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DuMont vs DuMontKreuzigt Ihn!

DuMonts Chefredakteure wehren sich gegen Konstantin Neven DuMont. Am Mittwoch erscheint eine gemeinsame Erklärung in allen Titeln des Konzerns: Der Mann muss weg.

Konstantin Neven DuMont, hier einmal ratlos. Bild: dpa

So etwas hat es in der deutschen Zeitungswelt noch nie gegeben: Alle Chefredakteure des Verlagshauses M. DuMont-Schauberg (MDS) wenden sich öffentlich gegen den Mann, der bis vor gut sechs Wochen noch ihr gemeinsamer Vorgesetzter im Vorstand - und der designierte Konzernerbe war.

"Wir, die Chefredakteure der MDS-Zeitungen, stehen zu den Beschlüssen des Aufsichtsrates, Konstantin Neven DuMont aus seinen Ämtern abzuberufen, beziehungsweise zu beurlauben", heißt es darin. Denn der verbreite sich ständig mit MDS-Interna in anderen Medien – vorzugsweise der Bild-Zeitung. "Sämtliche Behauptungen widersprechen der Wirklichkeit, die wir täglich erleben und setzen unser gemeinsames Haus herab sowie alle, die es repräsentieren und dafür arbeiten", heißt es weiter.

Die Erklärung erscheint am Mittwoch in allen DuMont-Zeitungen (u.a. Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung, Express, Mitteldeutsche Zeitung/Halle, Kölner Stadtanzeiger, Hamburger Morgenpost).

Die Chefredakteure mokieren sich – mit ausdrücklicher Billigung vom "Vorstand der Mediengruppe M. DuMont Schauberg und der Geschäftsführer der Unternehmensbereiche Köln, Berlin, Frankfurt, Halle und Hamburg" darüber, dass Konstantin Neven DuMont "der publizistischen Konkurrenz (...) Material" liefere, "das im Wettbewerb gegen uns verwendet wird".

Aus Respekt gegenüber der Person und aus Loyalität gegenüber dem Unternehmen und seinen Gesellschaftern habe man bisher in der Öffentlichkeit keine Stellung genommen. "Allerdings ist Loyalität aus unserer Sicht eine Verpflichtung auf Gegenseitigkeit", und dazu gehöre besonders, "Personalangelegenheiten intern und vertraulich zu behandeln".

Damit hat sich beim öffentlich bislang eher mal zurückhaltenden Großverlag MDS auch der Umgang mit dem Familienkonflikt zwischen Konstantin und seinem Vater Alfred Neven DuMont (83) komplett geändert. Denn natürlich ist die Erklärung mit dem Verlagspatriarchen abgestimmt, wenn nicht gleich von ihm initiiert. Vor drei Wochen war MDS dagegen noch verzweifelt bemüht, so wenig wie nötig nach außen dringen zu lassen ­ auch in der Hoffnung, den sich gemobbt fühlenden Junior wieder einzufangen (taz berichtete mehrfach).

Abgerückt sind die Chefredakteure dagegen von Vorwürfen an die Adresse von Axel Springer, Konstantin Neven DuMont in Bild und Welt vorzuführen und für eine Kampagne gegen MDS zu missbrauchen. Chefredaktionsmitglieder des Kölner Stadtanzeigers und des Express, Peter Pauls und Berndt Thiel, hatten dies am 20. November in ihren Blättern in eigener Sache geschrieben und juristische Schritte von MDS gegen Springer angekündigt. Dort wird man die neue Erklärung der Chefredakteure daher mit doppeltem Genuss lesen.

Erklärung der Chefredakteure der MDS-Zeitungen

Die Chefredakteure der Zeitungen der Mediengruppe M. DuMont Schauberg haben sich auf folgende Erklärung verständigt, die am Mittwoch in den Zeitungen erscheinen wird.

Seit sechs Wochen werden wir beinahe täglich mit Interviews und Statements von Konstantin Neven DuMont konfrontiert. Über andere Medien, vor allem "Bild Köln", breitet er Interna des Medienhauses M. DuMont Schauberg ebenso wie Familien-Angelegenheiten öffentlich aus. Im Spiegel müssen wir lesen, Konstantin Neven DuMont finde den Verlag zunehmend unsympathisch.

In "Bild Köln" hieß es, die Qualität der von uns geführten Zeitungen habe sich seit seiner Beurlaubung vom Vorstandsamt dramatisch verschlechtert. An anderer Stelle behauptet er, jeder mache bei MDS, was er wolle, der Wert des Unternehmens sinke. Es gebe ein Führungsvakuum, und die Mitarbeiter stünden unentschlossen zwischen ihm und seinem Vater. Sämtliche Behauptungen widersprechen der Wirklichkeit, die wir täglich erleben und setzen unser gemeinsames Haus herab sowie alle, die es repräsentieren und dafür arbeiten. Das ist Anlass für unsere Erklärung.

Wir, die Chefredakteure der MDS-Zeitungen, stehen zu den Beschlüssen des Aufsichtsrates, Konstantin Neven DuMont aus seinen Ämtern abzuberufen, beziehungsweise zu beurlauben. Aus Respekt gegenüber der Person und aus Loyalität gegenüber dem Unternehmen und seinen Gesellschaftern haben wir in der Öffentlichkeit bisher keine Stellung genommen.

Allerdings ist Loyalität aus unserer Sicht eine Verpflichtung auf Gegenseitigkeit. Auch wir vertreten dieses Haus nach außen. Wir haben erwartet und erwarten daher, dass Konstantin Neven DuMont seinen Teil der Verpflichtung anerkennt und wahrnimmt. Zu den selbstverständlichsten Regeln gehört, der publizistischen Konkurrenz kein Material zu liefern, das im Wettbewerb gegen uns verwendet wird und Personalangelegenheiten intern und vertraulich zu behandeln.

Aus dem Kreis aller Mitarbeiter der Mediengruppe erreichen uns irritierte und besorgte Fragen. Umso mehr müssen wir Wert darauf legen, dass die tägliche Arbeit in unseren Redaktionen und Verlagen nicht länger durch abträgliche und substanzlose Äußerungen beeinträchtigt wird.

Hartmut Augustin, Hans-Jürgen Greye, Mitteldeutsche Zeitung; Hans-Peter Buschheuer, Berliner Kurier; Brigitte Fehrle, DuMont Redaktionsgemeinschaft; Joachim Frank, Rouven Schellenberger, Frankfurter Rundschau; Rudolf Kreitz, Express; Frank Niggemeier, Hamburger Morgenpost; Peter Pauls, Kölner Stadt-Anzeiger; Dr. Uwe Vorkötter, Berliner Zeitung

Der Vorstand der Mediengruppe M. DuMont Schauberg und die Geschäftsführer der Unternehmensbereiche Köln, Berlin, Frankfurt, Halle und Hamburg stimmen der Erklärung der Chefredakteure ausdrücklich zu und begrüßen sie. Wir sind uns in der Beurteilung des Verhaltens von Konstantin Neven DuMont und der sich daraus ergebenden Konsequenzen einig.

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2 Kommentare

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  • J
    Jorissen

    Keine Ahnung, welche Persönlichkeiten Herr Alfred Neven DuMont und sein Sohn in natura sind; solche Streitigkeiten vor aller Welt auszuführen, ist ein Armutszeugnis für Konstantin Neven DuMont und ein Offenbarungseid für seine Führungsqualitäten.

    Nach der Bloggeraffäre mit fast unwiderlegbaren Fakten und seiner Erklärung dazu, die an Hanswurstigkeit nicht mehr zu überbieten war, ein weiterer Schritt ins gesellschafftliche Nirvana.

    Nun auch noch der kollektive Hinauswurf.

     

    Wie stark mag man sich schämen, wenn man seinen eigenen Sohn so in der Öffentlichkeit sieht?

  • HS
    Horst Scharnhorst

    Oh Gott, der arme Verlag. Die verängstigten Chefredakteure. KND legt doch seine Finger in die offene Wunde. Warum gibts bei 700 Mio. Umsatz nur lächerliche 0,5 Mio. Gewinn. Die Antwort: der Verlag ist für sich selbst da. Seine Titel werden von 70jährigen gelesen. MDS: Zukunft nein Danke. Weiter KND!!! Weiter so.