piwik no script img

Dow Jones auf Vier-Jahres-TiefRettungspakete lassen Anleger kalt

Nachdem Deutschland eine Garantie auf rund 1,2 Billionen Euro Privatvermögen abgegeben hat, ziehen andere EU-Staaten nach. Dax und Dow Jones fallen trotzdem.

Tiefer als am Montag stand der Dax zuletzt im Juli 2006. Bild: dpa

BERLIN taz Eigentlich sollte es auf dem Treffen der EU-Finanzminister an diesem Dienstag in Luxemburg vor allem darum gehen, das Finanzsystem für künftige Krisen weniger anfällig zu machen. Auf der offiziellen Tagesordnung stehen Initiativen wie etwa die zur Verbesserung der Aufsicht von Versicherungsunternehmen. Zu wenig für den aktionshungrigen französischen Präsidenten und amtierenden EU-Ratsvorsitzenden Nicolas Sarkozy. Er fordert von den Ressortchefs für das EU-Gipfeltreffen in der kommenden Woche eine umfassende gemeinsame Krisenstrategie.

Wie Geld der Sparer abgesichert ist

Was verspricht die Bundesregierung?

Sie hat angekündigt, "alle privaten Einlagen" mit Staatsgarantien zu sichern. Gemeint sind aber nur Girokonten, Spareinlagen und Termingelder bei Banken, die dem deutschen Einlagensicherungsfonds angehören - Schätzungen zufolge rund 1,2 Billionen Euro.

Was ist mit dem Rest der 4,56 Billionen Euro, die die Bundesbürger besitzen?

Das sind beispielsweise Wertpapiere. Die Depots sind nicht bedroht, denn Aktien gehören immer dem Kunden. Geht eine Bank pleite, kann er sein Depot auf eine andere übertragen. Ein möglicher Werteverlust der Aktien ist allerdings sein Problem. Auch Inhaberschuldverschreibungen, zu denen die meisten Zertifikate gehören, werden von der Bundesgarantie wohl nicht erfasst. Geht der Emittent eines solchen Zertifikats pleite, kann das Geld komplett wegsein. Eine Ausnahme: Inhaberschuldverschreibungen von Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen.

Gab es bisher keine staatliche Einlagensicherung?

Bislang gibt es eine gesetzliche vorgeschriebene Einlagensicherung, die festschreibt, dass Banken Mitglied in der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken sind. Diese sichert pro Kunde 90 Prozent der Einlagen ab, höchstens 20.000 Euro. Im Prinzip weitet die neue Staatsgarantie dieses System aus.

Was sichern die Banken selbst ab?

Sparkassen-, Volks- und Raiffeisenbanken sind über eine Institutssicherung abgesichert: Schon wenn einem Institut die Pleite droht, müssen die anderen Mitglieder des jeweiligen Verbands ihm beispringen. Damit ist auch das Geld der Kunden unbegrenzt abgesichert. Die meisten privaten Banken sind am Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands Deutscher Banken beteiligt. Wie groß hier der Schutz ist, der über die gesetzlich garantierte Mindestsicherung hinausgeht, hängt von der Größe der Bank ab: Abgesichert sind Guthaben von bis zu 30 Prozent des Eigenkapitals der Bank. Das Minimum sind 1,5 Millionen Euro. Der Sicherungsfonds greift allerdings erst, wenn eine Bank pleite ist. Und er hat zwei Nachteile: Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Entschädigung. Und: Zwar haben die Banken eine Nachschusspflicht, wenn das Vermögen des Fonds im Krisenfall nicht ausreicht. Wenn aber viele Institute zugleich betroffen sind, könnte er zusammenbrechen.

Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi kündigte prompt an, sein Wirtschaftsminister werde noch einmal einen Fonds vorschlagen, in den die Staaten je 3 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts einzahlen sollen. Bei einem Sondertreffen der vier größten EU-Länder am Samstag hatte die Bundesregierung sowohl diese als auch eine ähnliche französische Idee bereits abgelehnt. Dass zumindest eine europäische Koordinierung nottut, war in den letzten Tagen deutlich geworden, als sich die Länder mit ihren einzelstaatlichen Rettungsmaßnahmen gegenseitig unter Zugzwang setzten. Begonnen hatte die irische Regierung, die vergangenen Donnerstag eine generelle Garantie für alle Guthaben an den sechs in Irland registrierten Banken abgab. Griechenland folgte am Freitag, Deutschland am Sonntag. Beide Länder beschränken sich aber auf eine Garantie für Girokonten, Spareinlagen und Termingelder privater Anleger. Schweden verdoppelte die Einlagensicherung am Montag von 250.000 auf eine halbe Million Kronen (rund 71.000 Euro). In Großbritannien sollen Privatguthaben statt bisher bis 30.000 von nun an bis 50.000 Pfund (umgerechnet etwa 64.000 Euro) gesetzlich abgesichert sein. Auch Österreich kündigte an, die Einlagensicherung anzuheben.

Die dänische Regierung verabschiedete ebenfalls eine unbegrenzte Garantieerklärung. Allerdings verpflichtete sie die Banken zugleich, in den nächsten zwei Jahren 35 Milliarden Kronen (etwa 4,7 Milliarden Euro) in einen Einlagensicherungsfonds einzuzahlen. Und sie machte klar, dass weder Aktionäre noch Banken selbst mit zusätzlicher staatlicher Hilfe rechnen können. Die isländische Regierung stoppte am Montag den Handel mit Aktien von Banken und Versicherungen komplett.

Immerhin gab es für die zerschlagene und teilverstaatlichte belgisch-niederländische Bank Fortis eine Lösung. BNP Paribas, die größte Bank der Eurozone, übernimmt die Geschäfte in Belgien und Luxemburg. Dafür bekommt die belgische Regierung 11,6 Prozent, die luxemburgische 1,1 Prozent der BNP-Paribas-Anteile. Die Regierung in Den Haag hatte die niederländischen Fortis-Teile bereits am Freitag gekauft, aber Belgien und Luxemburg damit verstimmt, dass sie laut über "versteckte Probleme" in den anderen Bereichen redete.

Womöglich auch wegen solcher Nickligkeiten zwischen den Ländern bezweifeln die Anleger an den Finanzmärkten offenbar, dass Europa in der Lage ist, die Finanzkrise effektiv zu bekämpfen. Der Euro fiel zeitweise auf 1,35 US-Dollar und war damit so billig wie seit über einem Jahr nicht mehr. Der Index für die europäische Bankenbranche verlor 6 Prozent. Der deutsche Leitindex DAX rutschte auf unter 5.320 Punkte ab, den tiefsten Stand seit Juli 2006. Der New Yorker Aktienindex Dow Jones fiel nach Handelsauftakt am Montag erstmals seit 2004 unter 10.000 Punkte.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

20 Kommentare

 / 
  • K
    konrad

    Weil wir noch nicht genug Zitate haben:

    "Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Was ist die Ermordung eines Mannes gegen die Anstellung eines Mannes?" - Die Dreigroschenoper

  • A
    AndreasJ

    Und in zwei Wochen ist alles vegessen. Die Medien werden Leute wie Merkel und Ackermann bereitwillig als Retter des Finanzstandortes Deutschland präsentieren. Verantwortliche werden froh sein, dass ein Großteil der Bevölkerung gar nicht verstanden hat, wie dreist er beklaut wurde.

  • G
    Gabi

    Was ist das eigentlich für eine Art von Globalisierung?

    Da wird eine Tochtergesellschaft in einem anderen Land gegründet, um Steuern zu sparen.

    Dort werden Arbeitsplätze geschaffen, wahrscheinlich auch noch Steuern gezahlt...!

    Muss ja so sein, sonst wäre es kein Steuervorteil.

    Wieso muss sich jetzt Deutschland für diese Bank ins Zeug legen und Steuergelder bereitstellen?

    Darüber sollte man auch mal nachdenken!

    Nicht umsonst gründen sich Konzerne. Es scheint immense Vorteile zu geben.

  • G
    Gabi

    Auch wenn Sparguthaben und die Girokonten abgesichert sind, habe ich mich doch immer gefragt, weshalb ein normales Sparbuch nur 0,5% Zinsen bringt. Ein vollgeladenes Girokonto 0% Zinsen.

    Man soll auf "Tagesgeldkonten" legen. Weshalb?

    Wenn man sich heute die Risiken eines einfachen Sparbuches und Girokontos ansieht, dann sind diese um ein Vielfaches unsicherer als die Einlagen der Aktionäre. Denn diese werden geschützt durch den Staat! Man kann die Menschen ja erpressen, dass nun die gesamte Wirtschaft zusammenbricht. Die Arbeitslosigkeit droht....!

    Wo sind eigentlich die langfristigen Risiken der Aktionäre???? Weshalb ist dieses sog. Risiko so rentabel? Bisher setzte es auf Arbeitsplatzabbau und Lohndumping durch Erpressung. Nun scheint es sich den Rest holen zu wollen.

    Warum?

    Vielleicht, weil man danach die komplette Privatisierung durchsetzen möchte. Der Staat ist dann pleite; die Show geht weiter. Es bleibt nur noch die Privatisierung. Dann ist die Rente sicher! Und auch der Zulauf der "Wehrwilligen"! So, wie in Amerika!

    Der Staat ist pleite oder steht davor, da muss man auch die Schulen privatisieren. Wer einen Bildungsgutschein haben will für sich und seine Familie, der muss in Armee eintreten! So, wie in Amerika.

    Wirklich reich werden daran nur Wenige. Der Rest muss arbeiten. Für den Mindeslohn!

  • ME
    Mag. Eberhard Siegl

    Paar Fragen, und ein paar selbsterfundene Antworten:

    - War es für die Banken nötig, für die nicht einmal vier Prozent, die ich auf mein Erspartes bekam, so risikoreich zu agieren? - Nein.

    - Geld floss über angekaufte Subprimes in die USA, wo es verkonsumiert wurde, half das auch unserer Wirtschaft (Stichwort: Wenn die USA einen Schnupfen haben, hustet auch Europa ...)? Ja.

    - Wieviel von dem, was jetzt fehlt, ist eigentlich in den Overhead geflossen (Wahnsinnsgagen für stümperhafte, weil von der Gier und dem Markt getriebene und nicht die Verantwortung wahrnehmende Banker) - zuviel, viel zu viel? Ja.

    - Warum ist es so, dass die Amis hauptsächlich konsumieren müssen, damit der Weltwirtschaftsmotor läuft, während die Europäer immer nur auf eine gute Bilanz schauen, mit Sparen und so? Keine Ahnung.

    - Wie lange hat der Kapitalismus in der bisher vorherrschenden und dann ausufernden Form den Kommunismus überlebt? 19 Jahre.

    - Warum ist mir das Ganze eigentlich egal? Weil ich sowieso nicht viel Geld habe und damit nicht viel zu verlieren habe.

  • G
    Gabi

    Ich mache mir langsam Sorgen. Ich mache mir Sorgen darüber, wie lange diese Gesellschaft diesen ewigen Druck und diese Panikmache noch aushalten kann.

    "Lohnzurückhaltung, sonst gehen wir in Ausland! Harz IV, sonst bricht das Sozialsystem zusammen! Rentenkürzungen und Privatisierung der Renten, sonst bricht das Rentensystem zusammen! Privatisierung des Bildungssystems, sonst lernt das Kind nichts in den Schulen! Überhaupt immer hübsch nach der Chicagoer Schule, sonst geht gar nichts mehr!"

    Und heute: "Rettet die Banken, sonst bricht alles gleichzeitig zusammen!"

    Wer dabei im Nachhinein noch vermögend ist, den sollte man enteignen!!!!

  • FK
    Felix Krull

    "Von F aus G:"

     

    "Die Finanzwirtschaft ist weitgehend zu einem Spielcasino geworden und keine Industrie, zumal dieses Wort vom lateinischen "industria" (Fleiss) herrührt."

     

    Stimmt. Jedoch rührt Spekulation vom lateinischen "speculatus" - dem Vorausschauen : ) Spekulanten nehmen Entwicklungen voraus und tragen so zur Effizienz von Märkten bei.

     

    "Bei seriöser Kreditvergabe unter begründeter Abwägung von Risiken kann es gar nicht zu sog. "faulen" Krediten und zu einer tiefen Krise globaler Dimension kommen."

     

    Stimmt. Deshalb sind auch nicht in erster Linie die Banken schuld, sondern die US-Sozialgesetzgebung, die glaubte, Häuserverkauf an Habenichtse fördern zu müssen. Interessierte dürfen hierzu unter den Stichwörtern "Community Reinvestment Act", "Fannie Mae" und "Freddy Mac" nachschlagen.

     

    "Ursache ist also in erster Linie die Gier der "Zocker"."

     

    Absolut nicht. Eventuell aber in zweiter Linie.:)

     

    "Seien wir ehrlich: Hat sich nicht diese verhängnisvolle Zockermentalität längst in unsere Gesellschaft eingeschlichen?"

     

    Der Mensch ist auf Maximierung seines eigenen Vorteils aus, das stimmt. Ist aber nichts grundsätzlich Schlechtes (sofern es nicht kriminell ist), sondern einer der Triebfedern unseres Fortschritts.

     

    Weiterhin hängen große Krisen und auch extreme Aufschwünge mit der menschlichen Neigung zur Übertreibung zusammen.

     

    Am Ende von Krisen stehen meist Änderungen, die in normalen Zeiten nicht durchsetzbar wären, und die allen nützen ....

  • A
    anke

    Der Dax und der Dow Jones fallen also trotz staatlicher Billionen-Garantien weiter. Nun – das überrascht mich gar nicht. Ich nehme an, dass die das jetzt durchziehen werden. Noch immer wird auf fallende Kurse gewettet. Noch immer wird Geld verdient mit den Verlusten anderer. Was sollten sie auch sonst noch tun, jetzt, wo die Krise offiziell angesagt ist? Sie nennen es Geschäft, aber ich wäre nicht erstaunt zu erfahren, dass sich einer beim abendlichen Bier rühmt, per Handstreich der Bundesregierung und ihren Mitrettern jene 35-Milliarden-Bürgschaft für die HRE aus der Tasche gezogen zu haben, von der noch gestern die Rede war. Wer wird sich denn mit einem lumpigen 15-Milliarden-Kredit begnügen, der am Ende noch zurückgezahlt werden muss, wenn er den Jackpott haben kann? Nickligkeiten? Welche Nickligkeiten? Die Anleger an den Finanzmärkten zweifeln an gar nichts. Am aller wenigsten an sich selbst.

  • DS
    doris schlensker

    Die Finanzkrise stark vereinfacht:

    http://www.youtube.com/watch?v=IT2Wg7lVYAs

  • S
    Sören

    Kann mir jemand sagen, wer dieser Broker auf dem Titelbild ist? Er taucht auf ungefähr jeden zweiten Bild zur momentanen Börsenberichterstattung auf, ganz gleich in welcher Zeitung oder Website.

    Ist er vielleicht in Wirklichkeit Schauspieler und arbeitet gar nicht in der Frankfurter Börse? Oder ist er ein Kumpel des dpa- Fotografen? Sieht er sein Gesicht gerne in den Medien?

    Und keiner weiß, wer er ist...

  • V
    vanitas

    Das Beste, sowie die einzige Wahrheit ist das Geld. An dieser treuen Illusion scheitert die posttraumatische Zivilisation gerade.Das beste, schöne und sichere Paradies brennt ab und nirgends gibt es einen Feuerlöscher. Wundervoll, der Einstieg ins nihilistische Tittitainment wird gerade vollzogen, auf der fußbodenbeheizten Polarkappe wird der Platz für alle schon reichen, so die Garantien versprechende Aussage grimassierender Politker. Garantien in den Raum gestellt,für Witze, die keine Garantien brauchen, um über sie zu lachen. prost und ahoi.

  • M
    manfred (56)

    Wir erleben gerade eine gigantische Volksenteignung. Die Finanzoligarchie hat es durchgedrückt, daß jeder in diesem Lande ein Konto braucht. Ohne sind mittlerweile keine Lohnzahlungen mehr möglich, ohne Einzugsermächtigung kann man sein Kfz nicht mehr anmelden, ohne Einzugsermächtigung bekommen Sie kein Pflegegeld und von der Telekom keinen Anschluß.

     

    Davon leben die Banken gar prächtig. Zu prächtig, denn in ihrer Gier haben sie sich die Gelder der Kunden in die Tasche gesteckt oder sie verzockt. Und nun sagt der Finanzminister, wir sollten doch Vertrauen haben und bloß nicht unser Geld von den Banken zurückfordern, denn dann brächen sie zusammen. Mit anderen Worten, das Geld ist nicht mehr da, es ist futsch, und das mit staatlicher Beihilfe. Jetzt sollen wir, und das ist der Gipfel der Dreistigkeit, unsere Steuern an die Banken abliefern, damit die dann so tun können, als gäben sie uns unser Geld zurück.

     

    Diese ganze Entwicklung ist übrigens nicht neu. Sie hat schon mit den Spekulationen am "Neuen Markt" einen ersten Höhepunkt gefunden. Niemand hat es damals für nötig gehalten, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Jetzt kumulieren sich die seinerzeitigen Verluste mit den aktuellen.

     

    Weshalb fordert eigentlich kein Steinbrück oder Merkel die Gewinne der Aktionäre zurück? Die wurden doch aus genau diesem jetzt angeblich verschwundenen Geld gespeist. Vielleicht sollte man statt den Hartz-IV-Empfängern mal den Besserverdienenden auf die klebrigen Finger sehen.

  • FA
    F aus G

    Die Finanzwirtschaft ist weitgehend zu einem Spielcasino geworden und keine Industrie, zumal dieses Wort vom lateinischen "industria" (Fleiss) herrührt. Bei seriöser Kreditvergabe unter begründeter Abwägung von Risiken kann es gar nicht zu sog. "faulen" Krediten und zu einer tiefen Krise globaler Dimension kommen. Ursache ist also in erster Linie die Gier der "Zocker". Seien wir ehrlich: Hat sich nicht diese verhängnisvolle Zockermentalität längst in unsere Gesellschaft eingeschlichen? Und versuchen nicht die bekannten und interessierten Kreise, von ihr kräftig zu profitieren? Klar, dass dann diese Blase platzt...

  • H
    Hobbit

    DAS MÄRCHEN VOM SCHWARZEN LOCH

     

    Es waren einmal mächtige Herren in einem alten Land, die verwalteten alles Geld der braven Bürger, so wie es ihnen die Fürsten in der großen Hauptstadt aufgetragen hatten, und die ließen ihnen freie Hand. Aber weil sie dumm und gierig waren, taten sie nicht wie sie sollten. Bald hatten sie sich selbst maßlos bereichert, aber das wusste niemand, nur ihre verschlagenen Kumpanen jenseits des großen Teiches. Diese waren noch dümmer und noch gieriger und hatten schließlich alle Taler aus ihren Kellern verprasst. Nun schickten sie ihren Verbündeten geschwind einen Boten. Diese sollten, so war die Kunde, hunderte Millionen Taler über das große Wasser schaffen, schneller als der Blitz, ansonsten müsse man ihre Schande verraten, und das wäre ihr schreckliches Ende. Da erschraken die Herren sehr und liefen zu den mächtigen Fürsten in der großen Hauptstadt. Oh, wir gestehen unsere Sünden, riefen sie, aber was sollen wir nun tun? Da bestellte man listige Zauberer, die ein schwarzes Loch zauberten, durch dass viele Millionen Taler über Nacht verschwanden über den großen Teich, hin zu den Spießgesellen.

    Aber das war erst der Anfang. Denn die Zauberer konnten nicht mehr innehalten und wie von Geisterhand taten sich nun tausend schwarze Löcher auf, durch die alles Geld der braven Bürger zu verschwinden drohte.

     

    Als nun das Volk davon erfuhr, dass so viele seiner Taler einfach verschwendet waren, da zürnte es und weinte. Die Herren des Geldes aber lachten und spotteten und sie pressten die ratlosen Fürsten, das Volk zu belügen. Und die Fürsten schlugen die Hände vor ihre bleichen Gesichter und sie verkündeten dem Volk die trügerische Gewissheit, es werde ihm keine Not geschehen.

    Aber keiner wollte wissen, wie es zu dem Zauberloch gekommen war und niemand war entschlossen, den Herren und ihren Zauberern endlich Einhalt zu gebieten.

     

    Das Volk aber, stumpf und ermattet von langer Fron und Lügenherrschaft, sollte dieses nun glauben und weiterhin mit noch mehr Fron und Entbehrungen den Herren wieder die Taschen füllen.

    Keiner weiß, wie's ausgegangen ist. Und wenn das Volk nicht ausgestorben ist, dann zahlt es wohl auf ewig. Die Herren und ihre Zauberer jedoch waren reichlich entlohnt und führten mit ihren Talern weiterhin ein vergnügliches Leben in ihren Schlössern und Burgen.

    ––––––––––––––––––––––––––––––

    Aber, weil dieses ein Märchen ist, muss nicht wahr werden, was nicht sein darf.

  • GN
    Götz Niemann

    Die Forderung Steinbrücks, "der Vorstand möge zurücktreten" ist entweder unglaubwürdig oder zeugt von ungewöhnlicher Ungeschicklichkeit. Es wäre doch kein Problem gewesen, die Bundesbürgschaften zu Rettung der Hypo Real Estate nur unter der Auflage des sofortigen Rücktritts zu gewähren.....

     

    Tatsächlich sieht es danach aus, das weder Steinbrück noch sonst einer seine Bürokraten sich in der Lage sieht die Geschäfte einer Grossbank zu überblicken, bzw. gar zu verantworten. Dieser Umstand wird auch den Ackermännern klar sein und deshalb können sie ja so dreist beim Erpressen der Regierung vorgehen, wie sie es tun.

  • ST
    Stefan Thiesen

    Eigentlich macht mich all das, was derzeit passiert, nur sprachlos. Der weltweite Zusammenbruch an sich ist nicht weiter überraschend für jemanden mit etwas mehr als durchschnittlicher mathematisch-naturwissenschaftlicher Bildungsausstattung, aber das Ausmaß der Arroganz und des offensichtlichen Selbstbetruges der selbsternannten "Meister des Universums" läßt einen schon fassunglos dastehen. Offenbar haben diese Leute wirklich geglaubt, daß das so weitergehen kann. Endloses Wachstum und ähnlicher Irrglaube. Und selbst jetzt noch glauben sie, Sie hätten ein Recht darauf zur Rettung eines einzigen Unternehmens einen Betrag in Anspruch zu nehmen, der in der Größenordnung von zwei deutschen Verteidugungshaushalten oder in etwa dem Sozialhaushalt entspricht. Es gibt Leute die glauben Geld und reale Werte können aus Nichts entstehen, und es gibt solche die glauben sie seien Napoleon. Letztere werden zu ihrem eigenen Schutz und dem der Öffentlichkeit versorgt und behandelt. Ersteren vertraut man das Schicksal der Menschheit an. Hallo?

     

    Aber auch die taz sitzt der Propaganda auf - Weshalb sollte die FInanzwirtschaft wohl eine Industrie sein? Mein gutes altes auf Papier gedrucktes Meyers Lexikon definiert Industrie so: "...die gewerbliche Gewinnung von Rohstoffen sowie die Be- und Verarbeitung von Rohstoffen und Halbfabrikaten."

     

    Und weiter:

     

    "Die Industriestatistik untergliedert die gesamte Industrie in: 1. Bergbau, 2. verarbeitende Industrie, 3. Energiewirtschaft, 4. Bauindustrie"

     

    Alle diese Industrien haben gemeinsam, daß sie reale physikalische Grundlagen haben und somit fest in der Wirklichkeit verwurzelet sind. Das gilt für den aufgeblasenen FInanzwirtschaftsaparat nicht. Er ist eine Art unwirkliche Simulation mit einer nur noch sehr losen Anbindung an die Wirklichkeit. Außerdem bedeutet "Industria" Fleiß. Arbeit also. Nicht Spekulation. Lustig ist übrigens in dem Zusammenhang der Name der "Hypo Real Estate". Estate heißt alles Mögliche - darunter auch Wert. Der Hame der Bank bedeutet also wörtlich "Unterhalb Wirklichen Wertes". Brüll. Sowas kommt von der Verdenglischung unserer Sprache. Hat was freudianisches an sich - oder etwas von selbsterfüllter Prohezeiung.

     

    Was mich konkreter wundert: laut einer Meldung des WDR sollen Kommunen und Länder zu den Gläubigern der unterwertigen Bank gehören. Interessant. Wie das denn?

  • EN
    Eyman Nawwas

    Wir erleben eine neue Entstehung des Ziolalismus wieder aber nur für große Wirtschaft- und Kriegsbosse überall auf der Welt. Grenzen zwischen Regierende und Wirtschaftskonzerne schmelzen bis zur unkenntlichkeit. Die Regierungen instrumentalisieren die Steuerzahler um Korruption und Finanzsskandale wieder salonfähig zu machen. Kriege auf Kredite führen ist das Motto. Die Krise ist noch am Anfang, schmerzhafte Nachbeben kommen noch.

    Wan macht unsere SCHUFA ??

  • A
    AndreasJ

    Schade, dass diese deutsche Großbank Ende der 90er endgültig dicht gemacht hat. Wie hieß die noch? Real Active Finance oder so.

  • H
    H-M

    Wie kommen die Jungs dazu, etwas von der Bundesregierung (also uns) zu >fordern

  • M
    michaelbolz

    Heute morgen gab es im Deutschlandfunk "Peer-Light". Was war der Mann handzahm, besonnen und strahle eine Ruhe aus, ich wollte mich gleich nochmals sanft betten; jetzt ist alles gut. Peerili bat um Verständnis und warb um Vertrauen.

    Inhaltlich war klar: "Ihr lieben Sparer! Lasst euer Geld auf euren Konten! Für Euch tun wir das! Nur für euch! Sonst geht es in den Kohlekeller."

    Jetzt bin ich doch leicht nervös.