Dynamo-Fans dürfen doch nach Berlin: Fußballticket gegen Perso
Zuerst wurde der Kartenverkauf aus Angst vor Randale untersagt - jetzt dürfen die Dynamo-Dresden-Fans doch mit zum 1. FC Union Berlin. Bis auf 400 Ober-Krawaller.
BERLIN taz Über dem Berliner Polizeipräsidium stieg der Rauch der Friedenspfeife auf. In grüner Uniform verkündete Michael Knape, dass Anhänger von Dynamo Dresden "selbstverständlich" zum Regionalligapunktspiel am 8. Mai beim 1. FC Union Berlin reisen dürfen. Knape, offiziell Direktor beim Berliner Polizeipräsidenten, wird in zwei Wochen der Einsatzleiter der Berliner Polizei sein. Diese hofft diesmal auf einen weniger arbeitsintensiven Spieltag.
Um die Gefahr von Randale zu reduzieren, hatte sich die Hauptstadtpolizei zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Dem 1. FC Union wurde zunächst schriftlich untersagt, Karten an Dresdner Fans zu verkaufen - weil es Erkenntnisse über geplante Ausschreitungen gegeben habe. Zudem sind die Erfahrungen der Berliner Polizei mit Dynamo-Fans nicht die besten. Am 27. Oktober 2006 gab es beim Spiel im Jahn-Sportpark gegen Hertha BSC II (1:1) 38 Verletzte, darunter 23 Beamte. Am 28. April 2007 waren 1350 Polizisten im Einsatz, die die Dynamo-Begegnung beim 1. FC Union (1:2) absicherten und Köpenick in einen Ausnahmezustand versetzten.
Der Komplettausschluss einer Fangruppierung wäre in Deutschland ein Novum gewesen. Dementsprechend groß geriet der Aufschrei beim Deutschen Fußball-Bund, Kennern der Szene und den betroffenen Vereinen. Auch Gunter A. Pilz, anerkannter Fanforscher vom sportwissenschaftlichen Institut der Universität Hannover, hielt die Pauschalverurteilung der Dresdner Fans "für keine besonders pfiffige Idee. Szenekundige Beamte können doch die Rädelsführer herausfiltern." Auch DFB-Sicherheitschef Helmut Spahn sofort hatte große Bedenken: "Das Verkaufsverbot würde überwiegende Teile von Anhängern treffen, die nicht gewaltbereit sind. Man sollte eine adressatengerechte Zwischenlösung finden."
Die liegt seit Mittwochnachmittag nach fast dreistündiger Sitzung mit Beteiligung von Polizei, DFB und den beiden Vereinen vor. Die Dynamo-Fans dürfen unter Auflagen mit Sonderzügen anreisen. Die Karten gibt es nur gegen Vorlage des Personalausweises auf dem Bahnsteig. Zudem wurde die sächsische Polizei aufgefordert, für die rund 400 mit Stadionverboten belegten Dresdner Problemfans am Spieltag Meldeauflagen zu veranlassen.
"Wir konnten ein recht gutes Ergebnis erzielen. Unsere friedlichen Fans kommen ins Stadion", sagte Dynamo-Geschäftsführer Bernd Maas, der mit 1.000 bis 1.500 Zugfahrern rechnet. "Alle Maßnahmen, die wir beschlossen haben, richten sich gegen mögliche Gewalttäter", sagt Union-Präsident Dirk Zingler.
Leise Kritik an der Berliner Polizei gab es dennoch. Die Vereine glauben, dass sie diese Maßnahmen auch allein in der üblichen Sicherheitsberatung getroffen hätten. Dieter Glietsch sieht das anders. "Ich erwarte von Vereinen und Verbänden, dass sie zu solchen Regelungen nicht genötigt werden müssen. Außerdem ist die Belastung des Steuerzahlers für ein Drittligaspiel viel zu hoch", meinte der Berliner Polizeipräsident. "Allein in Berlin wird jährlich eine Jahresleistung von 85 Polizeibeamten dafür aufgewendet, um der Gewalt im Fußball entgegenzutreten. Das kann nicht so bleiben."
DFB-Sicherheitschef Helmut Spahn sieht das freilich anders. "Das hat nichts mit der Ligazugehörigkeit oder der Belastung des Steuerzahlers zu tun. Entscheidend ist, dass die Vereine alles tun, was für die Sicherheit notwendig ist", erklärte der frühere Leiter des Spezialeinsatzkommandos der Frankfurter Polizei in Berlin. "Wenn ich dann im Umfeld von Spielen Schwierigkeiten habe, ist es Aufgabe der Polizei, für Sicherheit zu sorgen. Wie bei jeder anderen Veranstaltung auch."
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