Düstere Prognosen: Maschinenbau blickt in schwarzes Loch
Weil der Auftragseingang sich halbiert hat, geht die Branche nun von bis zu 20 Prozent weniger Produktion im laufenden Jahr aus. Festangestellte Mitarbeiter sollen vorerst nicht gekündigt werden.
FRANKFURT dpa/taz Die Weltwirtschaftskrise hat den deutschen Maschinenbau voll erwischt. Nach einer historisch einmaligen Halbierung der Auftragseingänge im Februar erwarten die deutschen Maschinenbauer für das Gesamtjahr inzwischen einen Produktionseinbruch von zehn bis 20 Prozent. Dies teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Mittwoch mit.
Der Autokonzern Daimler will wegen des heftigen Absatzeinbruchs im laufenden Jahr bei seinen Beschäftigten in Deutschland 2 Milliarden Euro Personalkosten einsparen. Dazu solle die Arbeitszeit für 73.000 Mitarbeiter um bis zu fünf Stunden gekürzt, weniger Zuschuss zum Kurzarbeitergeld gezahlt und die für Mai geplante zweite Stufe der Tariferhöhung von 2,1 Prozent verschoben werden, sagte Daimler-Personalvorstand Günther Fleig am Mittwoch. Außerdem sollen Urlaubs- und Weihnachtsgeld schrumpfen sowie Sonderzahlungen verschoben werden. Über das Sparpaket werde derzeit mit dem Betriebsrat verhandelt. Falls die Krise weiter anhalte, seien auch Entlassungen nicht auszuschließen.
Im Februar lagen die Auftragseingänge real 49 Prozent unter dem Vorjahresmonat, der größte Rückgang seit Beginn der VDMA-Statistik 1958. Die Inlandsnachfrage sank um 45 Prozent, Aufträge für Maschinen und Anlagen "Made in Germany" aus dem Ausland gingen um 50 Prozent zurück. Im Februar war der Verband noch davon ausgegangen, dass die Produktion im laufenden Jahr um lediglich sieben Prozent sinkt. "Natürlich ist die Tatsache, dass wir unsere Prognose bereits nach sechs Wochen wieder zurücknehmen müssen, auch für uns extrem unbefriedigend", sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Hannes Hesse. "Doch der dramatische Rückgang von Auftragseingang und auch Umsatz lässt uns keine andere Wahl."
Der konkrete Grund für den Einbruch: Den Unternehmen fehlt das Geld für neue Maschinen, und die Banken sind offenbar nicht bereit, es ihnen zu günstigen Konditionen zu leihen. Deshalb forderte Hesse Änderungen bei der sogenannten Zinsschranke, durch die Unternehmen inzwischen nicht mehr so viele Zinszahlungen bei der Steuer absetzen können.
Trotz der düsteren Prognose halten die Unternehmen an ihren Mitarbeitern fest. "Es gibt keine nennenswerten Einschnitte bei den Stammbelegschaften", sagte Hesse. "Wir haben aber jede Menge Kurzarbeit." Zudem hätten große Teile der Leiharbeiterschaft gehen müssen. Mit 975.000 Festangestellten zählt der Maschinenbau zu den größten Arbeitgebern im Land und zu den wichtigsten Branchen.
Die Unternehmen sparen momentan vor allem an den Sachkosten", sagte Hesse. Darunter fallen Reisen, Büromaterial oder Neuanschaffungen. "Es wird jeder Euro umgedreht." Ziel sei es, die Belegschaften mit allen Mitteln zu halten. "Die kann man nicht so leicht ersetzen", sagte Hesse. Wenn es wieder aufwärtsgehe, werde jeder Mann und jede Frau gebraucht. Hesse warnte aber: "Die Unternehmen müssen Mitte des Jahres Licht am Ende des Tunnels sehen." Ein halbes Jahr einer derartigen Flaute könne mit Kurzarbeit und dem Abbau von Arbeitszeitkonten überbrückt werden, aber kein ganzes.
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