piwik no script img

Doppelrauswurf beim Kiez-ClubSt. Pauli sagt Tschüß

Verein entlässt Trainer Markus Kauczinski und Sportchef Uwe Stöver. Grund sind verschiedene Auffassungen über den Weg aus der sportlichen Krise.

Haben beim FC St. Pauli nichts mehr zu melden: Uwe Stöver (li.) und Markus Kauczinski Foto: dpa

Hamburg taz | Der FC. St. Pauli macht Tabula rasa. Am Mittwochmorgen teilte die Pressestelle des Vereins mit, man habe „auf die sportliche Entwicklung der letzten Wochen reagiert und Sportchef Uwe Stöver und Cheftrainer Markus Kauczinski mit sofortiger Wirkung freigestellt“. Diese Entscheidung sei in Gesprächen zwischen Aufsichtsrat und Präsidium am späten Dienstagabend gefallen.

Vorbereitet war sie offenbar schon länger: Denn zeitgleich mit dem Doppelrauswurf stellte der Club bereits die Nachfolger des Duos vor: Nachfolger von Markus Kauczinski, der erst vergangenen November seinen Vertrag bis 2020 verlängert hatte, wird Jos Luhukay (55). Der gebürtige Niederländer arbeitete zuletzt in England bei Sheffield Wednesday, und wurde dort Ende 2018 entlassen. In Deutschland arbeitete der Coach bereits beim VfB Stuttgart, Hertha BSC, Borussia Mönchengladbach, dem FC Augsburg und dem SC Paderborn.

Den Posten des Sportchefs übernimmt der kaufmännische Geschäftsleiter Andreas Rettig bis zum Saisonende. Im Herbst wird auch er den Verein verlassen – aus „persönlichen Gründen“, wie es heißt. Totaler personeller Neuaufbau in der Führungsetage ist also angesagt.

Vor allem Stövers Beurlaubung kommt völlig überraschend. Der Vertrag mit dem 52-Jährigen war erst im Februar vorzeitig bis zum 30. Juni 2021 verlängert worden – seine Entlassung wird den Verein nun viel Geld kosten. Der Auslöser für die Trennung von Stöver dürfte sein, dass dieser sich weigerte, Kauczinski zu entlassen. Bis zuletzt hatte sich Stöver vor den Trainer gestellt und betont, dessen Demission sei auch nach vier verlorenen Spielen in Folge bei 1 zu 10 Toren „kein Thema“.

Nur ein paar Plattitüden

Als Tabellen-Sechster hat der FC St. Pauli derzeit vier Punkte Rückstand auf Relegationsplatz drei. Seit vier Spielen sind die Hamburger sieglos. Dem 0:4 im Derby gegen den HSV folgte ein weiteres 0:4 beim SV Sandhausen, ein 0:0 gegen den MSV Duisburg und ein 1:2 bei Holstein Kiel. Trotzdem ist der Bundesliga-Aufstieg zumindest theoretisch noch möglich.

Über die Hintergründe der Trennung verbreiteten beide Seiten bislang nicht mehr als Plattitüden. Sie sei notwendig gewesen, so Vereinspräsident Oke Göttlich, „um die Saison sportlich erfolgreich zu beenden und die Weichen für die neue Saison stellen zu können.“ Letzteres traute Göttlich, der sich am heutigen Donnerstag noch einmal umfassender zur Lage äußern will, dem für die Kaderplanung hauptverantwortlichem Stöver offenbar nicht mehr zu.

Stöver spricht über „unterschiedliche Auffassungen“ in Bezug auf die „weitere Vorgehensweise und Ausrichtung“ des Vereins. Klar ist: Die Differenzen müssen schwerwiegend gewesen sein um eine solche Trennung auszulösen. Von Kauczinski gab es zu seiner Entlassung keinen Kommentar.

Sowohl ihm als auch Stöver wurde Mittwochmorgen die Entlassung mitgeteilt. Vor dem Start des Vormittagstrainings wurde die Mannschaft informiert. Damit dreht sich das Personalkarussell bei dem Hamburger Zweitligisten immer schneller. Seit Oke Göttlichs Amtsantritt als Vereinspräsident vor viereinhalb Jahren ist Luhukay bereits der fünfte Cheftrainer. Vier Sportchefs verschliss der Club im selben Zeitraum. Zumindest in dieser Rubrik ist der FC St. Pauli in Schlagweite zu dem großen Stadtrivalen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!