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Drahtesel-Lobbyist mit neuem Titel

Michael Föge, ADFC-Landesvorsitzender, wird erster Fahrradbeauftragter Berlins. Ehrenamtlich darf er den Verkehrssenator nun auf Defizite hinweisen. Die gibt es genug. Ein sechs Jahre altes Radwegekonzept gammelt in den Schubladen

von DIETMAR KAMMERER

Erneut hat der Senat einen Berufsbetroffenen zum Fachbeauftragten ernannt. Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) präsentierte gestern Michael Föge, den langjährigen Landesvorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), als ersten Berliner Fahrradbeauftragten. Erst Anfang Mai war das Vorstandsmitglied des Behindertenverbandes, Michael Marquard, zum Behindertenbeauftragten berufen worden.

Im Gegensatz zu Marquard wird der Drahtesel-Lobbyist aber nur ehrenamtlich arbeiten. Föge darf die Planungen und Umsetzungen der Verkehrs- und Fahrradpolitik kritisieren und soll Ansprechpartner für die Verkehrsteilnehmer der Stadt sein. „Verwaltungshandeln anregen und kritisch begleiten“, umriss Föge gestern seine Aufgabe.

Seine Erfahrungen und Vorschläge wird Föge dem Senat in einem jährlichen Bericht vorlegen. Die Förderung des Radverkehrs sei ein Puzzlespiel, bei dem alle Teile ineinander greifen sollten, so Föge. Oftmals seien es nur Details, wie etwa das Fehlen eines Fahrradabstellplatzes, die die Situation bestimmen. Keinesfalls will er die Konfrontation mit den Autofahrern suchen. In Erinnerung an seine Arbeit für den ADFC meint Föge, im Grunde mache der Fahrradclub die Politik des ADAC: „Je mehr Leute das Fahrrad benutzen, desto freier werden die Straßen.“

Verkehrssenator Strieder begründete die Berufung Föges gestern mit der zunehmenden Fahrradbegeisterung der Haupstädter. Er hoffe, dass in Zukunft die Belange des Radverkehrs stärker Berücksichtigung finden. Denn in Berlin beträgt der Anteil des Radverkehrs an den zurückgelegten Wegen nach Strieders Einschätzung nur magere 6 Prozent. Bereits 1994 wurde ein Fahrradroutenkonzept erarbeitet. Von den damals vorgesehenen 660 Kilometern an Haupt- und Nebenstrecken sind bis heute jedoch erst 40 Kilometer realisiert worden.

Föge hatte schon vor vier Jahren die Umsetzung des Konzeptes angemahnt. Damals hatte die Verkehrsverwaltung noch unter Strieders Vorgänger Jürgen Klemann (CDU) großspurig angekündigt, den Radler-Anteil im Straßenverkehr auf 7 Prozent erhöhen zu wollen.

Strieder will nun kräftig in die Pedale treten, um das Konzept doch noch zu verwirklichen. Für den Ausbau der Radstrecken wurde in die Investitionsplanung des Landes Berlin erstmals ein eigener Haushaltstitel von 3 Millionen Mark eingestellt. Davon sollen Teile einer Fahrradroute vom Brandenburger Tor über den Alexanderplatz und weiter über die Karl-Marx-Allee realisiert werden.

Selbst das dürfte kaum ausreichen, um eine alte Forderung Föges aus ADFC-Zeiten umzusetzen: die Erhöhung des Radleranteils auf 15 bis 20 Prozent.

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