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Dubiose Dolmetscherin ist nicht neu

■ Frau, die im Verdacht steht, in Asylverfahren für Togo zu spionieren, arbeitet seit mindestens eineinhalb Jahren in Bremen

Die Dolmetscherin, die verdächtigt wird, im Auftrag der togolesischen Botschaft im Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge Asyl-Anhörungen zu übersetzen, ist schon seit Jahren dabei: Der Flüchtlingsinitiative liegt nach Angaben des Vorsitzenden Udo Casper eine identische Unterschrift unter einem Protokoll vom Beginn vergangenen Jahres vor. Auch Rechtsanwalt Günter Werner, der zahlreiche Togolesen vertritt, bestätigte, die Unterschrift aus seinen Akten zu kennen. Damals, so Werner, habe sich die Frau aber nicht als Mitarbeiterin der Botschaft vorgestellt.

Eine Stellungnahme aus der Bremer Zweigstelle des Bundesamtes war gestern nicht zu erhalten. Vorgestern hatte die Leiterin Ulrike Bremermann erklärt, zunächst die Akten lesen zu wollen.

Am Dienstag hatte der 27jährige Togolese Yawo-Bosu K. erklärt, nach seiner Vernehmung im Bremer Büro des Bundesamtes von der Dolmetscherin aufgefordert worden zu sein, ein Formular der togolesischen Botschaft auszufüllen, in deren Auftrag sie handle. K. gab sowohl seine als auch die Adresse seiner Eltern in Togo an. Das Aushändigen des Formulars als solches ist laut Asylverfahrensgesetz nicht einmal verboten: Unter bestimmten Umständen dürfen die deutschen Behörden dem Asylsuchenden vorzeitig einen Paßersatz beschaffen. Das geht in der Regel nur über die Botschaft.

Die Zentrale des Bundesamtes in Zirndorf wußte gestern noch nichts von dem Fall. Es sei aber „nicht auszuschließen“, daß Botschaftsmitarbeiter sich einschlichen, erklärte der Sprecher Wolfgang Weickhardt. „Wir beschäftigen Übersetzer grundsätzlich nur auf Honorarbasis“, so Weickhardt. „Beim Vertragsabschluß werden die Leute aber selbstverständlich darauf hingewiesen, daß sie nicht für Botschaften arbeiten dürfen.“Überprüfbar sei das letztlich nicht – auch wenn bisher kein derartiger Fall nachgewiesen worden sei.

Rechtsanwalt Werner behauptet das Gegenteil. Ihm seien mehrere Fälle bekannt, in denen Herkunftsstaaten erfolgreich hinter ihren abtrünnigen Bürgern herspioniert hätten: So sei in Helmstedt vor einigen Jahren ein Mitarbeiter des syrischen Geheimdienstes enttarnt worden. Der Flüchtling habe schließlich in Deutschland bleiben dürfen. jago

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