Mit dem neuen Autobündnis auf Du und Du: E-Commerce für Große
Berlin (taz) – Der Handel per Internet hat einen neuen Marktführer. Die drei Autogiganten DaimlerChrysler, Ford und General Motors wollen noch in diesem Vierteljahr den größten elektronischen Handesplatz der Welt schaffen, meldeten die Konzerne am Wochenende. Aufträge für die Teile zur Montage ihrer Autos sollen künftig über das Web superschnell ausgeschrieben, abgewickelt und aktualisiert werden. Dadurch könnten pro Fahrzeug an die 1.000 Dollar gespart werden, schätzt die Investmentbank Goldman Sachs.
Die drei Autogiganten bestellen jedes Jahr für mehr als 200 Milliarden Dollar Waren. Die ganze Kette der Folgeaufträge bei Zulieferern eingerechnet, geht es gar um ein Vielfaches davon; E-Commerce für Erwachsene sozusagen. Dagegen sind die Umsätze der bisherigen Online-Händler wie Amazon nur Fliegenschisse.
Ford mit seiner Auto-xchange und General Motors mit TradeXchange hatten jeweils vor Monaten die Gründung eines eigenen E-Handelsplatzes angekündigt. Als DaimlerChrysler nun ebenfalls ins Web gehen wollte, wurde es den Zulieferern zu viel: Sie fürchteten hohe Kosten durch verschiedene Software für all die neuen Teilebörsen. Angeblich von Daimler-Chef Jürgen Schrempp kam deshalb das Angebot an die Konkurrenten Ford und GM, sich zusammenzutun.
Das neue Business-to-Business-Portal, wie so etwas im Fachjargon benamst wird, soll als eigenständige Firma arbeiten. Sie hat noch keinen Namen, die drei Gründer wollen jeweils gleiche Anteile am Unternehmen halten. Neben Renault und der von dem französischen Konzern beherrschten Nissan erwägen jedoch auch weitere japanische Autobauer wie Toyota und Honda eine Mitgliedschaft, so gestern japanische Zeitungen. Auch hält Ford eine große Beteiligung an Mazda, GM an Suzuki und Isuzu.
Die neue Zuliefererbörse könnte sich so zum E-Commerce-Standard für die ganze Branche entwickeln. Spätestens dann allerdings würden die Kartellbehörden in aller Welt ein Wörtchen mitzureden haben. rem
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