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Dopingbelastete SpitzentrainerWas passiert mit Warnatzsch?

Der Fall Goldmann und die Folgen: Nun wird auch das Engagement anderer dopingbelasteter Trainer hinterfragt. Die deutschen Sportverbände müssen reagieren.

Unklare Zukunft: Norbert Warnatzsch betreut (noch) Olympiasiegerin Britta Steffen. Bild: dpa

In den vergangenen Tagen ist vor allem der Deutsche Leichtathletik-Verband in der Causa Werner Goldmann in den Schlagzeilen gewesen, doch auch andere olympische Verbände haben Altlasten. So ist etwa der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) betroffen. Norbert Warnatzsch, Trainer von Olympiasiegerin Britta Steffen und früher von Franziska van Almsick, hat eine Dopingvergangenheit im DDR-Sport. Ihm könnte wie Goldmann eine Ehrenerklärung, die beide vor den Olympischen Spielen in Peking unterzeichneten und in der sie versicherten, keine Dopingmittel an Athleten weitergegeben zu haben, zum Verhängnis werden. Dem Leichtathletiktrainer Goldmann wurde der Arbeitsvertrag bereits nicht verlängert. Verschiedene Schwerathleten haben dagegen in einem Brief protestiert. Auch Warnatzschs Kontrakt ist ausgelaufen.

Warnatzsch wurde Ende der Neunziger vor dem Berliner Landgericht mit weiteren acht Schwimmtrainern des SC Dynamo Berlin angeklagt. Sein Verfahren wurde wegen "geringer Schuld" eingestellt, doch damit reagierte das Gericht lediglich darauf, dass Warnatzsch eine "schwere Körperverletzung", also Minderjährigendoping, nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte. Justizsprecher Matthias Rebentisch sagte seinerzeit, dass sich der Tatverdacht gegen Warnatzsch "zumindest teilweise bestätigt" habe, jedoch sei ein Großteil der betroffenen Sportler zum Zeitpunkt der Einnahme der in der DDR "unterstützende Mittel" genannten Anabolika bereits volljährig gewesen. Zudem soll es sich ausschließlich um Fälle gehandelt haben, in denen männliche Sportler gedopt worden seien, die wohl keine körperlichen Schäden erlitten hätten. Das heißt: Das Gericht bestätigt, dass Warnatzsch Dopingmittel weitergegeben hat - an erwachsene Sportler. Warnatzschs Vertrag ist wie der von Werner Goldmann am 31. Dezember 2008 ausgelaufen. Er bekam bis zu diesem Zeitpunkt Geld vom Berliner Senat, dem Berliner Schwimm-Verband und dem Olympiastützpunkt (OSP) in der Hauptstadt. "Sein künftiger Vertragsstatus ist unklar", sagt OSP-Sprecher Roman Kluge.

Auch von Klaus Rudolph distanziert sich der Schwimmverband mittlerweile. Rudolph fungierte in der letzten Zeit als persönlicher Berater von DSV-Sportdirektor Örjan Madsen, dessen Vertrag nach Olympia fristgemäß ausgelaufen war. Lediglich ehrenamtlich sei Rudolph noch tätig für den Verband, sagte DSV-Generalsekretär Jürgen Fornoff der taz - in der Ausbildung von A-Trainern. Aber auch das werde beendet, so Fornoff. Rudolph hatte bereits im April 1999 in einer Vernehmung eingeräumt, als Excheftrainer des SC Empor Rostock für "Körperverletzungen der Schwimmer und Schwimmerinnen verantwortlich" zu sein, verursacht durch Anabolika-Konsum. Rudolph hatte die Einnahme der Tabletten angeordnet und überwacht.

Fornoff fragt sich, wie der DSV künftig die Zusammenarbeit mit belasteten Trainern gestalten soll. "Wir warten auf eine Antwort des Sportbundes", sagt er. Grundsätzlich hält er die Dopingvorwürfe für "erledigt". Und weiter: "Das eine ist die Moral, und das andere ist das Gesetz. Und nach dem Gesetz haben wir nichts verkehrt gemacht."

Klaus Rudolph hat bis Mai 2008 als Lehrwart in Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet. Ingolf Jopke, Präsident des dortigen Schwimmverbandes, bescheinigt Rudolph "exzellente Arbeit", dessen Vergangenheit interessiere die jungen Leute nicht mehr, glaubt Jopke. "Die wissen doch nicht, wer das wirklich ist."

Doch zurück zu den Leichtathleten: Brisant ist der Fall des Bundestrainers der Kugelstoßerinnen (A/B/C-Kader), Klaus Schneider aus Magdeburg. Er wurde in einer polizeilichen Vernehmung von Kathrin Neimke beschuldigt, Pillen verteilt und auf die Nebenwirkungen nicht hingewiesen zu haben. Neimke gewann die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und die Bronzemedaille bei den Spielen 1992 in Barcelona. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) untersucht nun, ob Schneiders Vertrag weiterlaufen kann. "Es handelt sich um ein schwebendes Verfahren", bestätigt DLV-Sprecher Eberhard Vollmer. Das Gleiche gelte für Klaus Baarck (Siebenkampf-Bundestrainer A/B-Kader der Frauen) aus Neubrandenburg, unter dessen gedopten Schützlingen auch Jugendliche waren.

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1 Kommentar

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  • E
    Exleichtathlet

    Man wundert sich immer wieder, wie ernsthaft es den Verbänden ist, dopingfrei zu werden oder zu sein. Ausländische Sportler werden kritisiert, dass sie sich in die Obhut von zweifelhaften Trainern begeben, aber hier werden Bundestrainer mit nachweislicher Dopingvergangenheit installiert. An dem kommt ein Athlet, der bei internationalen Wettbewerben teilnehmen will, fast gar nicht vorbei. Gibt es denn keine guten Trainer ohne Dopingvergangenheit? Erfolgreiche wahrscheinlich nicht, da der Erfolg eben doch, wie wir in den letzten Jahren der vielen Dopingenthüllungen erfahren mußten, meistens doch direkt mit Doping zu tun hat.

    Es entsteht langsam immer mehr auch eine andere Wahrnehmung von Topleistungen, das ist die einzige Hoffnung, die ich selber habe. Vielleicht entsteht langsam der Mut nicht nur auf die Medaillen zu schauen, sondern auch Mittelmäßigkeit zu akzeptieren, solange die Weltspitze in vielen Sportarten als dopingverseucht gelten muß.

    Daran sollte sich auch die Sportförderung orientieren, und nicht die Kaderzugehörigkeit an der Endlaufteilnahme bei internationalen Wettkämpfen festmachen, wenn Experten im Endlauf eher alle für gedopt halten.