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Druck auf Google nach Prism-SkandalNun droht der Lizenzentzug

Nach Prism wollen europäische Datenschützer Google zu einem sensibleren Umgang mit Daten zwingen. Es hilft aber nur ein europaweites Gesetz.

Google liest mit. Bild: dpa

BERLIN taz | Der Aufschrei der Datenschützer kommt spät. Schließlich war dem EU-Parlament spätestens seit Dezember 2012 bekannt, dass US-Geheimdienste all jene europäische Bürger legal ausspionieren können, die Cloud-Dienste von Google, Facebook oder Microsoft nützen.

Dies mahnte eine vom EU-Parlament in Auftrag gegebene Studie des Centre D'Etudes Sur Les Conflits und des Centre for European Policy Studies an. In der EU, so die Autoren der Studie, gebe es kein Bewusstsein für die massenhafte Überwachung europäischer Bürger durch US-Geheimdienste.

Rechtliche Grundlage für die Überwachung durch die US-Geheimdienstbehörde NSA ist das Foreign Intelligence and Surveillance Amendments Act (FISA), dass seit 2008 Telefonüberwachungen ohne richterliche Anordnung erlaubt. Das Prekäre an dem Gesetz: Europäische Bürger genießen noch weniger Schutzrechte bei der Überwachung als US-Bürger. Das meldete im Januar das Online-Magazin Slate. Folglich können US-Firmen, die ihre Dienste auch in Europa anbieten, auch ganz legal zur Herausgabe persönlicher Daten von EU-Bürgern genötigt werden. Deshalb forderten die Wissenschaftler vom EU-Parlament, die USA zur Anerkennung europäischer Datenschutznormen zu bewegen und ihre Bürger über die Überwachungsgefahr bei Cloud-Diensten aufzuklären.

Die Warnung verhallte ungehört im EU-Parlament – bis zur Enthüllung des Prism-Skandals durch den ehemaligen Geheimdienst-Mitarbeiter Edward Snowden. Erst daraufhin reagierte das Parlament. Am Mittwoch stellte Justizkommissarin Viviane Reding vor dem Innenausschuss des Parlamentes klar: „Firmen, die in der EU arbeiten, müssen europäische Datenschutzauflagen erfüllen, egal in welchem Land ihr Hauptsitz liegt“. Die Forderung nach einem einheitlichen EU-Datenschutzgesetz soll bei den Verhandlungen der geplanten Expertengruppe aus der EU und den USA eine zentrale Rolle spielen.

Der Prism-Abhörskandal spielt auch den Bemühungen europäischer Datenschützer in die Hände, Googles Datenschutzbestimmungen zu ändern. Denn seit März 2012 nimmt sich der Konzern das Recht heraus, die Nutzerdaten aus verschiedenen Angeboten wie YouTube oder GMail gesammelt auszuwerten. Bislang hat Google die Fristen der europäischen Datenschutzaufsichtsbehörden, Nachbesserungen auszuarbeiten, verstreichen lassen. Nach Prism scheint das Maß voll zu sein.

Länder erwägen Zwangsmittel gegen Google

Ein halbes Dutzend Länder wollen noch im Sommer Zwangsmittel gegen Google einleiten, berichtet das Online-Magazin heise. Die französische Datenschutzbehörde CNIL gibt dem Konzern nun drei Monate Zeit, seine Datenschutzbestimmungen an nationales Recht anzugleichen. Auch in Deutschland will der für die Überwachung Googles zuständige Datenschützer des Hamburger Senats, Johannes Casper, nächste Woche ein formales Verwaltungsverfahren gegen Google eröffnen.

Derweil versucht Google, sein ramponiertes Image aufzubessern. Firmenjustiziar David Drummond beteuerte am Donnerstag gegenüber dem Guardian, seine Firma hätte der NSA entgegen Medienberichten keinen Zugang zu ihren Server gegeben. Auch sei der Konzern erst durch die Enthüllung Snowdens von der Existenz des Prism-Programms unterrichtet worden. „Wir stecken nicht mit der NSA unter einer Decke“. sagte Drummond in einem Livechat mit Guardian-Lesern.

Bußgelder in Millionenhöhe

Ob Google damit seine ausspionierte Nutzer besänftigen kann, wird sich noch herausstellen. Die angestrebten Zwangsmaßnahmen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und den Niederlanden wird das Unternehmen kaum aufhalten können. Dann kämen Bußgelder in in Höhe von mehreren Millionen Euro auf das Unternehmen zu. Nach einem Bericht von Spiegel Online schließen sich mittlerweile auch konservative EU-Parlamentarier dem Datenbestimmungen großer Webkonzerne an.

Die größte Fraktion EVP droht Firmen wie Google sogar mit Lizenz-Entzug. Mit einer Mehrheit im EU-Parlament könnte der ursprünglich geplante Artikel 42 von EU-Justizkommissarin Vivian Reding wieder in den Entwurf der Datenschutzverordnung einfließen. Diese sah vor, dass Daten von EU-Bürgern an Drittstaaten nur auf Basis eines Abkommens übermittelt werden dürfen. Auf Druck Washingtons entfernte Brüssel den Artikel wieder aus dem Entwurf. Der europaweit verbindliche Datenschutz sollte bald kommen.

Denn das Schnüffel-Gesetz FISA, das den US-Geheimdiensten europäische Bürger ausspionieren lässt, ist im Dezember um fünf Jahre verlängert worden.

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11 Kommentare

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  • R
    Rosa

    Google ist der letzte Dreck. Jeder, der es benutzte wird bemerkt haben, daß er mit Werbeeinblendungen zugemüllt wird, die sich auf seine Suchanfragen beziehen.

    Deshalb empfehle ich die Metasuchmaschine Ixquick:

     

    https://eu4.ixquick.com/

     

    Ixquick ist anonymisiert, speichert keine Daten der Nutzer. Auch keine IP-Adressen oder Cookies.

     

    Startpage ist eine weitere Suchmaschine, die anonym ausschließlich auf Google zurückgreift:

     

    https://www.startpage.com/

     

    Am 14. Juli 2008 wurde Ixquick / Startpage mit dem ersten Europäischen Datenschutz-Gütesiegel (EuroPriSe) ausgezeichnet.

    Damit ist Ixquick die erste und einzige offiziell nach EU-Datenschutzrecht geprüfte und zertifizierte Suchmaschine.

  • R
    rb001

    Ein Treppenwitz der Geschichte.

     

    Das Mutterland der Meinungsfreiheit bietet dem Spion der Spione Asyl. Ja - Es hat sogar die Daten-Krake Google herausexpediert.

     

    Brav, brav

     

    Unsere staatlich bestellten Datenschützer dagegen schlafen.

    Amtlich bestellt - und haben die Bürger doch nicht geschützt vor

    Datenspionage

    Profiling durch staatliche und private Datendienste

    Datenhandel und -weitergabe.

     

    Wenn sogar Jedermann an verbotene Daten herankommt - zuletzt bei Facebook - wieso dann nicht unser Datenschutz.

    Aber offenbar steckt nicht nur unsere Kanzlerin in den Internet-Kinderschuhen.

  • G
    Glasauge

    Die Unternehmen sind ja rein rechtlich verpflichtet über Zugriffe und die Zusammenarbeit mit der NSA/CIA/FBI zu schweigen. Anderfalls werden diese Strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Die Leugnung des direkten Zugriffs auf die Kommunikationswege der Unternehmen gehört zu dieser "Verschwiegenheit" dazu. Meiner persönlichen Meinung nach wird es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit diesen direkten Zugriff geben. Hier ist den Auführungen von E.S. eher zu glauben, als wie dem Gebrubbel der Google und Konsorten Rechtsabteilungen. Ohne direkten Zuhgriff wäre eine Überwachungsmassahme ineffektiv.

  • BL
    Bir Leser

    "Nun droht der Lizenzentzug" als ich gelesen musste ich lachen. Wer soll denn die Lizenz entziehen. Traut sich jemand zu. Sogar das Wort entziehen in den Mund zu nehmen. Nee, es ist alles nicht glaubwürdig. Man dürfte erst mal gar nicht Lizenz freigeben. Ach komm. Es ist sinnlos darüber diskutieren.

  • W
    Wolfgang

    Moderner Faschismus heute

     

    Die Verwirklichung des Wunschbildes der Administration und Mitarbeiter aus SS, SD und Gestapo etc., vor 1945, scheiterte an der Praxis: Das Ziel war, jeden einzelnen der in Deutschland lebenden Menschen unter laufende Kontrolle zu bekommen.

     

    Heute, in Deutschland und EU-Europa, USA-Kanada-Australien, Japan und weltweit, ungeschminkte Realität.

     

    Merke: brave bürgerliche 'Demokraten' und Gauck*sche 'Freiheitskämpfer' schlafen? (bewusst!*).

  • W
    Wolfgang

    Das Kapital - und sein moderner Faschismus 2013

     

    Die Realität im modifizierten Kapital-Faschismus der Finanz- und Monopolbourgeoisie und deren (gesellschaftspolitischen) staatsmonopolistischen Allparteien-Administration heute:

     

    Mit "einem schläfrigen Gewissen ist es wie mit einem schläfrigen Menschen: man kann ihn durch gehöriges Rütteln wohl aus dem Schlaf reißen - nach ein paar halbwachen Augenblicken schläft er jedoch rasch wieder ein."

     

    (Zit.: Anatomie des SS-Staates, Band 1, Vorwort.)

  • E
    enam

    Lizenzentzug? Welche Lizenz bitte?

  • SK
    schwarzen Koffern

    Die EU-Kommission wird einen Dreck tun. Dieser undemokratische, korrupte Laden wird von den Amis und Interessensgruppen kontrolliert. Da macht der Einsatz einer einzelnen Person keinen Unterschied.

     

    Das EU-Parlament hat nichts zu sagen. Die sagen auch selten etwas. Und handeln können die erst recht nicht. Im Zweifelsfall bringen ein paar schwarze Koffer die Rädelsführer wieder auf Kurs. Oder die Amis erpressen sie mal wieder.

     

    Druck auf Google? Einen Furz wird es geben!

  • M
    Mirko

    semi-OT: Wieso guckt die Person im Artikelfoto sich ein spiegelverkehrtes Google-Logo an? :D

  • CT
    Christophe T.

    das ist ja typisch fuer die EU - die US Regierung sammelt Daten wie wild und anstatt sich mit dem Problem auseinander zu setzen werden ein paar zufaellig gewaehlte Strohmaenner verbrannt (angeblich). Wieso nimmt die EU nicht Stellung zum groessten illegalen Angriff auf den europaeischen Datenschutz?

     

    Das sieht jetzt ganz so aus als ob alle tatsaechlich unter einer Decke stecken und das auch gewusst (und gebilligt) hätte - mir stellen sich bei dem Gedanken schon wieder die Nackenhaare !

  • E
    Efes

    850.000 Mitarbeiter hat alleine die NSA. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Und da sind nicht mal die anderen Geheimdienste (CIA, DIA,..) dabei. Und auch nicht die nebenberuflichen Spitzel ("Informelle Mitarbeiter").

    Krank.