piwik no script img

Donald Trump, Teil 7.891Politisch korrekte Perverslinge

Der US-Präsidentschaftsbewerber unterstellt einer Moderatorin Menstruationsbeschwerden. Er wird vom Parteitreffen ausgeladen und sein Berater feuert ihn.

Lästert gerne über Frauen: Donald Trump. Foto: ap

Washington afp | Nach sexistischen Attacken auf eine Fernsehmoderatorin bekommt der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump Ärger im eigenen Lager. Der Milliardär wurde von einem wichtigen Republikaner-Treffen am Samstag in Atlanta ausgeladen, prominente Republikaner kritisierten seine Äußerungen. Gleichzeitig überwarf Trump sich mit seinem Top-Berater. Trump hatte nach einer Fernsehdebatte angedeutet, die harten Fragen einer Fernsehmoderatorin an ihn seien auf Menstruationsbeschwerden zurückzuführen.

Nach der ersten Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten am Donnerstag im rechtskonservativen Sender Fox News hatte Trump der Moderatorin Megyn Kelly vorgeworfen, ihn unfair behandelt zu haben – sie hatte ihm wegen einer Reihe frauenfeindlicher Äußerungen Vorhaltungen gemacht.

Am Freitagabend setzte Trump bei CNN noch einen Kommentar drauf, der so verstanden wurde, als führe er die harten Fragen der Moderatorin darauf zurück, dass sie Menstruationsbeschwerden gehabt habe. „Man kann sehen, dass Blut aus ihren Augen herauskam, dass Blut wo auch immer bei ihr herauskam“, sagte der 69-Jährige.

Nach einer Reihe abfälliger Bemerkungen unter anderem über Frauen brachte der Spruch auch bei vielen Republikanern das Fass zum Überlaufen. Der Milliardär, der beim Republikanertreffen RedState Gathering am Samstag neben anderen republikanischen Präsidentschaftsbewerbern hätte sprechen sollen, wurde wieder ausgeladen. „So sehr ich Donald Trump persönlich mag, sein Kommentar über Megyn Kelly auf CNN geht einen Schritt zu weit für mich“, sagte Gastgeber Erick Erickson.

Mr. Trump. Es. Gibt. Keine. Entschuldigung.

Die einzige weibliche Präsidentschaftsanwärterin der Republikaner, Carly Fiorina, twitterte: “Mr. Trump. Es. Gibt. Keine. Entschuldigung.“ Ähnlich äußerte sich auch Mitbewerber Scott Walker in einem Tweet, der ebenfalls republikanische Rivale Mike Huckabee forderte auf CNN eine Entschuldigung von Trump für seine Entgleisung.

Zwischen Trump und seinem engsten Mitarbeiter Roger Stone kam es wegen des Vorfalls um Bruch. Unklar war allerdings, wer ihn vollzog: Sein Wahlkampfteam teilte mit, Trump habe seinen persönlichen politischen Berater entlassen, weil dieser den Wahlkampf zur persönlichen Profilierung missbraucht habe. Stone widersprach der Darstellung umgehend: “Ich habe Trump gefeuert“, schrieb er auf Twitter. Er sei nicht einverstanden gewesen mit dem verbalen Angriff Trumps auf die TV-Moderatorin Kelly, weil dadurch die Hauptbotschaften des Wahlkampfs in den Hintergrund gerieten.

Menstruationsblut? Nasenbluten!

Trump reagierte mit einer Mischung aus Defensive und Gegenangriff. Er sei missverstanden worden, twitterte er am Samstagabend – in Wirklichkeit habe er mit der Äußerung zum „Blut“ der Moderatorin an Nasenbluten gedacht. Auch sein Wahlkampfteam hob hervor, Trump habe die Nase gemeint – nur „ein Perversling“ könne an etwas anderes denken. Der Organisator des RedState Gathering, Erickson, wurde in der Erklärung als „totaler Verlierer“ bezeichnet.

In einem weiteren Tweet beschwerte sich Trump zudem über die vielen „politisch korrekten Trottel“ im Land. “Wir sollten alle zurück an die Arbeit gehen und aufhören, unsere Zeit und Energie für Unsinn zu verschwenden“. Dass er bei dem Republikaner-Treffen ausgeladen wurde, schien den 69-jährigen Unternehmer aber dennoch zu wurmen. “ich vermisse euch alle, und danke für all eure Unterstützung“, schrieb er in einer weiteren Twitter-Botschaft. „Politische Korrektheit bringt unser Land um.“.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!