toren von Platini und Bruno Bellone Spanien mit 2:0.
Foto:
ap
Stadium Municipal, Toulouse. Fassungsvermögen: 33.000 Zuschauer. Drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Heimatverein: FC Toulouse. Das Stadion liegt auf einer Insel in der Garonne. Frankreichs Weltmeistertorwart von 1998, Fabien Barthez, startete hier seine Profikarriere.
Foto:
dpa
Nein, den Orden Pour le Mérite hat die Mannschaft, l'Équipe, verdient. Weil sie sich nicht übel in die Stutzen gelegt hat, ihren Landsleuten „Freude zu bereiten“, wie es Publikumsliebling Griezmann so herzensgut formuliert hat. Ja, es stimmt, es fehlte manchmal und nicht nur am Sonntag „die Frische“, so Trainer Deschamps, es fehlte auch an Chuzpe und dem ganz großen fußballerischen Format. Und dennoch: Was waren wir nach dem deutschen Aus froh, endlich für Frankreich sein zu dürfen, weil sie es eben doch hingekriegt hatten, wieder eine Mannschaft zu sein, weil Deschamps so herrlich schlechte Zähne hat und Giroud eigentlich der bessere Isländer ist. Alles keine Argumente, nur so eine Herzensangelegenheit, ein coup de coeur. Mach’s gut, Frankreich! (HARRIET WOLFF)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei!
Jetzt unterstützen
Tim Wiese hat Anfang Juli, einen Tag nach dem Ende seines Vertrages mit der TSG Hoffenheim, nicht nur über seinen Ex-Arbeitgeber abgelästert ("Elf Spiele und drei Jahre bezahlten Urlaub - wer wünscht sich so eine Zeit nicht?"), sondern sich vor allem auch als schlechter Sportsmann charakterisiert, für den der finanzielle Aspekt im Laufe der Karriere eine immer größere Bedeutung eingenommen habe. "Viel Bock auf Fußball hatte ich am Ende nicht mehr. Der Spaß ging verloren, an dessen Stelle trat der Aspekt des Geldverdienens." Und so einer gehört nach Eurer Meinung in eine "bessere" Nationalauswahl?
Ich hätte mir da einen Lutz Pfannenstiel gewünscht, so ziemlich jeden anderen aber dem wandelnden Mastbroiler aus dem Adiletten-Toaster vorgezogen.
Ist wohl letztlich aber eine Frage des Stils. Den hat man - oder eben nicht.
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ministerpräsident in Thüringen gewählt
Mario Voigt schafft es im ersten Versuch
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“