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Donald Trump auf dem PlatzDie neue Golfkrise

Der Sport mit Schlägern an den Löchern hat ohnehin nicht das beste Image. Jetzt wütet auch noch Donald Trump über die Plätze.

Donald Trump auf seinem Golfplatz im schottischen Aberdeenshire (Archivild von 2011) Foto: dpa

Es gibt viele Leute, die denken beim Stichwort Golf neuerdings automatisch an Donald Trump. Die Assoziationskette ist kurz: Golf-Trump-igitt. Solche Reflexe sind fatal. Der wunderschöne Sport, der sein wackliges Image mit den Vorurteilen Reichensport, Nichtsnutztum und Müßiggang seit Jahrzehnten mühsam abzuarbeiten versucht, steht statt auf dem langem Weg zum Volkssport bald wieder auf Los: Golf? Bäh!

Es war im vorigen Sommer, da hatte sich der Wahlkämpfer Donald Trump, Erbauer von einem guten Dutzend Protzresorts weltweit, als Besucher bei einem Event der PGA-Tour angesagt. Die Golfprofis gingen in Deckung: Mit dem wollten sie sich besser nicht sehen lassen, lieber kein Shakehands.

Hobbyspieler Trump wurde bald direkter. Bernhard Langer, der „sehr berühmte Golfer“, zudem sein Freund, habe ihm Infos über Wahlmanipulationen gesteckt, etwa, dass er nicht habe wählen dürfen. Skandal! Langer, seit Jahrzehnten in Florida daheim, leugnete vehement jede Freundschaft und alle Infos zum angeblichen Wahlverbot. Das ging recht leicht: Er hat gar keinen US-Pass.

Jetzt ist Trump Präsident und robbt sich, publikumswirksam in seinen Kreisen, weiter an die Szene heran. Und die zeigt ihr bigottes Dasein. Zunächst war da der rückenmalade Exstar Tiger Woods, der mit dem Präsidentengeschäftsmann einen Deal im neuen Job als Golfplatzdesigner unterzeichnete: Ein Luxusresort to beat all Luxusresorts soll in Dubai entstehen. Nach seiner Runde mit Trump salbaderte Woods: „Was mich am meisten beeindruckte, war, wie weit er den Ball mit seinen 70 Jahren den Ball noch peitschen kann.“

Im Februar griff sich der Präsident den nächsten Leichtverletzten: Rory McIlroy. Der Nord­ire verpasste die eleganteste Ausrede: Schonung in der Rekonvaleszenz und wurde nachher arg geshitstormt: Fanatiker, Idiot, Faschist. McIlroy wies alles zurück: „Es war nur eine Runde Golf, keine Billigung oder irgendeine Art politischen Statements.“ Spaß gemacht habe es schon. „Er ist ein guter Spieler“, behauptete McIlroy. Schöne Fotos hier, lächeln da. „Ich werde keine Zeit haben, Golf zu spielen, glaubt mir“, sprach der Gesinnungsfaker Trump noch im August. Kaum im Amt ließ er sich an den ersten Wochenenden von der Air Force One auf seine Golfplätze shutteln. Das Mar-a-Lago Resort in Palm Beach wird schon als „Winter White House“ verspottet.

Fake Tweets

Im Mai hatte er noch getweetet: „Während unser wunderbarer Präsident“, er meinte Barack Obama, „den ganzen Tag Golf spielt, bricht unsere Regierung auseinander.“ Obama hatte zumindest in den ersten vier Amtsmonaten keinen Schläger angefasst. Derweil brachte der englische Independent jetzt eine lange Abhandlung, ob man auf den beiden T-Plätzen in Schottland noch guten Gewissens spielen könne.

Dann durfte sich die US-Starspielerin Lexi Thompson mit Trump messen. Ihr Lob von dessen sportlichen Fähigkeiten klang nicht überzeugend: „Er hat viel um die Ohren derzeit, also ist es schwer zu urteilen, wo sein Spiel steht.“ Sicher sei er „kein schlechter Spieler“. Es sei „unterhaltsam gewesen, er schlägt nicht sehr weit, dafür sehr flach, deshalb rollt der Ball ewig weit.“ Golfsexisten wussten Bescheid: Trump kriegt keinen hoch.

Was mich am meisten beeindruckte, war, wie weit er mit 70 Jahren den Ball noch peitschen kann

Tiger Woods

Differenzierte Urteile lassen Videoaufnahmen vom präsidia­len Ballern zu: Donald Trump schlägt recht wüst um sich. Ein ziemlich ungelenker Haudrauf, hält kaum das Gleichgewicht im Durchschwung, prügelt mehr, als dass er swingt. Ästhetisch mäßig genussreich. Zudem auch mal unsportlich mit offen herumwehender Jacke.

Golf, wissen alle Golfer, ist ein verlässlicher Spiegel des Charakters: Zeige mir, wie du schwingst, und ich sage dir, wer du bist. Die Merkmale des 45. US-Präsidenten sind offensichtlich: hektisch, ungeduldig, fast wütend, deutlich der Drang, mit Gewalt etwas erzwingen zu wollen. Dabei wissen alle: Nicht du spielst Golf, sondern Golf spielt dich.

Ach Golf: Wie anders bewegte sich Barack Obama auf den Fairways: elegant, ohne Krafteinsatz, cool. Rory McIlroy kann nur gelogen haben über seine Runde mit Trump: „Er spielte so um die 80 Schläge.“ Vielleicht für 9 Loch und nicht 18.

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2 Kommentare

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  • "Donald Trump schlägt recht wüst um sich. Ein ziemlich ungelenker Haudrauf, hält kaum das Gleichgewicht im Durchschwung, prügelt mehr, als dass er swingt. Ästhetisch mäßig genussreich."

     

    Im ernst, ist euch das nicht selber peinlich?

  • "Golfsexisten wussten Bescheid: Trump kriegt keinen hoch." Ganz großes Kino, danke!