Drohnen-Angriff in Pakistan: Mehrere deutsche Islamisten getötet

Bis zu elf Menschen sollen bei einem Angriff einer US-Drohne in Pakistan gestorben sein. Der genaue Ablauf ist unklar.

Startbereite Drohne auf einem US-Stützpunkt. Bild: dpa

Bei einem mutmaßlichen US-Drohnenangriff sind am Montagabend im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan mehrere deutsche Staatsbürger getötet worden. Dies berichteten verschiedene Nachrichtenagenturen unter Berufung auf ungenannte pakistanische Geheimdienstkreise. Die Bundesregierung hat die teilweise widersprüchlichen Angaben bis Dienstagabend nicht bestätigen können. Laut Bundesinnenministerium gebe es keine neue Terrorgefährdung in Deutschland.

Bei den getöteten Deutschen soll es sich um vier bis acht Islamisten türkischer oder arabischer Herkunft handeln, die in Pakistan womöglich Anschläge in Deutschland vorbereiteten. Deutsche Staatsbürger können sich hierzulande unauffälliger bewegen als etwa Pakistaner.

Mit den Deutschen starben andere ausländische und pakistanische Islamisten. Insgesamt soll es bei dem Angriff mit zwei Raketen von einer unbemannten Drohne des US-Geheimdienstes CIA bis zu elf Tote gegeben haben. Die CIA bestätigt Drohneneinsätze nicht. Laut der Nachrichtenagentur afp starben seit August 2008 mehr als 1.150 Menschen bei Drohneneinsätzen.

Der Angriff vom Montag richtete sich gegen ein Dorf bei der Stadt Mir Ali im Stammesgebiet von Nord-Wasiristan, einem Zentrum des sogenannten Haqqani-Netzwerkes. Das gehört zu den afghanischen Taliban und kooperiert in Mir Ali mit pakistanischen Taliban vom Wasir-Stamm. Der Führer des Netzwerkes, Dschalaluddin Haqqani, nahm als einer der ersten afghanischen Islamisten schon Anfang der 1970er-Jahre den bewaffneten Kampf auf und ist für seine engen Beziehungen zum Terrornetzwerk al-Qaida wie zu Pakistans Geheimdienst bekannt. Dem Haqqani-Netzwerk werden zudem engste Verbindungen zur Islamischen Dschihad Union (IJU, siehe Text unten) nachgesagt. Unter seinem Dach verübte der deutsch-türkische IJU-Aktivist Cünayt Ciftci im März 2008 einen Selbstmordanschlag auf eine US-Basis im ostafghanischen Sabarai.

Die USA drängen Pakistans Militär seit Monaten zu einer Offensive gegen Nord-Wasiristan, doch zögert dieses. Es will zuerst seine Position in Süd-Wasiristan konsolidieren, wo es im vergangenen Jahr einmarschiert war.

Über den genauen Ablauf des Drohnen-Angriffs gibt es widersprüchliche Angaben: Laut Reuters wurden die Deutschen getötet, als sie in einer Moschee beteten, die dpa meldete, sie hielten sich im Gehöft eines örtlichen Islamisten auf, als die Raketen einschlugen.

Der Angriff erfolgte wenige Stunden nachdem die US-Regierung für Europa eine unspezifizierte Terrorwarnung herausgab. Laut US-Medien seien insbesondere Deutschland und Frankreich gefährdet. Die Art der US-Terrorwarnung, die inzwischen von anderen Regierungen übernommen wurde, löste Spekulationen aus, damit solle vor den US-Wahlen am 2. November Stimmung gemacht werden. In Frankreich wurden am Dienstag elf mutmaßliche Islamisten festgenommen, darunter drei, die aus Afghanistan heimgekehrten Kämpfern Papiere verschafft haben sollen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.