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Duterte versus MarcosMachtkampf der Familiendynastien

In den Philippinen fällt bei den Zwischenwahlen am Montag eine wichtige Vorentscheidung über die politische Zukunft der Vizepräsidentin Sara Duterte.

Anhänger von Rodrigo Duterte feiern am 28. März in Davao den 80. Geburtstag des zuvor nach Den Haag ausgelieferten Ex-Präsidenten Foto: Eloisa Lopez/reuters

Berlin taz | Der philippinische Ex-Präsident Rodrigo Duterte dürfte bei den Zwischenwahlen am Montag in dem südostasiatischen Inselstaat wieder zum Bürgermeister der südlichen Millionenstadt Davao gewählt werden. Er hatte das Amt 22 Jahre inne, bevor er 2016 Staatspräsident wurde.

Duterte konnte allerdings in den letzten Wochen keinen Wahlkampf machen, weil er Mitte März aufgrund eines Interpol-Haftbefehls an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgeliefert wurde. Duterte werden „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vorgeworfen wegen der Ermordung von bis zu 30.000 Menschen in dem von ihm entfesselten „Krieg gegen die Drogen“ während seiner Präsidentschaft.

Seine Anhänger, von denen in seiner Heimatstadt Davao zehntausende gegen die Festnahme des inzwischen 80-Jährigen protestierten, nennen seine Auslieferung eine „Entführung“. Kann Duterte trotz erwarteten Wahlsiegs das Bürgermeisteramt wegen der Haft in Den Haag nicht ausüben, springt sein Sohn Sebastian für ihn ein.

Der kandidiert als sein Stellvertreter und stand schon zuletzt der Stadt vor. Sebastian hatte das Amt nach Wahlen von seiner Schwester Sara übernommen, die wiederum Nachfolgerin ihres Vaters war.

Abstimmung über Sara Duterte, die gar nicht zur Wahl steht

Davao-City ist Duterte-City und zeigt die große Macht philippinischer Familiendynastien. In 34 der letzten 37 Jahre hatte Davao ein Mitglied der Familie Duterte als Bürgermeister. Bei der Zwischenwahl treten gleich fünf Familienangehörige aus drei Generationen an, berichtet die lokale Agentur Mindanews.

Dabei steht das derzeit mächtigste Mitglied der Dynastie, Vizepräsidentin Sara Duterte, gar nicht zur Wahl. Trotzdem entscheidet diese mit über ihre politische Zukunft.

Denn bei der Zwischenwahl werden nicht nur Bürgermeisterposten im ganzen Land neu besetzt. Zu den jetzt zu vergebenen mehr als 18.000 Positionen gehören auch alle 317 Abgeordneten des Repräsentantenhauses und die Hälfte des 24-köpfigen Senats. Der muss Ende Juli über die Amtsenthebung Sara Dutertes entscheiden. Das Repräsentantenhaus hatte schon im Februar dafür gestimmt.

Der 47-Jährigen werden die Veruntreuung staatlicher Mittel sowie Morddrohungen gegen den Diktatorensohn und Präsidenten Ferdinand „Bongbong“ Marcos Jr vorgeworfen. Sie hatte mit ihm zusammen haushoch die letzte Wahl 2022 gewonnen, sich dann aber 2024 mit ihm überworfen.

Marcos' Schwester kritisiert Auslieferung Rodrigo Dutertes

Die jetzige Wahl ist ein Machtkampf zwischen den Dynastien Marcos und Duterte. Stimmen im Juli 16 Senatorinnen und Senatoren für die Amtsenthebung Sara Dutertes, die bisher als Favoritin für die nächsten Präsidentschaftswahlen 2028 galt, verliert sie nicht nur ihr aktuelles Amt, sondern darf auch nicht mehr für ein politisches Amt kandidieren.

Das erhöht die Chancen für den derzeitigen Unterhausvorsitzenden Martin Romualdez auf das Präsidentenamt. Er ist die treibende Kraft hinter dem Amtsenthebungsverfahren und ein Cousin von Präsident Marcos Jr., dem Oberhaupt der derzeit mächtigsten Dynastie.

Doch Marcos Jr. hat sich über die Auslieferung Rodrigo Dutertes mit seiner älteren Schwester, der Senatorin Imee Marcos, zerstritten. Diese wertet die Auslieferung als Verletzung der nationalen Souveränität. Sie kämpft derzeit um den Wiedereinzug in das Oberhaus und wurde zuletzt sogar von Sara Duterte unterstützt.

Zwar dürfte die Mehrheit der zwölf neuen Senatsmitglieder, von denen viele aus dem Show-Business kommen werden, Präsident Marcos nahe stehen. Der kontrolliert schließlich den Staatsapparat samt der meisten Pfründe. In den letzten Umfragen führte aber ein Duterte-Vertrauter. Sara Duterte dürfte es schaffen, mindestens neun der 24 Senatsmitglieder auf ihre Seite bekommen oder zu einer Enthaltung bewegen können. Damit bliebe sie im Amt.

In dem Monat nach Rodrigo Dutertes Auslieferung nach Den Haag gingen die Beliebtheitswerte von Ferdinand Marcos Jr von 42 auf 25 Prozent zurück, die von Sarah Duterte stiegen von 52 auf 59 Prozent.

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