piwik no script img

E-Books sind keine BedrohungAndere Form, anderer Inhalt

Das E-Book bietet neue Möglichkeiten, Inhalte zu präsentieren. Deshalb ist es keine Konkurrenz für das Buch, sondern eine Bereicherung.

Ist gar nicht schlechter als das gute, alte Buch. Es bietet ganz andere Möglichkeiten: Das E-Book. Bild: reuters

Zurzeit lese ich die Bücher der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Vier davon habe ich als E-Book, alle vier habe ich schon gelesen. „Indigo“ von Clemens J. Setz gibt es nur auf Papier. „Indigo“ ist wunderschön gestaltet. Einband wie alter Aktenordner, buntes Bildchen drauf, geprägte Schrift. Innen verschiedene Schriften, Briefe in Handschrift oder wie mit einer alten Schreibmaschine getippt, Altdeutsch …

Ein sehr schönes Buch, ich hätte gern einen Aufpreis bezahlt, damit es mir als Bonus zum E-Book geliefert wird. Gelesen habe ich erst mal die anderen, die E-Books, weil ich das schöne Buch nie dabeihabe. Ich bin etwas verstimmt darüber, dass mir das E-Book vorenthalten wird. Der Autor bestimmt, wie wichtig für mein Lesen die äußere Form ist. Als würde ich das Buch nicht verstehen, wenn ich die Gestaltung nicht würdige.

Ich bin eine geübte Leserin, ich kann abstrahieren und imaginieren, und zum Lesen brauche ich nichts als einen flüssig entzifferbaren Text, meine Augen und mein Gehirn. Ich habe wirklich Freude an dem schönen Buch. Aber wenn die Geschichte gut ist, habe ich kein Auge für die Gestaltung. Dann merke ich nicht, ob ich von Papier oder Display lese.

Es geht da offenbar vielen anders, denn wie vor 15 Jahren, als es auf Cebit und Frankfurter Buchmesse erste Gerüchte gab, dass diese E-Book-Sache nun in Fahrt komme, hallen immer noch „Untergang des Abendlandes“-Rufe durch Kommentare und Diskussionen. Geruch! Haptik! Und überhaupt: Einen E-Book-Reader könne man nicht ungestraft mit Kaffee überschütten, in die Ecke werfen oder am Strand liegen lassen (aber bei Nasenbluten ist er besser).

Papier versus E-Book

Argumente gegen E-Book sind oft entweder nostalgische Verteidigung des Papiers oder berechtigtes Schimpfen über die Unzulänglichkeit der Lesegeräte und den Formatewirrwarr. Wie Vinylschallplatten werden auch Papierbücher im Handel sein, solange wir sie kaufen wollen. Es wird dann gut funktionierende Book-on-Demand-Automaten geben, die ansehnliche Papierbücher in Einzelauflagen zu akzeptablem Preis ausspucken.

Während die einen das Papierbuch mit Zähnen und Klauen verteidigen, preisen andere die technischen Möglichkeiten elektronischer Literatur: Man kann ja auch so viel damit machen. Und wozu braucht man noch Verlage, wenn Bücher auch ohne Satz und Druckerei entstehen?

Noch dreht sich die Papierbuchwelt weitgehend weiter wie gehabt: Verlage schließen Verträge mit Autoren. Autoren schreiben Bücher, am liebsten gegen Vorschusszahlung, die vom Verlag lektoriert, korrigiert, gesetzt, gedruckt und vermarktet werden. Doch längst wiegen Verlagsmenschen und Autoren besorgt ihren Kopf hin und her, unterzeichnen Resolutionen oder pfeifen im Wald.

Leser gehen aus historischer Verantwortung sporadisch noch in „ihren kleinen Buchladen“, obwohl sie die meisten Bücher längst bei Amazon bestellen. Immer mehr Autoren ohne Verlag, die früher als gescheitert galten, kehren den schäbigen Druckkostenzuschussverlagen den Rücken und schieben ihre Bücher (nicht alle schlecht, nicht alle erfolglos) per Mausklick in die Öffentlichkeit. Erotische Kurzgeschichten für 99 Cent tauchen in E-Book-Bestsellerlisten auf. Die großen Buchhandelsketten flüchten zuerst ins Tinnefgeschäft und implodieren dann. Der Onlinebuchhändler wird Verleger, ohne Druckerei, aber mit gut funktionierendem Vertrieb.

Ändert sich das Erzählen von Geschichten?

Was bedeutet das alles für die Inhalte? Wird sich das Erzählen von Geschichten dadurch ändern? Solange es Papierbücher gibt, wird es als Nebenprodukte auch diese buchartigen E-Books geben. Zwischen zwei Buchdeckel passen Buchstaben und Bilder in einer begrenzt dehnbaren Menge: Der Inhalt sollte nicht dünner sein als der Einband und das Buch nur so dick, dass es noch die bekannte Quaderform hat.

In eine Datei passen Buchstaben, Bilder, Filmsequenzen und Geräusche und sonstige Software in fast beliebiger Menge. Das E-Book kann also mehr als das gedruckte Buch. Es kann zum Beispiel kürzer sein oder länger. Man kann es im Abonnement kapitel- oder episodenweise abrufen. Direkt aus dem Text heraus können die Leser mit dem Autor oder anderen Lesern in Kontakt treten. Das E-Book kann Lärm machen und Filme zeigen, Fragen stellen und beantworten.

Beim Sachbuch ist der mögliche Mehrwert offensichtlich: Aus Reiseführern werden Apps, die einem vor dem Kölner Dom erklären, dass man vor dem Kölner Dom steht, es gibt animierte Origami-Bastelanleitungen und sanft anleitende Stimmen in Yogabüchern, Vorführungen von Physikexperimenten und angeschlossene Diskussionen zu naturwissenschaftlichen Fragen; Sprachbücher können Tests integrieren. Vieles davon gibt es sowieso schon, ohne Buch: als Wiki, in dem kollektives Wissen gesammelt wird, in YouTube-Lehrvideos, Diskussionsforen.

Revival für kurze Texte

Aber was wird aus dem Erzählen, wie wir es bisher kennen? Ein Roman bleibt ein Roman. Das Bedürfnis nach langen Geschichten endet nicht von heute auf morgen. Daneben werden ein paar alte Bekannte wieder vermehrt auftauchen: Essay, Kurzgeschichten, Novelle und der fast verschwundene Fortsetzungsroman. Denn E-Book-Essays müssen nicht zu ganzen Büchern aufgepumpt werden, Autoren brauchen sich nicht neun weitere Kurzgeschichten abzuringen, um die eine richtig gute endlich zum Erzählungsband machen zu können. Kurze Texte werden einfach billiger verkauft.

Der Verlag Kiepenheuer & Witsch zum Beispiel bringt in seinem (gut versteckten) Programm „KiWi eBook extra“ (insgesamt neun Titel) einzelne Texte von Nick Hornby als „Singles“ heraus – nur digital, nicht gedruckt. Amazon vertreibt (noch nicht in Deutschland) „Serials“, abonnierbare Fortsetzungsgeschichten. Neben extra für das Format geschriebenen Texten wird auch „Oliver Twist“ von Charles Dickens als „Serial“ angeboten – in genau der Aufspaltung, in der das Buch als Zeitungsfortsetzungsroman zuerst erschien.

Und weil das E-Book zwischen Geschriebenwerden und Veröffentlichung nicht so lange untätig herumliegt wie das Papierbuch, kann es aktueller sein. So konnte Hanser Berlin im Sommer Jonathan Littells „Notizen aus Homs“ als E-Book sechs Wochen vor der Druckversion erscheinen lassen.

Die Funktion folgt aus der Form

Da ist aber noch mehr drin. Papierlose Literatur muss in Zukunft nicht mehr „Buch“ heißen. Briefromane könnten dem Leser nach und nach per E-Mail oder als Facebook-Nachrichten zugestellt werden. Wenn der Held auf Antwort wartet, wartet der Leser mit. Es könnte Serien geben, wie beim Fernsehen, mit Cliffhanger am Ende der Folge. Und Echtzeitliteratur.

Der Londoner Alltagschronist Samuel Pepys twitterte seine Tagebuchnotizen häppchenweise über drei Jahre lang – mit 343 Jahren Abstand. Von 2. bis 5. September 2009 konnten seine Follower so fast stündlich neue Schreckensmeldungen über den großen Brand von London im Jahr 1666 lesen („The churches, houses, and all on fire and flaming at once; and a horrid noise the flames made, and the cracking of houses at their ruins“). Scary!

Bild: taz

sonntaz

Anlässlich der Frankfurter Buchmesse geht es in der sonntaz vom 6./7. Oktober ausschließlich ums Lesen. Diesen und viele andere spannende Texte zum Thema gibt es am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

Bei Pepys passt das Medium Twitter ideal zum Inhalt, denn Pepys’ Aufzeichnungen sind sowieso oft Ereignishäppchen aus dem Alltag. Die vielen Wiederholungen über Mahlzeiten und Kutschfahrten haben etwas angenehm Rituelles. Durch Pepys Teilnahme am vielstimmigen Twitter-Stream wird er einer von uns. Seine Tagebücher lassen sich ohne Verluste ins Blog- oder Twitterformat importieren – für Leser, die ohnehin mindestens einmal täglich solch eine Plattform besuchen. Die anderen teilen sich ihre Lesezeit vielleicht lieber selber ein.

Jede weitere Vorgabe des Autors ist autoritär: Schon allzu detaillierte Beschreibungen im Text, die dem Leser gar keinen Raum mehr für eigene Bilder lassen, gängeln den Leser. Je mehr der Autor zufügt, desto autoritärer geht er vor: wenn er dem Leser einen Zeitplan aufdrückt, Illustrationen zufügt oder ihm per Verlinkung weiterführende Studien abverlangt. Dass das alles auch gewünscht sein kann, zeigt sich in der Existenz von Blogs, Filmen, Bildbänden und Hörspielen. Aber der Leser entscheidet ja aus gutem Grund, ob er ins Kino geht oder einen Roman liest.

Das Lesen ist eine ziemlich autonome Angelegenheit. Die geschriebene Erzählung wird vom Autor zur Adoption freigegeben: Sie wird beim Leser fertig. Der Leser, die Leserin ergänzt die Bilder, Stimmen, Töne, Gerüche im Kopf, liest so schnell oder langsam, wie sie will oder kann. Wenn die Geschichte für die Leserin funktioniert, lebt sie das Leben der Figuren mit. Wer weniger Wert auf eigene Bilder legt, hört das Hörbuch an oder sieht Filme.

Technisch möglich ist vieles, also wird alles ausprobiert werden. Die Verlage verstecken bisher ihre halbherzigen Ansätze so gut, dass man den Eindruck hat, sie wollten lieber erst mal heimlich üben. Das ist vielleicht auch besser so, denn Buchtrailer und Videoschnipsel müssen sich an Film und Musikvideo messen lassen, „enhanced E-Books“ an Spielen und Apps, die von Spiele- und App-Profis entwickelt wurden.

Es genügt auch nicht, irgendeine Boy-meets-Girl-Geschichte in Facebook zu schreiben oder Oliver Twist zu zerhacken, nur um die Form mal zu nutzen. Macht es ordentlich, oder lasst den Quatsch.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

12 Kommentare

 / 
  • K
    Kurt

    @ Ingo

     

    "[...]Fuer einen Urlaub, in dem man viel Zeit zum Lesen hat, gewinnt klar der Reader. [...]"

     

    Das ist allerdings ein Argument, was ich bis her nicht bedachte. Es könnte daran liegen, dass mein letzter Urlaub mit viel Zeit zum lesen doch vermutlich schon ein paar Jahre her ist.

     

    Der Platz im Bücherregal könnte allerdings wiederum mit Verkaufen der "unbeliebteren" Bücher geschaffen werden!

    Jene Bücher, die es wert sind in meinem Bücherregal zu landen möchte ich ja schließlich dann auch dort haben und nicht auf meinem Reader. Alle Anderen erfüllen ihren Zweck am besten, in meinen Augen, wenn sie von einem anderen interessierten Leser gelesen werden können. So ist mein rein finanzieller "Verlust" geringer und der Krimi verstaubt nicht, einmal gelesen in meinem Regal.

     

    "Ich finde die Bewertungen und Leserkommentare bei Amazon teilweise sehr hilfreich."

     

    Es geht mir hier weniger um die Bewertung eines Buches. Das überlasse ich doch meist meinem eigenen Gehirn. Viel mehr erfreue ich mich an den Empfehlungen neuer Bücher, meiner Buchhändlerin.

    Die "Kunden, die diesen Artikel kauften kauften auch" Vorschläge von Amazon finde ich doch recht unfundiert und meist wenig diferenziert.

     

    "Zumindest bei Amazon ist Letzteres kein Problem. Die Buecher, die man gekauft hat, bleiben auch verfuegbar (also kostenfrei wieder herunterladbar), wenn man sie vom Geraet loescht."

     

    Dies sollte allerdings bei jedem Händler der Fall sein. Nach meinem Verständis erwerbe ich schließlich das Recht dieses Buch zu lesen. So oft und so viel, wie ich möchte.

    Das die Rechtsprechung das durchaus anders sehen könnte (Sihe "Verleih" von Audiodatein bei Itunes etc.) ist mir durchaus bekannt.

     

    "[...]dass auf den gleichen Lerneffekt wie bei der Musikindustrie noch laenger gewartet werden muss[...]"

     

    Und genau dies ist, in meinen Augen das Problem mit den E-books ansich. Wessen Schuld dies nun ist, sei dahingestellt. Doch ist es zweifellos ein Trend, der sich in eben diese Richtung, des Gängels durch die "Buchindustrie" entwickelt und das ist eine große Sorge, die ich habe.

  • NF
    Norbert F. Schaaf

    Im Schnitt sind eBooks bis 30 % billiger - bei den etablierten Verlagen. Es geht auch anders, günstiger, viel günstiger, wenn man sich die eBook-Angebote + entsprechender Printausgabe bei Amazon etc. anschaut. Was die Qualität angeht - dafür gibt es den "Blick ins Buch" - niemand muss die Katze im Sack kaufen.

  • I
    Ingo

    @Kurt: "Mir persönlich hat sich der Sinn dieser Dinger bisher noch nicht wirklich erschlossen. Was nützt es mir, dass ich in meiner Tasche hundert Bücher mit mir herum schleppen kann? Lesen tue ich doch meißt eh nur eins und das passt schon noch in einen Rucksack."

     

    Klar, ein kleines Taschenbuch ist auch nicht groesser als ein E-Bookreader. Wenn man also nur ein bisschen in der S-Bahn lesen will, macht das keinen Unterschied. Wobei es bei einem dicken Waelzer (oder der manchmal unvermeidbaren Hardcoverversion) schon etwas anderes ist. Fuer einen Urlaub, in dem man viel Zeit zum Lesen hat, gewinnt klar der Reader. Drei oder vier Buecher nehmen naemlich doch einiges mehr an Platz weg und sind deutlich schwere.

     

    Ach ja, und dann ist da noch der Platz im Buecherregal. Bei 30 bis 40 Buechern im Jahr muesste ich aller paar Jahre ein weiteres Regal kaufen.

     

    "Vielleicht gehe ich auch einfach viel zu gern in meinen kleinen Buchladen und lasse mich von den Verkäufern/innen beraten, als dass ich blind ein Buch bei Amazon bestelle."

     

    Jedem das Seine. Ich finde die Bewertungen und Leserkommentare bei Amazon teilweise sehr hilfreich.

     

    "Und vielleicht bin ich auch so konservativ, dass ich wenn ich für etwas Geld ausgebe auch lieber etwas in der Hand halte, als mir nur eine Datei auf meinen Computer zu laden, die ich weder meinen Freunden ausleihen, noch vor einem möglichen Systemabsturz schützen kann."

     

    Zumindest bei Amazon ist Letzteres kein Problem. Die Buecher, die man gekauft hat, bleiben auch verfuegbar (also kostenfrei wieder herunterladbar), wenn man sie vom Geraet loescht.

     

    Das Verleihen wiederum ist tatsaechlich ein Problem, aber nicht des E-Books an sich. Vielmehr wird man als Leser hier einfach nur penetrant von der "Buchindustrie" gegaengelt (DRM, regionale Verkaufsbeschraenkungen). Da es kommerziell auch so, wie es ist, gut laeuft, befuerchte ich, dass auf den gleichen Lerneffekt wie bei der Musikindustrie noch laenger gewartet werden muss.

     

    "Seit es den kommerziellen Buchdruck gibt, wurden Bücher verliehen und es hat den Verlagen nicht geschadet. Wieso sollte das nun der Fall sein, wenn Bücher lediglich oder zusätzlich als Datei vorliegen?"

     

    Sehe ich ebenso.

     

    "Wer nun lieber von einem Bildschirm als einer Seite Papier abliest möge das ja gerne tun, doch sollten die Möglichkeiten des `Vrleihens` und `Wiedererkaufens` weiterhin gegeben sein!"

     

    Das Verkaufen finde ich nicht so interessant. Verleihen bzw. Privatkopie sollten aber schon moeglich sein.

  • K
    Kurt

    Eine schwierige Sache mit dem neuen Trend des E-Books. Aufhalten oder vorantreiben können WIR es allerdings sowieso nicht. Das erledigen die Verlage für uns.

    Mir persönlich hat sich der Sinn dieser Dinger bisher noch nicht wirklich erschlossen. Was nützt es mir, dass ich in meiner Tasche hundert Bücher mit mir herum schleppen kann? Lesen tue ich doch meißt eh nur eins und das passt schon noch in einen Rucksack.

    Vielleicht gehe ich auch einfach viel zu gern in meinen kleinen Buchladen und lasse mich von den Verkäufern/innen beraten, als dass ich blind ein Buch bei Amazon bestelle.

    Und vielleicht bin ich auch so konservativ, dass ich wenn ich für etwas Geld ausgebe auch lieber etwas in der Hand halte, als mir nur eine Datei auf meinen Computer zu laden, die ich weder meinen Freunden ausleihen, noch vor einem möglichen Systemabsturz schützen kann.

    Genau das ist in meinen Augen wohl größte "Problem" des neuen Trends. Wer verleiht denn nicht ein gutes Buch an einen Freund? Hätte ich alle Bücher, die ich in meinem Leben gelesen habe gekauft hätte ich wohl kaum das Geld um dies an einem Computer zu schreiben, würde jedoch zwischen millionen Seiten Papier ersticken.

    Seit es den kommerziellen Buchdruck gibt, wurden Bücher verliehen und es hat den Verlagen nicht geschadet. Wieso sollte das nun der Fall sein, wenn Bücher lediglich oder zusätzlich als Datei vorliegen?

    Außerdem ist es wohl, wie bereits die Herren von Deichkind sagten: Durch das Verbreiten der Musik (oder Verleihen der Bücher) werden nur mehr Menschen auf die Musik aufmerksam und das sollte doch Ziel der Unterhaltungsindustrie sein. Immerhin sind es Menschen, die dann evtl. bei der nächsten CD oder dem nächsten Buch die 15 Euro gerne investieren.

    Wer nun lieber von einem Bildschirm als einer Seite Papier abliest möge das ja gerne tun, doch sollten die Möglichkeiten des `Vrleihens` und `Wiedererkaufens` weiterhin gegeben sein!

  • O
    Oliver

    @seeräuberjens

     

    - Ich kann sie nicht anonym kaufen

     

    Weiß jemand, wie das bei den Thalia-eBook-Readern funktioniert, bei denen man im Geschäft eBooks auf das Gerät laden lassen kann?

     

    - Ich kann sie nicht verleihen

     

    Doch. Siehe z.B. Amazon eBook Rental. Das wollen aber die meisten Verlage nicht. Was ich als Frechheit empfinde, denn der komplette Gebrauchtmarkt von Büchern entfällt ja bei eBooks ebenfalls.

     

    - Bücher können mir jederzeit wieder von meinem reader gelöscht werden

     

    Das ist abhängig vom Reader. Wenn man nicht in irgendeiner zentralen Store-Struktur drin hängt (wie bei Amazon oder Apple), sondern sich irgendwo ein DRM-ePub kauft und das dann irgendwie auf seinen Sony-Reader wirft - wie sollte das ferngelöscht werden? DRM kann man außerdem immer entfernen. Auch bei Amazon.

     

    - Das Problem der Vergütung angesichts von Raubmordkopien ist nicht gelöst

     

    Bislang konnte noch niemand darlegen, ob dies überhaupt ein Problem ist. Übrigens auch nicht bei Musik. Im Gegenteil: Die einzigen dort verfügbaren Untersuchungen haben gezeigt, dass die Personen, die Musik "illegal" laden, anschließend auch mehr Musik kaufen. Auch die Frage, ob durch das "illegale" Laden von Musik oder Büchern überhaupt ein Schaden entsteht (Wegfall von Einnahmen) ist bislang nicht bewiesen worden, da nicht bewiesen werden kann, ob sich die Leute das für Geld gekauft hätten.

     

    Wäre ja toll, wenn der Verlag von Julia Schramms Buch in einigen Monaten was dazu sagen könnte ;).

  • S
    seeräuberjens

    e-books sind Mist.

     

    Für den Käufer:

    Ich kann sie nicht anonym kaufen

    Ich kann sie nicht verleihen

    Bücher können mir jederzeit wieder von meinem reader gelöscht werden

     

    Für den Autor:

    Das Problem der Vergütung angesichts von Raubmordkopien ist nicht gelöst

  • K
    kindle

    @Anton Gorodezky

     

    Das ist Augenwischerei. Alle begehrten Bücher gab es lange bevor sich die Verlage gezwungen sahen eBooks zu verkaufen bereits in elektronischer Form. Und die druckt man nicht aus, sondern liest das PDF und das ist schon seit über 10 Jahren kein Problem mehr, danke PocketPC, SurfPad, Tablet, Handy...

     

    Man kann die Entwicklung zum Glück nicht aufhalten. Ganz nebenbei gibt es genug Schriftsteller, die festgestellt haben,dass ihre Bücher sich um so besser verkaufen, je mehr sie "raub"kopiert werden.

     

    Andere Verlage, wie der Galileo Fachbuchverlag haben erkannt, dass sie den Verkauf von Fachbüchern massiv steigern können, wenn sie die Bücher umsonst auf der Website anbieten (ein dort tätiger Autor erzählte mir, dass man es dort so mit allen Büchern handhabt, die sich nicht gut verkaufen).

     

    Und das Argument der geringen Dateigröße: Ja, kleine Datei, aber ich brauche länger zum Lesen, als zum Musikhören, daher kann ich so viele Bücher runterladen, bis meine Festplatte platzt, gekauft hätte ich mir davon sicher nicht mal 1%, denn lesen kann ich die eh niemals alle. Obendrein zählt das Argument auch nur noch für Leute mit Modem-Andindung, in Ballungsgebieten ist man mit 16MBit schon langsam, 32, 50 oder 100MBit sind schon Standard. Da lade ich mir in einer Stunde 5 bis 10 Filme in HD runter...

  • O
    Oliver

    Die Musikindustrie hat in den letzten Jahren- trotz Raubmordkopiererei - um 5,6% zugelegt. Die Kopiergefahr mag zwar vorhanden sein, ob sie sich aber relevant oder negativ auswirkt, war bislang bei Musik ebenfalls noch nicht nachzuweisen. Das Angstargument der Raubmordkopiererei greift also niemals.

     

    Wichtig ist, dass es einfache und legale Quellen für eBooks gibt. Da eine Vielzahl von Herstellern ihre Geräte gleich mit der entsprechenden Shop-Infrastruktur koppeln, sehe ich hier überhaupt kein Problem. Es wurde durchaus etwas aus Napster gelernt.

     

    Außerdem sind Bücher noch viel weniger als Musik Werke, die sich zum "Sammellesen" eignen. Die wenigen Leute, die sich festplattenweise Musik zwischen Freunden tauschen, schaffen es nicht, diese zu hören. Bei Büchern ist dieser Punkt deutlich schneller erreicht. Bestes Beispiel: Kaufen Sie einmal wöchentlich alles Neues an kostenlosen und sehr gut bewerteten Büchern für den Kindle und dazu noch das tägliche herabgesetzte englische Buch und die zu bestimmten Ereignissen wie Valentinstag kostenlos angebotenen Bücher. Sie müssten 48h pro Tag lesen, um alleine das abzuarbeiten. Und dann noch irgendwelche anderen Bücher "stehlen"? Ich glaube, dass diese Angst da ist. Aber ich glaube nicht, dass sie berechtigt ist.

  • M
    mensch

    ?

    gibts doch als e-book.

    (wie enttäuschend)

  • O
    Oliver

    Ich verstehe die Diskussion um eBooks nicht. Niemals geht es um alles oder nichts. Ich lese nach wie vor Bücher auf Papier, die Mehrzahl aber auf dem Kindle, welcher durch Größe und Gewicht immer dabei ist (und mit dem Kindle Paperwhite endlich auch im Dunkeln einsetzbar sein wird).

     

    Ich bewerte vor dem Kauf, wieviel Zeitwert das Buch für mich aufweisen wird. Kann ich absehen, dass es mich nur einmal (gut) unterhält, so kaufe ich es als eBook, ansonsten als wertiges Hardcover oder auch einmal in beiden Formaten, denn das Hardcover macht sich aus simplen, praktischen Gründen, besser im Schrank als der Tasche. Genauso gibt es natürlich Bücher, die aufgrund der Farben, Bilder oder Aufmachung zwar textuell als eBook funktionieren, aber gedruckt mehr Sinnlichkeit aufweisen. Genauso wie eine Schallplatte mit all ihrem Brimborium mehr Sinnlichkeit haben kann als der Klick auf eine MP3-Datei (und genau wie beim Hardcover ist die Schallplatte auch sperriger als die Datei).

     

    Ob sich das Verlagswesen verändert? Keine Ahnung. Interessiert mich nicht. Veränderungen gab es schon immer. Davor sollte man keine Angst haben, sondern sie aktiv voran treiben.

     

    Die Angst vor eBooks ist offenbar die Angst vor dem Verlust des Papiers. Aber sollte es nicht um den Inhalt gehen?

  • AG
    Anton Gorodezky

    Ich verstehe nicht, warum die Verlage die Entwicklung des eBook voran treiben.

     

    Filme und Musik sind auf Grund ihrer schieren Größe verhältnismäßig schwierig im Internet zu kopieren und dennoch geschieht es massenhaft. Ein ordentlicher Tausendseitenwälzer ist im Vergleich dazu winzig. Und bisher waren Bücher noch ziemlich sicher vor unautorisierten Kopien, schlicht und einfach, weil zwar jeder einen Brenner oder ein Abspielgerät für USB-Sticks hat, aber kaum jemand einen Drucker, mit dem er seine kopierte Bücher günstig kopieren kann.

     

    Hätte ich einen Verlag, würde ich mir sehr genau überlegen, ob und wenn ja welche Bücher ich als eBook anbiete.

  • DJ
    Delphina Jorns

    Ein weiterer Gesichtspunkt:

    Ich bin sehbehindert und könnte ohne die Formatierungsmöglichkeiten der e-book-reader Bücher gar nicht mehr lesen. Deshalb bin ich sehr froh darüber dass es -vor allem im englischsprachigen Bereich, aber ja auch zunehmend in deutscher Sprache- so Vieles in einem e-book-Format gibt.