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Drohbriefe an BlockadeunterstützerBraune Post für Antifaschisten

In Berlin und Brandenburg will ein "Kommando 13. Februar" mit Drohbriefen UnterstützerInnen der Blockade des Dresdner Naziaufmarsches einschüchtern.

Mehr als 10.000 Menschen protestierten am 13. Februar 2010 in Dresden gegen den Aufmarsch rechter Demonstranten. Bild: apn

BERLIN taz | Neonazis haben ihre Niederlage am 13. Februar in Dresden offenbar nicht verkraftet. Letzte Woche erhielten mehrere BlockadeunterstützerInnen, die öffentlich zu Protesten gegen den Naziaufmarsch in der sächsischen Landeshauptstadt aufgerufen hatten, Drohbriefe. Die Neonazis machten sich die Mühe, die Briefe persönlich in die Briefkästen der EmpfängerInnen einzuwerfen. Auf den Zetteln steht "… dein Leben interessiert uns brennend …", beigelegt ist ein Streichholz.

Die Betroffenen lassen sich von dieser Drohgebärde jedoch nicht einschüchtern. "Wenn die Nazis nächstes Jahr erneut in Dresden laufen wollen, werde ich wieder dabei sein", sagte Stefan Liebich der taz. Der Berliner Bundestagsabgeordnete der Linkspartei hatte am vergangenen Montag Post erhalten. Der an Liebich gerichtete Brief eines "Kommandos 13. Februar" war an die Geschäftsstelle der Linkspartei in Berlin-Pankow geschickt worden. Auch bei den Geschäftsstellen in Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf gingen Drohbriefe ein. Insgesamt - so der bisherige Stand - erhielten 16 Privatpersonen bzw. ParteivertreterInnen schriftliche Drohungen, 15 davon in Berlin; eine Person lebt in Brandenburg. Die EmpfängerInnen haben Anzeige erstattet, der polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Sebastian Wehrhahn von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) sieht in den Briefen "ein Zeichen dafür, dass sich die rechte Szene weiter radikalisiert". Die MBR sammelt Informationen, ob weitere Personen bedroht wurden.

Am 13. Februar wollten Rechtsextremisten aus ganz Europa den deutschen Opfern des alliierten Bombardements 1945 auf Dresden gedenken. Der sogenannte Trauermarsch hat sich in den letzten Jahren zu einer der größten öffentlichen Aktivitäten der Neonazis entwickelt, zu dem auch Anhänger rechtsextremer Gruppen aus dem Ausland anreisen. Doch in diesem Jahr stellten sich den rund 6.500 Rechten mehr als 12.000 GegendemonstrantInnen entgegen. Mit Blockaden verhinderten sie die Naziparade.

Die Drohbriefe scheinen damit in direkter Verbindung zu stehen, denn alle EmpfängerInnen hatten zuvor öffentliche Blockadeaufrufe unterzeichnet. Liebich unterstrich, in der Vergangenheit habe es schon öfter solche Versuche gegeben, die Linkspartei einschüchtern. "Ich werde mich deshalb nicht von meinem antifaschistischen Engagement abbringen lassen", sagte er.

Die grüne Bundestagsabgeordnete und Rechtsextremismusexpertin Monika Lazar mahnte, die Drohungen ernst zu nehmen: "Dahinter steckt eine hasserfüllte Haltung, die leicht in Taten münden kann." Deutschlandweit nehme die Gewaltbereitschaft der Rechtsextremen zu, in Berlin sei die Naziszene "aktiv und radikal", sagte Lazar. Betroffene sollten Anzeige erstatten und sich an eine Beratungsstelle wenden, riet sie. "Jetzt erst recht" müsse man antifaschistische Bündnisse vor Ort verbreitern.

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14 Kommentare

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  • FN
    Floda Nashir

    Ja echt, Hermann, Du hast den Vogel nun aber ganz prächtig abgeschossen: Nazis sind ja eh zum Großteil männlichen Geschlechts, da muss man ja gar kein beklopptes Innen anhängen? Ist das jetzt antisexistisch?

  • I
    ich

    @peter wenner:

    woran haben sie das erkannt? ich meine das das antifaschistisch eingestellte menschen waren? waren sie schwarz angezogen? hatten sie oftmals eine maskierung oder dergleichen? möglich das sie einfach die veranstaltung verwechselt haben und nicht bei einer eins zu eins adaptiert rumlaufenden autonomen nationalisten ansammlung herumstanden?

     

    ich versteh auch nicht richtig wie man jetzt darauf kommt diese morddrohungen mit linken (teils terroristischen) aktionen aufzuwiegen zb dem brennen der autos. ich dachte nicht das die harmlose etatänderung was die bekämpfung gegen rechts angeht mit der verbundenen propaganda (Bild & kommentatoren : "droht eine neue raf?")so einschlagen könnten. man darf einfach nicht vergessen das links menschenfreundlich und rechts das gegenteil ist. wähend rechte alles hassen, ausser sich selbst und ihre brut, von a wie ausländern bis z wie zivis, richtet sich links letztendlich jdffls nach meiner auffassung danach erstens diese alles hassenden menschen in die schranken zu weisen sowie (grob) die auffassung das es möglich ist das jeder mensch genug zu essen und ein würdiges leben haben kann und es das herzustellen gilt. ich verteidige keine gewalt den angriff auf die polizestation finde ich nicht vertretbar. aber wenn man die straftaten von links und rechts vergleicht stellt man fest, das 1. die der ersten meist landfriedensbruch/sachbeschädigung und dergleichen sind, während rechts körperverletzung attentatsplanung zu finden sind. ausserdem sind es mehr linke straftaten da diese einfach schneller anzeigbar sind... etc usw

  • TS
    Tobias Schmidt

    @bus: In keinem Blatt das ich gelesen habe wird dieser Unsinn in der Überschrift verwendet. Soweit ist es dann doch noch nicht :) Aber stimmt!

     

    @mitleser: Genau! Aber wenn man schon guckt dann bitte schön richtig!

     

    @Hermann: Man man man so wirr kann man doch gar nicht sein... Ich wünsche Ihnen gute Besserung.

     

    Damit das lesen endlich wieder richtig Spaß macht und flüssig geht: Nur noch die weibliche Form! Kann ich super mit leben aber bitte dann immer und bei allem...

    (Schrieb ich auch schon mal)

  • O
    Onsom

    @Tobias: Ich stimme Ihnen voll zu!

     

    @Hermann: Das die braune Keule raus geholt wird wenn man kein Argument hat, ist bekannt. In diesem Zusammenhang aber einfach nur noch lächerlich!

  • GR
    genderstudies rocknroll

    Falls irgendwann mal sprachwissenschaftlich entdeckt wird, dass die vermeintlich maskuline Wortform lediglich etwas Neutrales verkörpert, während "-innen" eine diskriminierende Verniedlichung darstellt, können wir den Korrektheitswahn wieder abschaffen. Das stirbt dann direkt nach dem "Fräulein".

  • H
    Hermann

    @ Tobias Schmidt (09:27): Na Sie haben ja ein fettes Problem. Patriarchat und sexistische, nur Männer umfassender Grammatik haben über Jahrhunderte Leuten wie Ihnen nichts ausgemacht. Aber sobald da auch nur die leiseste Unebenheit im Kampf dagegen auftaucht, rufen Sie und Ihresgleichen panisch nach dem Männerbeauftragten.

    Sollten Sie wirklich an Geschlechterverhältnissen interssiert sein, erklären Sie bitte mal, warum es sich bei militanten Nazis zu mehr als 80% um Männerbünde handelt, warum es noch keine Frau in die Spitze dieser Gruppierungen geschafft hat, warum überhaupt auf der Rechten weden personell noch inhaltlich Gleichberechtigung einen Wert hat. Es gehört einfach zu deren altpatriarchalem Konzept, und insofern ist hier die männliche Form (trotz einzelnen Frauen, die mitmachen) durchaus vertretbar.

     

    Ums mal zuzuspitzen: So vollkommen weit scheint mir davon eine Gesinnug, die angesichts feministischer Sprache in Hysterie verfällt und von "Verstümmelung" spricht, davon nicht weg zu sein. (Warum nicht gleich "Entartung", wenn Sie Sprache offenbar für "natürlich" halten?) So scheint das Ziel, die alten Geschlechterverhältnisse wieder zu restaurieren, das gleiche wie bei Rechten (und so manchem Mainstream-Mann, und sei er Hausmann).

  • M
    mitleser

    @tobias

     

    man(n) kann auch versuchen einem floh/in in den arsch zu gucken!!

     

    peace,

     

    der mitleser

  • B
    bus

    Im übrigen, Herr Schmidt, ist Antifaschisten ja wohl ein positiv besetzter Begriff in dem Artikel, der schon in der Überschrift nicht zu AntifaschistInnen abgeändert wurde.

    Sie haben also recht, es wird nicht konsequent angewandt, dann sollte man es gleich lassen.

    Aber Sie haben eben auch unrecht, denn hier werden Männer nicht diskriminiert und Frauen bevorzugt.

    Grober Unsinn!

  • T
    TazWirdImmerBesser

    @Herr Schmidt

     

    Sehr guter Einwand.

  • TS
    Tobias Schmidt

    Liebe taz-Redakteure,

     

    auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole aber es ist doch schon auffällig.

     

    Man hat sich ja nun langsam dran gewöhnt, dass Texte in einigen Zeitungen und auch offizielle Verlautbarungen bis zu Unlesbarkeit mit den weiblich Anhängseln "Inn" oder "Innen" verstümmelt werden.

     

    Was aber bitte ist das hier immer für eine verkorkste Vorstellung von Gleichberechtigung?

    Also entweder lassen Sie in Zukunft diesen Blödsinn oder Sie machen dies Konsequent.

     

    In der taz werden regelmäßig nur positiv besetzte Begriffe mit dem weiblichen Apendix versehen. Negative Begriffe jedoch bleiben exklusiv männlich.

     

    Hier:

    - "BlockadeunterstützerInnen" -> im Auftrag der guten Sache

    - "EmpfängerInnen" -> Opfer von gefährlichen Idioten

    - "ParteivertreterInnen" -> gesellschaftlich akzeptiert und auch Opfer der Drohungen

     

    Die Absender dieser demokratie- und menschenverachtenden Briefe sind anscheinend ausschließlich männlich wie die gesamte Naziszene:

     

    - "Rechtsextremisten" -> gibt es da keine Frauen drunter?

    - "Neonazis" -> OK "NeonazisInnen klinkt mal richtig schlecht aber welchen Wort liest sich schon toll mit dem Anhang...

     

     

    Frauen lassen sich gerne diskriminieren wenn es Vorteile bringt!? Keine Feministin regt sich auf, dass in der taz oder anderswo nur positive Begriffe verInnt werden, keine Frau hat meines Wissens je gegen die Bundesrepublik geklagt, weil sie nicht zum Wehrdienst gezogen wurde und ich habe noch keine Frau gehört, die sich über "Mutter und Kind" Parkplätze aufgeregt. (Dürfen Väter da nicht parken?)

    Gleichberechtigung gerne! Dann aber bitte schön mit aller Konsequentes.

     

    Gruß Tobias Schmidt

    Vater und Hausmann

  • G
    Gelichstellungsbeauftragter

    Weiteres Beispiel wären die AnhängerInnen. So, jetzt zeigt mal, ob Ihr den Arsch in der Hose habt, das abzuändern!

  • H
    Heinz

    Die Antifa nähert sich in Sachen Vorgehen immer mehr dem braunen Dreck an, es besteht kaum noch ein Unterschied.

     

    Irgendwo habe ich sogar schon von der roten SA gelesen wie die Antifa seit neuestem genannt wird.

     

    Zum Beispiel die Angriffe auf die Polizeiwache bei denen manche Polizisten nur knapp mit dem Leben davon kamen, brauchen wir wirklich noch eine RAF?

     

    Unabhängig davon ist die Morddrohung des braunen Abschaums natürlich scharf zu verurteilen.

  • PW
    Peter Wenner

    Man sollte nicht alles glauben was die erzählen, denen ist jedes Mittel recht in ihrem völlig ausgearteten Kampf gegen Rechts.

     

    Man erinnere sich nur an die Antifa Leute die sich unter eine Pro Köln Demo gemischt und antisemitische Parolen gerufen haben.

     

    Wobei vielleicht waren die Antifa Leute ja wirklich antisemitisch...

  • R
    Roland

    Die wollen doch nur spielen.

    Alles ganz harmlos, das zeigen doch schon die vielen PI-Kommentare in der taz.