Doping im italienischen Fußball: Strafe für Spätpinkler

Weil die italienischen Fußballprofis Mannini und Possanzini Dopingkontrolleure über Gebühr warten ließen, droht ein Streit mit den obersten Dopingwächtern von der Wada.

Italiens Profi-Fußballer wehren sich gegen neue Anti-Doping-Auflagen. Bild: dpa

ROM taz Fußball ist bekanntlich ein Mannschaftssport. Jeder Ball spielende Knirps lernt schnell, dass er mit seinen Kumpels kooperieren, die anderen aber heftig attackieren sollte. In Italien haben sich derzeit mehr als elf Freunde zum gemeinsamen Pressing zusammengefunden. Gegner ist die Wada. Die Spielervereinigung AIC hatte schon mehrfach gegen den seit Januar gültigen neuen Antidopingcode gewettert.

Die ständige Erreichbarkeit für Kontrolleure, von geringer dotierten Athleten anderer Sportarten als notwendiges Übel im Kampf um die Glaubwürdigkeit ihres Sports akzeptiert, ist für Fußballgladiatoren offenbar unzumutbar. Diese bringt auch auf die Palme, dass ab jetzt das ganze Team bei Dopingvergehen einzelner Spieler sanktioniert werden kann. Was bei Radlern als zukunftsweisend gepriesen wird, ist aus Sicht der Kicker eine Diskriminierung. Die Sorge immerhin ist verständlich. Hätte die Regelung vor 15 Jahren gegolten, hätte Juventus drei Scudetti und einen Champions-League-Pott weniger. Den Bianconeri war zwischen 1994 und 1998 gerichtsfest Epo-Doping nachgewiesen worden.

Der schwelende Konflikt zwischen Calcio und Wada war in der vergangenen Woche offen ausgebrochen, als der Internationale Sportgerichtshof Cas in Lausanne die Profis Daniele Mannini und Davide Possanzini zu einem Jahr Sperre verurteilte. Beide waren im Dezember 2007 verspätet zur Dopingkontrolle erschienen.

Die Umstände sind kurios. Die Akteure des Zweitligisten Brescia Calcio hatten nach einer 0:3-Pleite gegen Chievo Verona die Strafpredigt des Trainers abwarten wollen. Sie hatten sich den Kontrolleuren entzogen und sich erst aus der Kabine getraut, als die Frist um eine knappe halbe Stunde überschritten worden war. Die dann genommenen Proben waren negativ.

Eine lässliche Sünde, mag man denken. Roma-Kapitän Francesco Totti - im Frühjahr 2007 wegen einer Knöchelbehandlung zu spät zum Urinablassen gekommen, vom Disziplinarausschuss aber freigesprochen - kann als Referenzbeispiel gelten. Die weniger prominenten Mannini (jetzt Napoli) und Possanzini (weiter Brescia) hatte der Verband freilich für 15 Tage gesperrt. Die Wada hatte widersprochen. Behinderung einer Dopingkontrolle ist ein Dopingvergehen und muss als ein solches geahndet werden.

Gegen die einjährige Disqualifikation von Mannini und Possanzini hat sich eine Allianz aus Fußballverband, Liga, Spieler- und Schiedsrichtervereinigung sowie dem NOK Italiens gebildet. Unterstützung kommt auch von Fifa-Präsident Joseph Blatter. Ziel ist die Revision des Urteils. Weil der Cas die höchste Instanz im Sport ist, sollen nun Schweizer Gerichte bemüht werden. Ein Jahr Arbeitsverbot wegen Zuspätkommens ist hart. Doch so sind die Regeln.

Kennzeichnend für den Umgang mit Doping im Fußball ist, dass zwar alle Beteiligten gegen das Urteil protestieren, niemand es aber zum Anlass nimmt, die Spieler zur Pünktlichkeit anzuhalten und den Trainern nahezulegen, ihr Donnerwetter an die zur Kontrolle bestimmten Sportler besser zu terminieren. Lieber Gesetze ändern als sich ihnen beugen, lautet die Botschaft.

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